Im Durchschnitt geben Kassenpatienten rund 380 Euro pro Jahr zusätzlich für Leistungen aus
13.09.2012
Laut einer Umfragestudie geben gesetzlich Krankenversicherte etwa 380 Euro zusätzlich für Gesundheitsleistungen aus, weil die Krankenkassen bestimmte Leistungen wie Osteopathie, IGEL-Leistungen beim Arzt, Zuzahlungen in der Apotheke oder Zusatzleistungen in der Klinik nicht übernehmen. Viele Kassenpatienten können sich bestimmte Gesundheitsangebote jedoch nicht leisten, so werden bestimmte Behandlungen entweder aufgeschoben oder ganz sein gelassen.
Versicherte der gesetzlichen Krankenkassen geben im Durchschnitt rund 380 Euro zusätzlich zu ihren Kassenbeiträgen beim Arzt, in der Apotheke oder im Krankenhaus aus. Laut der repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstitut „TNS Infratest“ im Auftrag der Continentale Versicherung geben Frauen mit 440 Euro zusätzlich pro Jahr etwas mehr aus als die Männer mit rund 300 Euro für Leistungen aus, die nicht im Leistungskatalog der Gesetzlichen Krankenkassen aufgenommen sind. Etwa jeder Dritte sagte, aufgrund der Zusatzkosten bereits Therapien, diagnostische Zusatzoptionen oder Impfungen verschoben und unterlassen zu haben.
Am häufigsten handelte es sich bei den Zusatzkosten um Praxisgebühren, die je Quartal fällig werden, Zuzahlungen für Arzneimittel in der Apotheke, medizinische Diagnosen bzw. Behandlungen, Physiotherapien oder manuelle Verfahren wie Massagen. Ausdrücklich „nicht erfasst wurden Behandlungen beim Kieferorthopäden und Sehhilfen wie Brillen“, wie ein Sprecher der privaten Krankenversicherung Continentale sagte. Zudem handelt es sich bei den Angaben der Umfrageteilnehmer um einfache Schätzungen.
Geringverdiener können sich zusätzliche Leistungen nicht leisten
Besonders Personengruppen wie Geringverdiener und Hartz-IV-Empfänger gaben an, aus finanziellen Gründen auf Gesundheitsangebote verzichtet zu haben. Etwa 80 Prozent der Teilnehmer vertrat die Ansicht, dass das deutsche Gesundheitssystem „zu teuer sei“. Bei der Auswertung der letzten Frage wurden die Antworten von rund 1100 Versicherten der Krankenkassen und 167 Privatpatienten ausgewertet.
Trotz der Zusatzausgaben und der Beitragsentwicklung betrachtet die absolute Mehrheit (90 Prozent) die derzeitige medizinische Grundversorgung als positiv. 82 Prozent empfinden medizinische Therapien als wirkungsvoll. Vier von fünf (78 Prozent) sagten jedoch, dass sie „besorgt seien, dass sie künftig nicht mehr vom medizinischen Fortschritt profitieren könnten“.
Eine Mehrheit der Befragten sei zudem der Ansicht, dass die Auflösung des dualen Krankenversicherungssystem zugunsten einer gemeinsamen Bürgerversicherung alle Unterschiede zwischen Arm und Reich beseitigen könnte. Nur 37 Prozent meinen, bei einer Bürgerversicherung würden Besserverdienende sich keine bessere Versorgung mehr leisten.“ Hingegen seien „86 Prozent der Bevölkerung der Meinung, dass das deutsche Gesundheitswesen eines der leistungsfähigsten der Welt ist“.
Insgesamt zielt die Studie darauf ab, das Image der Privaten Krankenversicherung zu verbessern. So sind Kernaussagen der Studie, dass die Mehrheit der Versicherten bei den Privaten eher zufrieden sind und gesetzlich Versicherte mit gemischten Gefühlen in die Zukunft schauen. So billigen die Teilnehmer „Vorteile der PKV gegenüber der GKV auf der Leistungsseite zu“. Eine Studie der Krankenkassen kam jedoch unlängst zu dem Ergebnis, dass zahlreiche Tarife der PKV sogar weniger Leistungen bieten, als die GKV. (sb)
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Bild: Ronny Richert / pixelio.de
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