Angst vor Spinnen: Therapie morgens wirksamer
21.07.2014
Die Angst vor Spinnen ist eine der häufigsten Phobien und auch hierzulande weit verbreitet. Deutsche Forscher haben nun in einer Studie herausgefunden, dass Therapien, die morgens stattfanden, deutlich wirksamer waren. Dies hänge vermutlich mit dem höheren morgendlichen Cortisol-Spiegel zusammen.
Menschlicher Körper schüttet morgens mehr Cortisol aus
Wie Psychologen der Saar-Universität herausgefunden haben, lässt sich eine Spinnenphobie am besten morgens behandeln. Die Wissenschaftler führen den Umstand, dass eine Therapie gegen Angststörungen in der Frühe weitaus wirksamer ist als am Abend auf den höheren Cortisol-Spiegel des Menschen am Morgen zurück. Bei Cortisol handelt es sich um ein körpereigenes Hormon, welches Lernprozesse fördert. Morgens wird es vom menschlichen Körper in viel größeren Mengen ausgeschüttet als am Abend. „Cortisol verstärkt Lern- und Gedächtnisprozesse – und Psychotherapie ist nichts anderes als ein Lernprozess“, erklärte die Saarbrücker Psychologin Johanna Lass-Hennemann, laut einer afp-Meldung.
Studienteilnehmer sollten sich einer großen Spinne im Terrarium nähern
Die Forscher aus Saarbrücken hatten für ihre Studie 60 Patienten, die unter einer Angst vor Spinnen leiden, in einer jeweils dreistündigen Therapiesitzung behandelt. 30 Patienten davon wurden zwischen acht und elf Uhr am Vormittag therapiert und die anderen 30 Patienten abends von 18 bis 21 Uhr. Sowohl nach einer Woche als auch erneut nach drei Monaten wurde unter anderem mit einem Verhaltenstest überprüft, wie stark sich die Spinnenphobie gebessert hat. Die Probanden sollten sich dabei einer großen Spinne in einem Terrarium nähern.
Behandlungseffekt bei Morgentherapie deutlich höher
Einige der Patienten konnten den Raum mit dem Spinnenterrarium vor der Therapie gar nicht betreten. Wie Lass-Hennemann erklärte, seien jedoch nach der Therpapie viele so weit gewesen, dass sie das Terrarium öffnen und die Spinne sogar auf die Hand nehmen konnten. Bei den Patienten mit Morgentherapie war der Behandlungseffekt sowohl nach einer Woche als auch drei Monate später deutlich höher. Die Studienergebnisse der Psychologinnen Lass-Hennemann und Prof. Tanja Michael wurden nun in der Fachzeitschrift „Behaviour Research and Therapy“ veröffentlicht. Den Wissenschaftlern zufolge sei es noch offen, ob sich ihr Resultat auch auf die Behandlung komplexerer psychischer Störungen wie eine soziale Phobie oder Panikstörung übertragen lässt.
Angststörungen sind weit verbreitet
Angststörungen, bei denen sich Betroffene vor zahlreichen Dingen oder Umständen, wie Spinnen, Schlagen oder schwindelerregenden Höhen fürchten sind weit verbreitet und gehören hierzulande zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Bei einer Spinnenphobie rufen angsterzeugende Situationen (Denken an, Vorstellungen, Fotos oder realer Anblick von Spinnen) oft das Gefühl von Hilflosigkeit und Unkontrollierbarkeit bei den Betroffenen hervor. Körperliche Symptome die dabei auftreten können, gleichen denen bei anderen Angstzuständen. Unter anderem gehören dazu zitternde Hände und Beine, ein trockener Mund, Schweißausbrüche oder Ekelgefühle, die manchmal mit Übelkeit und Erbrechen einhergehen. Betroffene klagen zudem auch öfter über einen Kloß im Hals, Schwindel oder auch Herzrasen. Phobien werden häufig mit Hilfe von psychotherapeutischer Verfahren vermindert oder völlig abgebaut. Außerdem haben sich bei der Behandlung von Ängsten tiefenpsychologische Verfahren, Verhaltenstherapien oder Therapien mit Hypnose bewährt. (ad)
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Wichtiger Hinweis:
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