Kloß im Rachen oder Kloßgefühl
Der so genannte “Kloß im Hals” (med. Globussyndrom oder Globusgefühl) kommt sehr häufig vor und ist gekennzeichnet durch ein Fremdkörpergefühl oder ein Gefühl der Enge im Rachen bzw. Hals. Dieses geht oft mit Husten, häufigem Räuspern und Atemnot einher. Das Kloßgefühl kann sowohl organische, funktionelle als auch psychische Ursachen haben und dementsprechend ein Hinweis auf unterschiedliche Krankheitsbilder sein. Im Bereich der Medizin wird neben herkömmlichen Untersuchungsmethoden oft mit bildgebenden Verfahren gearbeitet und im Falle einer nicht lokalisierbaren organischen Ursache von „Globus hystericus“ gesprochen.
Inhaltsverzeichnis
Symptome und Beschwerden
Ein Kloß im Hals kann sich ganz unterschiedlich äußern, z.B. durch Schmerzen beim Schlucken oder ein Brennen oder Kratzen im Hals. Auch von einem Trockenheitsgefühl oder dem Gefühl, dass ein Stück Schleim oder Spucke festsitzt, wird in einigen Fällen berichtet. Dabei wird das Kloßgefühl selten oberflächlich empfunden, sondern eher in der Tiefe des Halses.
Das Globusgefühl kann für die Betroffenen sehr belastend sein, da häufig vergeblich versucht wird, sich von diesem durch Räuspern, Husten oder Abhusten von Schleim zu befreien, ohne dass jedoch eine Besserung eintritt. Begleitend treten teilweise Halsschmerzen und ständiges Würgen auf, ebenso sind Atemnot sowie Angstzustände bzw. Panikattacken in Folge des Gefühls von Enge im Hals keine Seltenheit.
Zeigen sich parallel Symptome wie zitternde Hände, Schlafstörungen, übermäßiges Schwitzen, Heißhunger und starker Durst, könnte dies auf mögliche Schilddrüsenprobleme hinweisen. Eine heisere bzw. kraftlose Stimme spricht hingegen möglicherweise für Schwierigkeiten im Bereich der versorgenden Nerven oder der Kehlkopfmuskulatur.
Diagnose
Zu Beginn erfolgt eine sorgfältige Betrachtung der Symptome, d.h. der Arzt prüft, wann und in welcher Form diese genau auftreten. Führt die herkömmliche Untersuchung zu keinem Ergebnis, wird üblicherweise eine Spiegelung der betroffenen Region durchgeführt. Bei einer Magenspiegelung beispielsweise, wird mit Hilfe eines dünnen Schlauchs mit Videooptik das Innere der Speiseröhre begutachtet, wodurch eventuelle Veränderungen erkennbar werden. Auch Ultraschalluntersuchungen oder das sogenannte CT (Computertomografie) sind in diesem Fall übliche Diagnoseinstrumente, da diese exakte Aufnahmen der entsprechenden Bereiche ermöglichen.
Ursachen für ein Kloßgefühl im Hals
Für ein Kloßgefühl im Hals kommen vielfältige Auslöser in Betracht. Bei einer so essentiellen Region wie der des Halses, wo wichtige Gefäße und die Luftröhre verlaufen und der Kehlkopf liegt, sollten zuerst strukturelle Ursachen ärztlich ausgeschlossen werden. Weiter gilt es zu prüfen, ob es sich eventuell um einen Fremdkörper z.B. durch Entzündungen oder Tumore der Speiseröhre bzw. der umliegenden Schleimhäute handelt.
Es ein akutes Fremdkörpergefühl kann allergisch bedingt sein kann, z.B. durch einen Insektenstich oder eine Nahrungsmittelallergie und muss umgehend ärztlich abgeklärt werden, bevor es zu einer lebensbedrohlichen Verengung der Atemwege kommt.
