Gesundheitsrisiko durch Eichenprozessionsspinner
16.07.2012
Raupen als Auslöser allergischer Reaktionen. Die Larven Eichenprozessionsspinner tragen auf ihrer Haut winzige Brennhaare, die bei Kontakt zu massiven gesundheitlichen Beeinträchtigungen fuhren können. Im Zuge der wärmeren Klimas haben sich die Tiere auch in Deutschland verstärkt ausgebreitet.
Eichenprozessionsspinner: Unscheinbar aber gefährlich
Mit der wachsenden Ausbreitung der Eichenprozessionsspinner ist auch die Anzahl der Personen, die wegen des Kontakts mit den giftigen Härchen ärztlich behandelt werden mussten, in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Da die winzigen Härchen oft mit bloßem Auge kaum wahrzunehmen sind, noch lange Zeit nach dem Ende der Raupen ihre toxische Wirkung behalten und auch mit dem Wind über größere Distanzen transportiert werden können, ist vielen Betroffenen der Kontakt mit den Brennhaaren der Eichenprozessionsspinner bei Auftreten der Beschwerden nicht einmal bewusst. Bei scheinbar unbegründete allergische Reaktionen der Haut, Atemwegsbeschwerden und Entzündungen der Augen nach einem Aufenthalt im Grünen, sollte jedoch auch an die haarigen Raupen gedacht werden.
Ausbreitung der Eichenprozessionsspinner durch Klimawandel
Seit Jahren breiten sich die Eichenprozessionsspinner in Deutschland immer stärker aus. Vorzugsweise befallen die Raupen des eher unscheinbaren Falters sämtliche Eichen-Arten, aber auch andere Bäume, wie beispielsweise Buchen, sind vor den Raupen der Tiere keineswegs sicher. Die Eichenprozessionsspinner kommen europaweit vor, sind jedoch vermehrt bei trockenem-warmen Klima zu beobachten. „So sei zu vermuten, dass neben der Waldstruktur die „klimatischen Bedingungen ausschlaggebend“ für die Ausbreitung der Eichenprozessionsspinner sind, erklärte die Leiterin der Hauptstelle für Waldschutz beim LFE, Dr. Katrin Möller. Seit rund zwei Jahrzehnten ist in Deutschland ein vermehrtes Auftreten der Eichenprozessionsspinner zu beobachten.
Die ausgewachsenen Falter der Eichenprozessionsspinner fliegen von Ende Juni bis September vor allem während der Dämmerung und Nacht. In dieser Zeit legen die Weibchen auch ihre Eier in den Kronen der Bäume ab, so die Aussage in der kürzlich veröffentlichten Infobroschüre des Landeskompetenzzentrums Forst Eberswalde (LFE) in Brandenburg. Bis zu 300 Eier legt ein einziges Weibchen der Eichenprozessionsspinner demnach innerhalb weniger Tage. Im Mai des nächsten Jahres schlüpfen dann die Larven und beginnen die Blätter der befallenen Bäume zu verzehren. Der Appetit der Raupen kennt dabei kaum Grenzen und so können die Tiere ganze Bäume kahl fressen. Laut LFE verzehrt „eine Raupe im Durchschnitt während ihrer gesamten Entwicklung sieben bis acht Eichenblätter.“
Brennhaare der Raupe eine Gesundheitsrisiko
Mit der Nahrungsaufnahme setzt das Wachstum der Raupen ein. Dies umfasst sechs Stadien, dass heißt die Tiere werfen insgesamt sechsmal ihre Haut ab. Ab dem dritten Larvenstadium beginnen die Raupen vermehrt Brennhaare zu bilden, die mit winzigen Widerhaken versehene sind und das Nesselgift Thaumetopoein enthalten. „Zahl und Länge der Brennhaare nehmen mit jeder Häutung zu“, so die Auskunft des LFE. Während die Raupen der Eichenprozessionsspinner bis zum dritten Larvenstadium ruhen, beginnen sie anschließend ihre auffälligen, weithin sichtbaren Nester zu spinnen, in denen sich hunderte Tiere versammeln. Die Gespinste bleiben noch Jahre nachdem sie verlassen wurden bestehen und sind aufgrund der enthaltenen Brennhaare über lange Zeit ein nicht zu unterschätzendes Gesundheitsrisiko.
