Forscher lassen auf Impfstoff gegen Hepatitis C hoffen
08.11.2014
Bis zu einer Millionen Menschen in Deutschland sind mit Hepatitis-Viren infiziert. Die Virustypen werden dabei in A, B, C, D und E unterteilt. Gegen A und B stehen Impfungen zur Verfügung, gegen C bislang nicht. Doch neue Tests wecken nun Hoffnungen auf einen Infektionsschutz.
Viele wissen nichts von ihrer Infektion
In Deutschland sind bis zu einer Million Menschen mit Hepatitis-Viren infiziert. Viele von ihnen wissen nichts davon. Die typische Gelbsucht entwickeln nur rund ein Drittel der Infizierten. Ein weiteres Drittel merkt lediglich Grippe-Symptome wie Fieber, Gliederschmerzen, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Kopfschmerzen oder Müdigkeit. Und das andere Drittel bemerkt gar nichts. Allerdings kann die chronische Virushepatitis zu Spätfolgen wie Leberzirrhose sowie Leberkrebs führen und somit tödlich enden. Gegen die Virustypen A und B stehen Impfungen zur Verfügung, gegen die anderen nicht. Doch nun wecken Tests Hoffnungen auf einen Infektionsschutz gegen die C-Variante.
Lebenslang mit den Folgen zu kämpfen
Die fünf Hepatitis-Virustypen A, B, C, D und E stürzen ich alle auf die Leberzellen. Die Viren können vom Immunsystem nur bekämpft werden, indem es infizierte Zellen zerstört. Von den Hepatitis-C-Patienten haben viele ihr ganzes Leben lang mit den Folgen, wie etwa einer Leberzirrhose, zu kämpfen. Auch wenn die Infektionskrankheit dank neuer Wirkstoffe in vielen Fällen geheilt werden kann, gilt Hepatitis C als weltweite Seuche. Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) zufolge leben in Deutschland etwa 500.000 infizierte Menschen. Meist wird das Virus über Blut übertragen. Daher zählen unter anderem Drogenabhängige, die ihr Drogenbesteck teilen, sowie medizinisches Personal zu den Risikogruppen. Da das C-Virus zu flexibel ist, konnten Forscher bislang kein wirksames Vakzin dagegen entwickeln.
Mittel in Tests an Menschen als sicher erwiesen
Doch ein Team um Eleanor Barnes vom Nuffield Departement of Medicine der University of Oxford hat nun einen ersten Schritt hin zu einem Impfstoff gegen Hepatitis C (HCV) gemacht, wie „Spiegel Online“ berichtet. Demnach habe sich das Mittel in Tests an Menschen als sicher erwiesen, teilte Barnes im Fachmagazin „Science Translational Medicine“ mit. Für Impfstoffe werden meist menschliche Adenoviren als Genfähren genutzt, um die gewünschte Gegenreaktion des Körpers auszulösen. Jedoch zeigen neue Untersuchungen, dass viele der menschlichen Viren keine ausreichende Reaktion mehr auslösen. Daher manipulierten Barnes und ihre Kollegen einen sicheren, abgeschwächten Kuhpockenvirus, in den Gene für bestimmte Proteine des Hepatitis-C-Virus eingebaut wurden, schreibt „Spiegel Online“.
Hepatitis C lässt sich gut medikamentös behandeln
Es wird berichtet, dass der entstandene Impfstoff in dem ersten Test eine bessere Wirkung zeigte als die meisten bisher bekannten menschlichen Varianten. Das Mittel wurde an einer kleinen Gruppe mit insgesamt 15 gesunden Freiwilligen getestet. Dem Nachrichtenmagazin zufolge hält der Leiter der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie in Hannover, Michael Manns, die Strategie der Kollegen aus Oxford für erfolgversprechend. Allerdings sei es fraglich, ob ein Impfstoff überhaupt noch benötigt werde, weil sich eine Hepatitis-C-Infektion immer besser auch medikamentös behandeln lasse. Außerdem erkrankten immer weniger Menschen, erklärte Manns.
Impfung wäre kostengünstig
Von Seiten der Studienautoren werde hingegen betont, dass eine Impfung gegen Hepatitis C kostengünstig wäre und sich damit vor allem in Entwicklungsländern die Infektionsraten senken ließen. Bis vor wenigen Jahren waren die Behandlungsmöglichkeiten für Infizierte schlecht. Doch mittlerweile sind wirksame Medikamente auf dem Markt, die jedoch sehr teuer sind. Beispielsweise kostet eine Pille des Wirkstoffs Sovaldi 700 Euro. Dem Mittel wurde vom Gemeinsamen Bundesausschuss nach langen Verhandlungen ein deutlicher Zusatznutzen bescheinigt. Derzeit wird der neue Impfstoff in Baltimore und Kalifornien in den USA auf seine Wirksamkeit untersucht, bis 2016 sollen Resultate vorliegen. (ad)
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