Kreisrunder Haarausfall, oder auch Alopecia areata genannt, ist als Haarverlust in Form von ovalen oder runden Herden zu verstehen. Davon betroffen ist vorwiegend die Kopfhaut. Es bilden sich ein oder mehrere haarlose Areale. Am Herdrand sind oft kurze, abgebrochene Haare zu erkennen, die zur Kopfhaut hin immer dünner werden. Ihrem Aussehen nach spricht man hier von „Ausrufezeichenhaaren“. Die unbehaarten Stellen können sich auch auf andere behaarte Körperteile ausweiten, im schlimmsten Fall treten sie am ganzen Körper auf.
Der Haarausfall setzt plötzlich ein und befällt vor allem junge Männer und Kinder. In Deutschland sind ungefähr eine Million Menschen davon betroffen. Alopecia areata ist eine entzündliche Haarerkrankung, bei der glücklicherweise die Haarfollikel erhalten bleiben und nur deren Faserbildung unterdrückt wird. Somit handelt es sich um eine Störung des Haarwachstums, und nicht um eine Störung der Haarbildung, wodurch eine spontane Heilung jederzeit möglich ist. Bei einigen Betroffen treten außerdem zusätzlich Veränderungen der Nägel auf, sogenannten Tüpfelnägel.
Inhaltsverzeichnis
Ursachen
Die Ursachen für den kreisrunden Haarausfall sind noch nicht vollständig geklärt. Nach aktuellem Forschungsstand ist von einer genetischen Disposition auszugehen. Auch wird angenommen, dass eine Störung des Immunsystems die Ursache für den Haarausfall sein kann. T-Lymphozyten, die normalerweise Eindringlinge erkennen können, gehen gegen Körpereigenes vor, das heißt sie erkennen die eigenen Haarfollikel nicht als eigen, sondern als fremd. Dadurch entsteht eine Entzündungsreaktion, die zu einer Störung des Haarwachstums und im Anschluss daran zum Haarausfall führt.
Circa 30 Prozent der Betroffenen sind Allergiker. Bei diesen Patienten besteht eine erhöhte Allergiebereitschaft, sie leiden deshalb häufig an Neurodermitis, Heuschnupfen, einer Nahrungsmittelallergie und Asthma.
Körperliche Erkrankungen und Stress
Verschiedene Erkrankungen wie zum Beispiel Störungen der Schilddrüsenfunktionen (z.B. Schilddrüsenüberfunktion), die chronisch entzündliche Darmerkrankung Colitis ulcerosa und Polymyalgia rheumatica (entzündlich rheumatische Erkrankungen mit Muskelschmerzen an verschiedenen Stellen) kommen als Ursache für den Haarverlust in Frage.
Häufig spielt die Psyche eine große Rolle. So kommt es bei massiver innerlicher Anspannung, Stress, persönlichem Verlust, Ängsten oder Depressionen gehäuft zu kreisrundem Haarausfall. Gerade bei Kindern wurde festgestellt, dass diese nach dem Verlust einer ihnen sehr nahestehenden Person plötzlich kreisrunde kahle Stellen an der Kopfhaut bekamen. Ein Trauma beziehungsweise ein seelischer Schock, kann einen plötzlichen Haarverlust auslösen.
Hormonveränderungen und Medikamente
Die hormonellen Veränderungen in der Schwangerschaft sind ebenfalls ein möglicher Auslöser. Hormonstörungen können generell einen plötzlichen Haarverlust bedingen. Weiterhin kommen lokale Verletzungen der Kopfhaut sowie die Einnahme von Medikamenten wie Antidepressiva und Lipidsenkern als Ursache in Betracht.
Symptome bei kreisrundem Haarausfall
Die Ausprägungen des kreisrunden Haarausfalls können sehr unterschiedlich sein. Meist beginnt die Erkrankung mit einem haarlosen Herd von ein bis zwei Zentimetern Durchmesser. Zusätzlich tritt eventuell Juckreiz auf. Meist ist nur die Kopfhaut betroffen. Bei circa drei Vierteln der Betroffenen beschränkt sich der Haarausfall auf ein bis zwei Stellen auf der Kopfhaut. Andere leiden an stärkerem Befall mit mehreren haarlosen Herden, die auch konfluieren (zusammenfließen) können.
Gelegentlich geht die Alopecia areata auch in einen diffusen Haarausfall über (Alopecia diffusa), welcher auf einzelne Stellen begrenzt ist. Eine Sonderform äußert sich im Verlust von Augenbrauen oder Wimpern. Geht die Kopfbehaarung vollständig aus, wird dies als Alopecia totalis bezeichnet. Ist der ganze Körper betroffen, sprechen Mediziner von einer Alopecia universalis. Bei circa einem Viertel der Betroffenen werden sogenannte „Tüpfelnägel“ beobachtet. Dabei handelt es sich um grübchenförmige Aussparungen auf der Nagelplatte, welche eigentlich ein typisches Begleitsymptom der Psoriasis (Schuppenflechte) sind.
Verlauf
Der kreisrunde Haarausfall kann nach ein paar Monaten ganz spontan und auch völlig verschwunden sein. Bei anderen Betroffenen entwickelt er sich hingegen über Jahre hinweg kontinuierlich weiter. Möglich ist es, dass die vorher kahlen Stellen zunächst völlig mit Haaren bedeckt sind und dann ganz plötzlich wieder schubweise ausfallen.