Nesselgift der Brennhaare verursacht teilweise lebensbedrohliche Reaktionen
Bei Hautkontakt mit den Brennhaaren der Eichenprozessionsspinner entsteht meist relativ zeitnah ein stark Juckender Hautausschlag, die sogenannte Raupendermatitis. Das Nesselgift führt dabei zu den typischen Nesselfieber-Symptomen mit Bildung roter Quaddeln an der Stelle des Hautkontakts. Gelangen die Härchen in die Lunge, drohen heftige Atemwegsreizungen und entzündliche Reaktionen in der Lunge. Die Brennhaare gelangen mitunter auch ins Auge und lösen hier lokale Entzündungen aus. Schlimmstenfalls können die Brennhaare bei vorbelasteten Menschen Asthma oder gar einen potenziell lebensbedrohlichen allergischen Schock verursachen. „ Die Empfindlichkeit und Reaktionsintensität der betroffenen Personen nimmt mit der Anzahl der Einzelkontakte zu“, so die Mitteilung in der Infobroschüre des LFE. Neben den genannten Symptomen drohen laut Aussage der Experten des Landeskompetenzzentrums auch „allgemeine Beschwerden wie Fieber oder Schwindel.“
Brennhaare der Eichenprozessionsspinner eine unsichtbare Gefahr
Im vergangenen Jahr hatte der Berufsverband der Deutschen Dermatologen bereits vor den Gesundheitsrisiken durch die wachsende Verbreitung der Eichenprozessionsspinner gewarnt. Bei den Haut- und Atemwegserscheinungen handele es sich jedoch „nicht um allergische, sondern um eine durch das Gift hervorgerufene pseudo-allergische Reaktion“, betonte Dr. Reinhard Leitz vom Berufsverband der Deutschen Dermatologen in der damaligen Pressemitteilung. Dem Experten zufolge zeigen alle Menschen die genannten Symptome, nicht etwa nur empfindlich Allergiker. Allerdings könne bei den „vorbelasteten Menschen die Reaktionen noch schwerwiegender ausfallen“, so der Fachmann weiter. Dr. Leitz zufolge ist den Betroffenen häufig nicht einmal klar, wodurch der heftig juckende Hautausschlag und die sichtbaren Symptome ausgelöst werden. Denn die Brennhaare sind kaum sichtbar und könne über weite Distanzen (einige hundert Meter) mit dem Wind transportiert werden. U
Um akute Symptome zu lindern, kann laut Dr. Leitz „Kortison als Creme gegen die juckenden Pusteln oder eine Injektion bei Atembeschwerden schnelle und effektive Wirkung“ zeigen. Darüber hinaus helfen „Antihistaminka die Beschwerden einzudämmen“, so der Dermatologe weiter. Zeigen sich Hinweise auf einen anaphylaktischen Schock, ist dringend ein Notarzt zu alarmieren. Da auch Tiere wie Beispielsweise Pferde oder Hunde durch die Brennhaare der Raupen gefährdet sind, ist auch bei ihnen darauf zu achten, dass sie ausreichenden Abstand zu den Nestern einhalten.
Gesichtete Gespinste der Eichenprozessionsspinner sollten bei den zuständigen Kommunen gemeldet werden, die anschließend bei Gesundheitsgefährdung eine Beseitigung der Raupennester anordnen. Weil „bevorzugt auch einzeln stehende Bäume in sonniger Lage befallen werden, besteht auch in Parks, Schwimmbädern und auf Schulhöfen ein Risiko für Kinder und Erwachsene“, so der Hinweis des LFE. (fp)
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Bild: Raupendermatitis durch Eichenprozessionsspinner Foto: Daniel Ullrich.
Autoren- und Quelleninformationen
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