Das schnelle Verschlingen von Nahrung kann der Grund sein, wenn sich unzerkaute Nahrung festsetzt. Dies lässt sich jedoch in den meisten Fällen durch eine Gastroskopie (Magenspiegelung) beheben, indem die festsitzende Nahrung weitergeschoben wird. Weiterhin kommen Aussackungen der Wand der Speiseröhre, sogenannte Divertikel der Speiseröhre, in Betracht.
Häufig handelt es sich um langwierige chronische Beschwerden. Das Fremdkörpergefühl kann durch raumfordernde Prozesse im Halsbereich bedingt sein. Zuerst wird hier medizinisch an eine Vergrößerung der Schilddrüse gedacht. Weiterhin könnte beispielsweise eine so genannte Hashimoto-Thyreoiditis vorliegen. Bei dieser handelt es sich um eine Entzündung der Schilddrüse, welche eine Schilddrüsenüberfunktion (anfangs Hashitoxikose) oder eine Schilddrüsenunterfunktion bedingen kann.
Als weitere raumfordernde Strukturen können Halszysten und Fisteln im Halsbereich für die Beschwerden verantwortlich sein. In einigen Fällen bildet sich in der Mitte des Halses der Ductus thyreoglossus, eine nur zeitweilig angelegte Struktur während unserer Embryonalentwicklung, nicht komplett zurück. In der Folge kann es zu Hohlräumen (Zysten) kommen, die mit Schleim gefüllt sind. Ein ähnliches Phänomen ist seitlich am Hals möglich, indem sich am Kopfwendemuskel (M. Sternocleidomastoideus) und an den Gaumenmandeln unter Umständen während der embryologischen Entwicklung ein spaltförmiger Hohlraum (Sinus cervicalis) nicht zurückbildet.
Eine weitere mögliche Ursache ist eine Rachenentzündung (Seitenstrangangina). Sind die Rachenmandeln noch existent, können diese im Falle einer Anschwellung das Globusgefühl verursachen, ebenso ist eine Pilzinfektion (Mykose) denkbar. Im Bereich des Brustkorbs können Schwellungen oder Zysten sowie Veränderungen des Herzens und des benachbarten Gewebes einen Kloß im Hals verursachen.
Häufige Auslöser für das unangenehme Gefühl im Hals sind eine harmlose Erkältung, Ohrenentzündungen oder eine Bronchitis. Bei etwa einem Viertel aller Fälle entwickelt sich zusätzlich zum Kloßgefühl ein gastroösophagealer Reflux. Bei diesem handelt es sich um einen gesteigerten Rückfluss von Verdauungssäften in die Speiseröhre, welcher umgangssprachlich häufig als Sodbrennen bezeichnet wird.
Ursache Verspannungen
Neben den organischen Ursachen können verspannte Muskeln und Bindegewebe für ein Kloßgefühl sorgen. Diese entstehen beispielsweise durch Narben von Operationen am bzw. im Hals (z.B. Schilddrüsen- oder Mandeloperationen) oder Fehlhaltungen des Kopfes bzw. des ganzen Körpers. Ebenso führen „schlechte Angewohnheiten“ wie z.B. ein gewohnheitsmäßiges Anspannen der Kehlkopfmuskeln bei körperlicher Anstrengung oder starker Konzentration schnell zu Verspannungen.
Psychische Ursachen bei Kloß im Hals
Die Psyche spielt bei einem Kloßgefühl im Hals eine zentrale Rolle. Seelische Belastungen wie ungelöste Konflikte, Ängste oder Stress und Krankheiten wie z.B. eine Depression führen häufig zu einem temporären oder dauerhaften Druck- oder Fremdkörpergefühl im Hals, ohne dass eine organische Ursache vorliegt. In diesen Fällen werden häufig das Schlucken und Atmen als erschwert oder schmerzhaft empfunden. Oft haben die Betroffenen das Gefühl, sich ständig räuspern zu müssen.
Therapie bei Globusgefühl
Welche Form der Behandlung sinnvoll ist, ergibt sich aus der zugrunde liegenden Erkrankung. Dementsprechend ist es unabdingbar, dass medizinisch abgeklärt wird, ob die Beschwerden eine organische, funktionelle oder psychische Ursache haben bzw. wo Zusammenhänge bestehen.