Wenn Haare nachwachsen, sind diese zuerst unpigmentiert und dünn, bekommen später jedoch eine völlig normale Struktur. Der kreisrunde Haarverlust stellt keine Gefahr dar und ist nicht ansteckend, dennoch wirkt er sich häufig äußerst belastend auf die Psyche der Betroffenen aus.
Schulmedizinische Maßnahmen
Ist die Ursache für die Alopecia areata geklärt, erfolgt eine kausale Therapie, das heißt die Grunderkrankung, wie beispielsweise eine Schilddrüsenunterfunktion, wird behandelt. Je leichter das Ausmaß der Erkrankung ist, desto einfacher ist auch deren Behandlung. Zum Einsatz kommt hier zum Beispiel das Öl des Krotonölbaumes (Krotonöl), welches eine irritierende Wirkung auf die Haut hat. Weitere Behandlungsmöglichkeiten sind Medikamente zur Immunmodulation und Immunsuppressiva.
Naturheilkunde bei kreisrundem Haarausfall
In der Naturheilkunde wird der Mensch als Ganzes betrachtet. Dementsprechend steht hier eine ganzheitliche Behandlung im Vordergrund. Es wird versucht, der Ursache des kreisrunden Haarausfalls auf den Grund zu gehen, um dann kausal zu behandeln.
Ein Ungleichgewicht im Säure-Basen-Haushalt kann zu Haarverlust führen. Um einer Übersäuerung entgegen zu wirken, wird vor allem eine gesunde, ausgewogene Ernährung empfohlen, die viele basische Lebensmittel enthält und arm an tierischem Eiweiß (enthalten in Fleisch, Wurst Fisch und Milchprodukten) ist. Besonders basenreich sind unter anderem Mandeln, Tomaten, Feldsalat, Pilze (Champignons, Pfifferlinge, Steinpilze etc.), Kartoffeln, Äpfel und Beerenfrüchte.
Ein Ungleichgewicht im Darm an der Entstehung des kreisrunden Haarausfalls beteiligt sein. Da circa 70 Prozent der Abwehrzellen im Darm gebildet werden, kann es passieren, dass eine Dysbalance der physiologischen Bakterien im Darm zu Haarausfall führt. Um diese zu beheben, ist es wichtig, dass Betroffene ihre Darmflora wieder aufbauen.
Voraussetzung dafür ist eine gründliche Reinigung des Darms, bei welcher dieser zunächst von schädlichen Rückständen befreit wird. Zum Einsatz kommen hier verschiedene Hausmittel für die natürliche Darmreinigung wie zum Beispiel Flohsamenschalen, Bitterpflanzen oder Heilerde. Ist der Darm gereinigt, folgt die eigentliche Darmsanierung. Für diese bestehen ebenfalls verschiedene Verfahren wie z.B. die Einnahme von Lakto- und Kolibakterien. Der Aufbau einer gesunden Darmflora dauert vier bis sechs Wochen und sollte nur unter Anleitung eines erfahrenen Heilpraktikers durchgeführt werden.
Bei Personen, die sehr nervös und von Ängsten geplagt sind, wird in der Naturheilkunde versucht, mit den Betroffenen ein passendes Stressmanagement aufzubauen. Bewährt haben sich verschiedene Techniken zum Stressabbau wie autogenes Training, Atemübungen oder Yoga. Ergänzend können Heilpflanzen wie zum Beispiel Passionsblumen, Johanniskraut, Baldrian, Melisse und Hopfen für mehr innere Ruhe und Balance sorgen.
Hilfreich ist in vielen Fällen die Bachblütentherapie, bei welcher die passenden Blüten je nach Beschwerdebild individuell ausgewählt werden. Eine Substitution mit Nahrungsergänzungen (wie z.B. Vitamin B Komplex, Zink und Eisen) wird ebenfalls häufig in Verbindung mit anderen naturheilkundlichen Therapien erfolgreich eingesetzt.
Bevor mit einer natürlichen Therapie gegen den kreisrunden Haarausfall begonnen wird, ist ein Ausleiten und Entgiften angezeigt. Der Körper wird mithilfe von Kräutern, Schüssler Salzen oder der Homöopathie angeregt, angesammelte Schlacken nach außen zu bringen. (sw, nr)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Harald Kittler et al.: Dermatologie und Venerologie im Überblick, facultas.wuv, 2013
- Karina J. Juárez-Rendón et al.: "Alopecia Areata. Current situation and perspectives", in: Arch Argent Pediatr, Volume 115 Issue 6, 2017, researchgate.net
- Patra Miller: Alopecia Areata, Cavendish Square Publishing, LLC, 2015
- Alopecia Areata Deutschland e. V. (AAD): www.kreisrunderhaarausfall.de (Abruf: 30.08.2019), Ursache und Diagnose von Alopecia Areata (AA)
- Luzhou Xing et al.: "Alopecia areata is driven by cytotoxic T lymphocytes and is reversed by JAK inhibition", in: Nature Medicine, Volume 20, 2014, NCBI
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.