Bundesgesundheitsminister gegen Masern-Impfpflicht
21.07.2013
Bundesgesundheitsminister Bahr nennt in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (F.A.S.) eine Reihe von geplanten Maßnahmen, die dazu beitragen sollen, die Impfquote bei Masern zu erhöhen, ohne eine Impfpflicht einzuführen.
An einer Impfpflicht vorbei kommen
In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (F.A.S.) gibt sich Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) hoffnungsvoll und nennt Maßnahmen, die dazu beitragen sollen, dass eine Masern-Impfpflicht nicht nötig wird. In dem Interview, dass am heutigen Sonntag in der F.A.S. zu lesen ist, sagte er: „Noch habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben, dass wir mit den genannten Maßnahmen an einer Impfpflicht vorbei kommen.“ Mittel, die die Impfquote verbessern sollen, seien unter anderem mehr Geld für Aufklärung und der Plan, den Impfstatus von Kindern in Zukunft früher abzufragen.
Kinderkrankheit die man durchmachen muss
Seit Jahresbeginn sind nach Schätzung des Robert-Koch-Instituts etwa 1.200 Menschen in Deutschland an Masern erkrankt. Seit diesem ungewöhnlichen Anstieg wird verstärkt über Pro und Contra einer Pflichtimpfung diskutiert. In diesem Zusammenhang wird auch über verspätete Impfungen debattiert, da laut Wissenschaftlern der kassenärztlichen Vereinigung nur etwa jedes dritte Kind hierzulande ausreichend vor Masern geschützt sei. Viele Erziehungsberechtigte entscheiden sich aber ganz bewusst gegen eine dementsprechende Vorsorge. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts „YouGov“ erklärten viele Eltern den mangelnden Masern-Impfschutz mit der Begründung: „Gilt für mich als Kinderkrankheit, die man durchmachen kann und muss.“
Masern in Deutschland ausrotten
In dem F.A.S.-Gespräch warnte der Minister: „Aber wenn es in den nächsten Jahren nicht gelingt, die Masern in Deutschland auszurotten, wird an der Debatte über eine Impfpflicht kein Weg vorbei führen.“ Und benennt auch gleich problematische mögliche Folgen: „Mir ist klar, dass das schwierige rechtliche Fragen aufwirft, unter anderem die der Sanktionen: Was mache ich mit denjenigen, die sich weigern, sich oder ihre Kinder impfen zu lassen?“ Nach Auskunft Bahrs arbeitet das Bundesgesundheitministerium an einer Regelung, in Zukunft schon bei der Aufnahme von Kindern in Kindergarten oder Kita den Impfstatus abzufragen. Bislang passiert dies erst vor der Einschulung. „Das macht es leichter, Eltern daran zu erinnern, ihre Kinder rechtzeitig impfen zu lassen“, so Bahr.
Vom Schulbesuch ausschließen
Falls ein Fall von Masern auftritt, sei außerdem geplant, ungeimpfte Kinder vom Schulbesuch auszuschließen. Diese Kinder sollten nach den Vorstellungen des Ministers von der Schulpflicht entbunden werden. Erneut warnte er vor den Gefahren der Krankheit, denn Masern könnten einen tödlichen Verlauf nehmen. Er meinte: „Ich finde es verantwortungslos, seine Kinder nicht impfen zu lassen.“ Menschen, die eine Impfung nicht vertragen, könnten dadurch angesteckt werden. „Deren Leben wird damit gefährdet“, zitiert die F.A.S. den Bundesgesundheitsminister. (ad)
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