Im Falle einer Schilddrüsenproblematik erfolgt eine Regulation meist durch Medikamente, sodass das Kloßgefühl normalerweise schnell und effektiv gelindert werden kann. Bei einer Entzündung, z.B. der Speiseröhre kommen ebenfalls entsprechende Medikamente zum Einsatz. In einigen Fällen ist auch eine Operation unumgänglich, etwa wenn eine Geschwulst bzw. im schlimmsten Fall ein Tumor entfernt werden muss.
Bei einem chronischen Kloßgefühl im Hals ist in vielen Fällen eine sogenannte „Schlucktherapie“, empfehlenswert, um eine Wiederherstellung bzw. Verbesserung des Schluck- und Hustenreflexes zu erreichen. Durch angeleitete Muskelübungen oder Veränderungen der Körperhaltung beim Essen können auf diesem Wege die Beschwerden häufig gelindert werden.
Ist eine Erkältung die Ursache, ist normalerweise keine Therapie notwendig, denn hier verschwindet das unangenehme Gefühl im Hals meist mit dem Anklingen der Infektion von selbst. Bei Bedarf kann höchstens mit leichten Erkältungsmitteln versucht werden, die Genesung zu unterstützen. Anstelle von Medikamenten können jedoch bewährte Hausmittel bei Erkältung oft bereits eine Linderung der Beschwerden bewirken und sollten daher bevorzugt zum Einsatz kommen.
Behandlung bei psychisch bedingtem Kloßgefühl
Psychische Ursachen werden je nach Ausprägung mithilfe einer ambulanten oder stationären Psychotherapie behandelt, welche auch medikamentös unterstützt werden kann. Hinter einem empfundenen Engegefühl im Hals können sich beispielsweise Ängste verbergen, die auf körperlicher Ebene Ausdruck finden.
Durch Selbstreflexion oder im Rahmen einer Gesprächstherapie wird versucht, herauszufinden, was dem Betroffenen bildlich gesprochen „im Halse steckt“ oder wer oder was ihn „in die Enge treibt“. Fragen wie „Was möchte ich ‘nicht schlucken’?“ oder „In welchen Bereichen bleibt mir ‘zu wenig Raum’?“ können helfen, tieferliegende Konflikte und Probleme zu verstehen und zu bearbeiten.
Häufig werden ergänzend so genannte Vermeidungs- und Bewältigungsstrategien erarbeitet, durch welche der Patient lernt, die Konzentration vom Symptom wegzulenken und dadurch z.B. das reizverstärkende Räuspern oder Husten zu unterdrücken.
Naturheilkunde bei Kloß im Hals
Neben den Therapieansätzen im schulmedizinischen und psychologisch-therapeutischen Bereich bietet die Naturheilkunde vielfältige alternative Ansätze zur Behandlung eines Kloßgefühls im Hals- bzw. Rachenbereich.
Die Osteopathie geht beispielsweise davon aus, dass (nach Ausschluss organischer Ursachen) ein Engegefühl im Hals häufig durch Blockierungen der Halswirbelsäule verursacht wird. Dementsprechend wird bei der osteopathischen Behandlung versucht, durch spezielle Druck- und Zugtechniken die gestörten Funktionskreise wieder in Balance zu bringen und die daduruch Beschwerden ohne Nebenwirkungen zu lindern.
Auch die „Sensomotorische Körpertherapie“ nach Dr. Helga Pohl geht davon aus, dass die Ursache für ein Kloßgefühl im Hals häufig funktionell ist, also von verspannten Muskeln und Bindegewebe in Folge von Operationen, Fehlbelastungen etc. herrührt. Dies gilt natürlich nur, sofern eine organische Ursache ausgeschlossen werden konnte.
