Parkinson-Patienten nutzt Tai Chi mehr als therapeutisches Krafttraining
11.03.2012
Laut einer Studie des Oregon Research Institute in Eugene im US-Staat Oregon vermindert regelmäßiges Tai Chi Training bei Patienten mit Parkinson die Häufigkeit von Stürzen. Die begleitende Tai-Chi-Therapie stellte sich in einer Forschungsarbeit als effektiver heraus, als bislang angenommen und zeigte im Studienverlauf sogar bessere Ergebnisse als die konventionelle Physiotherapie.
Chinesisches Schattenboxen (Taijiquan, kurz Tai Chi) erbringt Parkinson-Betroffenen offenbar einen effektvolleren therapeutischen Nutzen als das physiotherapeutische Krafttraining, wie neuerlich US-Forscher herausfanden. Zwar ist Parkinson unheilbar, allerdings werden Patienten als Begleittherapie Physiotherapie und aktive körperliche Bewegung empfohlen, um das Voranschreiten der Erkrankung hinauszuzögern und den körperlichen Verfall zu verlangsamen. In der vorliegenden Studie des amerikanischen „Oregon Research Institute“ zeigten sich angewandte Tai-Chi-Übungen als besonders wirksam.
Parkinson führt unweigerlich zum Verfall der Beweglichkeit
Ist die Krankheit in einem fortgeschritteneren Stadium angelangt, leiden die Betroffenen unter massiven Einschränkungen ihrer Beweglichkeit sowie an einem gestörtem Gleichgewichtssinn. Unfälle sind daher keine Seltenheit und führen zu weiteren Komplikationen und Einschränkungen im Lebensalltag. Aus diesem Grund werden den Patienten meist spezielle Bewegungseinheiten und Physiotherapeutische Therapien verordnet, um die Muskeln zu stärken. Die Betroffenen sollen so möglichst lange ihre Selbstständigkeit behalten und am „normalen Leben“ teilnehmen können. Die traditionellen asiatischen Sportarten wie Tai Chi oder Qi Gong sind dafür bekannt, die motorischen Fähigkeiten zu trainieren. Vor allem ältere Menschen in Asien nutzen das chinesische Schattenboxen, um auch im hohen Alter fit zu bleiben. Mehre vorangegangene Forschungsarbeiten zeigten bereits, dass hierdurch das Unfall- und Verletzungsrisiko erheblich gesenkt wird.
An der Studie nahmen unter der Leitung von Fuzhong Li insgesamt 195 Parkinson-Patienten teil, deren Erkrankungsstadium als „leicht bis mittelschwer“ eingestuft wurde. Unter fachlicher Aufsicht wurden mit den Probanden über einen Zeitraum von sechs Monaten traditionelle Übungen der Bewegungslehre Tai Chi unternommen und im Anschluss mit den Fortschritten der Physiotherapie und einer Kontrollgruppe verglichen. Vor Studienbeginn wurden die Teilnehmer in drei gleichgroße Gruppen aufgeteilt. Die erste Gruppe unternahm zwei mal pro Woche jeweils eine Stunde Tai Chi Unterricht. Im selben Zeitraum absolvierte die zweite Gruppe Physiotherapeutische Krankengymnastik und die dritte Gruppe diente als Kontrollgruppe und legte nur sporadische Dehnungsübungen ein.
Tai-Chi erhöhte Bewegungsfreiheit und Gleichgewichtssinn
Im Anschluss wurde alle Patienten untersucht und die Ergebnisse ausgewertet. Während die Probanden der dritten Gruppe erwartungsgemäß keine Fortschritte in ihrer Beweglichkeit zeigten und sogar durch das Fortschreiten der Krankheit Verschlechterungen hinnehmen mussten, zeigte die zweite Gruppe mit dem Krafttraining durchaus Positiveffekte. Die Tai-Chi-Gruppe erzielte jedoch bei der Auswertung die besten Resultate. Die Patienten der Gruppe Eins waren im Durchschnitt beweglicher und konnten zum Beispiel schneller und sicherer einen Stuhl anheben und wieder abstellen. Hinzukommend wurden im Studienzeitraum in der Tai-Chi-Gruppe weniger Unfälle durch Stürze beobachtet. Die Teilnehmer der Gruppe Eins erreichten darüberhinaus eine signifikante Verbesserung des Gleichgewichtssinn.
Tai Chi verzögert Parkinson-Symptome
Im Resümee sagten die Wissenschaftler, "Tai Chi hilft Parkinson-Patienten sich eine längere Zeit selbstständig zu bewegen und Alltagsaufgaben wie Aufstehen, Gehen und nach-vorne-Strecken zu vollziehen". Nach Meinung der Forscher ergebe sich aber noch ein weiterer Vorteil: Tai Chi ist im Gegensatz zur Physiotherapie kostenneutraler, da die Teilnehmer keine spezielle Ausrüstung benötigen und nach dem Erlernen die Übungen jederzeit an allen möglichen Orten vollziehen können. Basics der traditionellen Sportart seien zudem schnell erlernbar.
Tai Chi zeigt sich nicht nur bei Parkinson als hilfreich. Im Jahre 2011 ermittelte die US-Harvard Universität, dass Patienten nach einem durchlebten Herzinfarkt ihre Lebensqualität entscheidend verbessern können, wenn sie mindestens zwei mal pro Woche an einem Tai-Chi-Kurs teilnehmen. Es zeigte sich, dass die Betroffenen ihr Wohlbefinden und ihr allgemeines Selbstbewusstsein erheblich steigern konnten und somit die Chancen auf eine vollständige Genesung erhöhten. (sb)
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Bild: Michael Raab / pixelio.de
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