Erfolgreicher Kampf gegen HIV: Weniger HIV-Neuinfektionen und Todesfälle
19.07.2012
Das Engagement im Kampf gegen HIV trägt Früchte. Weltweit ist die Zahl der Neuinfektionen und Todesfälle rückläufig. Immer mehr Aids-Patienten erhalten auch in den ärmeren Ländern antiretrovirale Therapien. UNAIDS, das Gemeinsames Programm der Vereinten Nationen zu HIV/AIDS, berichtet in einem aktuellen Report von den Erfolgen, die im Kampf gegen die Immunschwächekrankheit erzielt werden konnten, mahnt jedoch gleichzeitig, dass das Engagement der Staatengemeinschaft keinesfalls nachlassen dürfe.
Laut der aktuellen Veröffentlichung des HIV-/Aids-Programms der Vereinten Nationen (UNAIDS) haben sich im Jahre 2011 rund zweieinhalb Millionen Menschen mit HI-Virus infiziert. Zehn Jahre wurden etwa ein Fünftel mehr Neudiagnosen gestellt. Ein größeres Absinken der Zahlen zeigte sich bei den Kindern. Hier sei die Rate der Neu-Infizierten im Verlauf von zwei Jahren um fast 25 Prozent auf rund 330.000 Neufälle gesunken. Am Mittwoch sagte der Vorsitzende der UNAIDS, Michel Sidibé, in Washington: „Wir können einen schnellen Fortschritt erkennen, allerdings ist es bedenklich, dass mehr als ein Drittel der neuen Infektionen junge Menschen zwischen 15 und 24 Jahre sind“. Jeden Tag hätten sich im Jahre 2011 etwa 2400 Menschen mit dem gefährlichen Aids-Virus infiziert, so Sidibé.
"Es ist klar, dass dies nicht der Zeitpunkt ist, um unsere Anstrengungen im Kampf gegen Aids zu verlangsamen, doch wir sollten einen Moment innehalten, um über die gemachten Fortschritte nachzudenken, auf diesen aufzubauen und eine Aids-freie Generation zu erreichen“,erklärte Eric Goosby, US Global Aids Coordinator anlässlich der Vorstellung des aktuellen UNAIDS-Reports. Den Angaben von UNAIDS zufolge ist die Entwicklung durchaus erfolgversprechend. Die Zahlen der HIV-Neuinfektionen sinken, die Todesfälle ebenfalls und der Zugang zu Aids-Medikamenten wurde deutlich verbessert.
3,4 Millionen Kinder leben mit einer HIV-Infektion
Insbesondere bei den Neuinfektionen von Kinder ist laut UNAIDS eine erfreuliche Entwicklung zu verzeichnen. Seit dem Jahr 2009 sei die Zahl der neuen HIV-Infektionen bei Kindern um geschätzte 24 Prozent zurückgegangen. Im Jahr 2011 haben sich den Zahlen des Aids-Programms der Vereinten Nationen zufolge noch 330.000 Kinder neu mit HIV infiziert, knapp halb so viele wie auf dem Höhepunkt der Epidemie im Jahr 2003 (570.000 Neuinfektionen bei Kindern). Michel Sidibé, geschäftsführender Direktor von UNAIDS, gab bei der Vorstellung des Reports im Vorfeld der 19. Internationalen AIDS-Konferenz in Washington jedoch zu bedenken, dass immer noch mehr als ein Drittel der Neuinfektionen junge Menschen im Alter zwischen fünf und 24 Jahren betreffen. Pro Tag infizierten sich im Jahr 2011 rund 2.400 Menschen dieser Altersgruppe mit HIV. Weltweit leben den Angaben von UNAIDS zufolge derzeit circa 3,4 Millionen Kinder mit einer HIV-Infektion, rund 90 Prozent von ihnen in Afrika südlich der Sahara. Etwa 230.000 Kinder starben im Jahr 2011 an den Folgen ihrer Aids-Erkrankung.