Im Zentrum der Behandlung nach diesem Modell steht daher zunächst eine Bindegewebsbehandlung von Haut und Unterhaut des vorderen Halses bzw. der Stelle, wo der Kloß empfunden wird, um durch wiederholte Anwendung die Überempfindlichkeit auf Reize einzudämmen. Hinzu kommen Muskelbehandlungen, bei denen mit Druck und Bewegung erst die betroffenen Muskeln am Hals, aber auch Kopfwendemuskeln, Zungenbeinmuskeln sowie die Muskeln vorn an der Wirbelsäule und am Gaumen bearbeitet werden. Diese werden infolgedessen nicht nur entspannter sondern auch wieder bewusst leichter ansteuerbar.
Weiterhin spielt in der Sensomotorischen Körpertherapie die Behandlung von Fehlhaltungen und Atmungsproblemen eine wichtige Rolle. Zu diesem Zweck wird ergänzend ein Körperbewusstseinstraining eingesetzt. Dieses dient neben der bewussten Entspannung der jeweils verspannten Muskulatur auch der Bewusstmachung sowie dem Ablegen von “schlechten Gewohnheiten“ wie z.B bei der Arbeit immer vorgebeugt zu stehen oder zu sitzen.
Im Falle einer Erkältung können oft natürliche Hausmittel gegen Husten oder Schnupfen eine wirksame Hilfe sein. Um den Abtransport von Schleim zu unterstützen, bieten sich schweißtreibende Tees, zum Beispiel mit Linden-, Holunderblüten oder Hagebutten an.
Rezept für Lindenblüten-Tee
|
Eine Aromatherapie mit Teebaumöl wirkt gegen Erkältungsviren, unterstützt die Selbstheilungskräfte und kann das Immunsystem stärken. Für die einfache Anwendung geben Sie ca. 5 Tropfen des Öls auf ein Taschentuch und inhalieren Sie damit mehrmals täglich. Für die Nacht können Sie einige Tropfen auf ihr Kopfkissen träufeln.
Wirksame Hausmittel gegen Halsschmerzen sind zum Beispiel kalte Quarkwickel oder Inhalationen mit Kamille, Thymian und Oregano. Die Heilkräuter wirken entzündungshemmend und lindern das unangenehme, kratzige Gefühl im Hals.
Kräuter-Inhalation
Achtung: Halten Sie ihr Gesicht nicht zu nah an die heiße Flüssigkeit, um Verbrühungen zu vermeiden. |
Atemübungen und Hypnotherapie
Sehr gut geeignet zur Behandlung eines Kloßgefühls im Hals sind Atemübungen, durch welche Betroffene mittels spezieller Techniken ein „befreites“ Gefühl (zurück-)entwickeln können. Bilder und Symbole, wie sie in imaginativen Verfahren und Hypnotherapie angeregt werden, können die Wirkung vertiefen. Dabei stellen sich nach selbstorganisatorischem Prinzip bei jedem die passenden Bilder ein, etwa die „Weite des Himmels“, die „frische Bergluft“ oder eine Heilstätte mit Solebecken. „Innere Heiler“ können aktiviert werden und mit Farben, Klängen und wohltuenden Anwendungen Linderung oder Heilung bewirken.
Weiterhin haben Akupunktur und Verfahren zum Stressabbau häufig eine positive Wirkung. Hierzu zählen unter anderem medizinisches Qi Gong, Yoga oder autogenes Training. Im Bereich der Homöopathie werden zur Linderung der Beschwerden insbesondere Kalium iodatum und Kalium phosphoricum eingesetzt. (nr)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Wolfgang Tress et al.: Psychosomatische Grundversorgung: Kompendium der interpersonellen Medizin, Schattauer, 1997
- Thomas Genneper: Lehrbuch Homöopathie: Grundlagen und Praxis der klassischen Homöopathie, Haug Fachbuch, 2010
- Rudolf Schweitzer: Die Heilpraktiker-Akademie. Leitsymptome: Differenzialdiagnostisches Vorgehen, Urban & Fischer, 2012
- Hanns W. Baenkler et al.: Kurzlehrbuch Innere Medizin: 163 Tabellen, Thieme, 2007
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.