Infektionskrankheiten nach Zeckenstichen im Jahr 2012 zurückgegangen
22.03.2013
Die durch Zecken übertragenen Infektionskrankheiten waren im Jahr 2012 deutschlandweit rückläufig, so die Aussage der Experten auf dem internationalen Zecken-Symposium (XII International Jena Symposium on Tick-borne Diseases) in Weimar. Die Ursache der deutlichen jährlichen Schwankungen bei den Infektionskrankheiten nach einem Zeckenstich ist den Spezialisten zufolge möglicherweise auf das Wetter beziehungsweise die Temperaturen zurückzuführen.
Die bekanntesten durch Zecken übertragenen Erkrankungen sind die Borreliose und die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Borreliose wird dabei Bakterien (Borrelien), FSME durch Viren ausgelöst. Noch bis Sonntag werden Wissenschaftler aus aller Welt auf dem Symposium in Weimar die speziellen Herausforderungen der durch Zecken übertragenen Infektionskrankheiten erörtern. Durchaus erfreulich war dabei die Mitteilung, dass im vergangenen Jahr deutlich weniger Menschen nach einem Zeckenstich an Borreliose erkrankten als noch im Jahr 2011. Insgesamt ist die Zahl der Borreliose-Infektionen laut Angaben von Jochen Fingerle, Leiter des Nationalen Referenzzentrums für Borrelien, um 20 bis 30 Prozent geringer ausgefallen. In absoluten Zahlen: 24 von 100.000 Einwohner haben sich infiziert. Dies entspricht eine Reduzierung um rund sechs Personen pro 100.000 Einwohner gegenüber dem Jahr 2011.
Eine vergleichbare Tendenz beobachtete das Robert-Koch-Institut (RKI) bei den Erkrankungen an FSME. So lag die Zahl der gemeldeten FSME-Erkrankungen im Jahr 2012 bei 195, während im Jahr 2011 noch 423 FSME-Fälle und im Jahr 2010 knapp 300 Infektionen registriert wurden. Gegenüber dem Vorjahr hat sich die Zahl der FSME-Infektionen demnach mehr als halbiert. Auf der Suche nach den Ursachen für die äußerst geringe Zeckenaktivität stießen die Experten auf die Kälteperiode Anfang Februar 2012. Hier wurde in mehreren Nächten eine Temperatur unter minus zehn Grad Celsius erreicht. Obwohl die Beweise bislang fehlen, stellten die Wissenschaftler die These auf, dass diese Kälteperiode, in der auch kein schützender Schnee lag, die Zeckenpopulation deutlich dezimiert hat.
Wirklich aktiv werden Zecken erst, wenn die Temperaturen über mehrere Tage zwischen acht und zehn Grad Celsius erreichen. Derzeit ist demnach davon auszugehen, dass alle Zecken noch in ihrer Winterstarre verharren. Doch mit dem erwartetet Temperaturanstieg in den kommenden Wochen, werden auch die winzigen Blutsauger wieder aktiv. Insbesondere in den fast 140 FSME-Risikogebieten gilt anschließend bei Aufenthalten im Freien besondere Vorsicht. Denn hier übertragen die Zecken bei einem Stich möglicherweise Viren, die eine potenziell lebensbedrohliche Entzündung der Hirnhäute oder des Gehirns auslösen können. Als begleitende Symptome einer FSME-Infektion sind zunächst unspezifische Beschwerden, wie Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Fieber und Müdigkeit zu beobachten. Auch Beschwerden des Verdauungstraktes sowie Übelkeit und Appetitlosigkeit können auf eine FSME-Infektion zurückgehen. Im weiteren Verlauf drohen motorische Beeinträchtigungen, Schwindel, Sprachstörungen, Empfindungsstörungen oder gar Lähmungen, Atemprobleme und Bewusstseinsstörungen.
Borreliose zeigt sich zunächst als akute Infektion, kann jedoch im weiteren Verlauf in ein chronisches Stadium übergehen und erhebliche gesundheitliche Beeinträchtigungen auslösen. Die Bakterien breiten sich im Organismus aus und können zahlreiche weitere Organe befallen. Begleitende Symptome sind zum Beispiel Gelenkschmerzen, Sehstörungen, Störungen des Tastsinns und Herzproblemen. Auch Nervenentzündungen in peripheren Gebieten und ein entsprechendes Kribbeln in den Gliedern sowie weitere neuronale Störungen sind mögliche Folgen der Borreliose. Da bei einem chronischen Verlauf zunehmend auch das Nervensystem in Mitleidenschaft gezogen wird, sind neurologische Ausfälle in unterschiedlicher Intensität möglich. Vermehrt zeigen die Betroffenen Sprachstörungen und Sehstörungen. Auch Ohrenschmerzen gehören unter Umständen zu dem Krankheitsbild der Borreliose.
Noch bis Sonntag werden auf dem Zecken-Symposium in Weimar mehr als 180 Forscher aus 35 Nationen ihre neusten Forschungsergebnisse zu den durch Zecken übertragenen Infektionskrankheiten präsentieren und diskutieren. Auch Fortschritte in der Diagnostik der Erreger und bei der Behandlung werden hier thematisiert. Des Weiteren sollen auch neue Möglichkeiten zur Prophylaxe vorgestellt werden. (fp)
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