Jährlich 2,5 Millionen HIV-Neuinfektionen
Zwar wurde in einzelnen Ländern weiterhin eine Zunahme der Neuinfektion beobachtet, doch global betrachtet seien die HIV-Neuinfektionen in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen, berichten die Experten des HIV/Aids-Programms der Vereinten Nationen. Insgesamt haben sich laut UNAIDS im Jahr 2011 rund 2,5 Millionen Menschen weltweit mit HIV infiziert, was circa 100.000 weniger waren als im Jahr 2010 und circa zwanzig Prozent weniger als zehn Jahre zuvor. Schätzungsweise 34,2 Millionen Menschen leben heute mit HIV. Allerdings starben im Jahr 2011 immer noch 1,7 Millionen an den Folgen ihrer Aids-Erkrankung. Die ist zwar eine deutlich geringere Zahl als noch im Jahr 2005 (2,3 Millionen Aids-bedingte Todesfälle), doch könnte die Anzahl der Todesopfer noch weiter gesenkt werden, wenn alle bedürftigen Patienten mit antiretroviralen Medikamenten versorgt würden, erklärten die UNAIDS-Experten.
8 Millionen Menschen erhalten antiretrovirale Therapie
Im Jahr 2011 erhielten rund acht Millionen HIV-Infizierte eine antiretrovirale Therapie, was circa 1,6 Millionen (20 Prozent) mehr waren als noch im Jahr zuvor. Im Jahr 2003 hatten lediglich 400.000 Menschen Zugang zu antiretroviralen Medikamenten. Auch kosteten die Arzneimittel derart viel, dass ihr Einsatz in den armen Ländern kaum denkbar war. Doch mittlerweile sind die Kosten für eine Therapie von rund 8.000 Euro jährlich auf weniger als 80 Euro gesunken. Teure Präparate wurden durch günstige Generika ersetzt (wirkstoffgleiche Kopien von Marken-Medikamenten) und der Zugang zu den Therapien vor allem in den besonders stark betroffenen Regionen wie beispielsweise südlich der Sahara deutlich verbessert. Allerdings besteht laut Aussage von UNAIDS weiterhin Ausbaupotenzial bei der antiretroviralen Therapie, denn rund die Hälfte aller bedürftigen HIV-Infizierten erhalte heute noch keine entsprechenden Medikamente. Bei Nutzung dieser Potenziale könne das Ziel der Vereinten Nationen, mehr als 15 Millionen HIV-Infizierten bis zum Jahr 2015 Zugang zu einer Therapie zu verschaffen, durchaus erreicht werden, erklärte der UNAIDS-Direktor Michel Sidibé. Im Vorwort des UNAIDS-Reports „Together we will end AIDS“ erläutert der UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, dass „ein Jahrzehnt antivirale Behandlung HIV vom Todesurteil zu einer handhabbaren chronischen Krankheit“ werden ließ. Es bestehe „eine reale Chance, Neuinfektionen von Kindern in den kommenden drei Jahren auszumerzen“, so Ban Ki Moon weiter.
Viele Länder verdoppeln ihre Investitionen im Kampf gegen AIDS
Die bisherigen Erfolge sind laut UNAIDS auch auf die Bemühungen der internationalen Staatengemeinschaft im Kampf gegen Aids zurückzuführen, wobei vor allem die Länder mit mittlerem und niedrigem Durchschnittseinkommen ihr finanzielles Engagement in den letzten Jahren deutlich ausgebaut haben. Während „die internationale Finanzierung abflacht, verstärken viele Länder ihren eigenen Anteil der Investitionen im Kampf gegen HIV“, so die UNAIDS-Mitteilung.(Welt-Aids-Konferenz vom 22. bis 27. Juli in Washington werden rund 25 000 Teilnehmer über die bisherigen Erfolge und die zukünftigen Ansätze im Kampf gegen Aids diskutieren. (fp)
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