Wurde die EHEC Infektionsquelle entdeckt? Gesundheitsbehörden warnen vor dem Verzehr von Sprossen
06.06.2011
Die Ursache der EHEC-Infektionen scheint geklärt. Die gefährlichen Darmkeime wurden höchstwahrscheinlich mit den Sprossen eines Gartenbaubetriebes aus dem Landkreis Uelzen verbreitet, erklärte das niedersächsische Landwirtschaftsministerium. Wer typische EHEC Symptome verspürt, sollte umgehend einen Arzt aufsuchen.
Nachdem in den vergangenen Wochen über verschiedenste Ursachen der aktuellen EHEC-Infektionswelle spekuliert wurde, hat der niedersächsische Landwirtschaftsminister nun einen Gartenbaubetrieb aus dem Landkreis Uelzen als Quelle der gefährlichen Erreger benannt. Die in dem Betrieb gezogenen Sprossen, sollen die EHEC-Keime übertragen haben. Damit scheint die Frage nach der Ursache der vermehrten Infektionen mit dem neuen gefährlichen Bakterienstamm der Enterohämorrhagische Escherichia coli (EHEC) kurz vor der Aufklärung zu stehen, doch die Verunsicherung in der Bevölkerung ist weiterhin groß.
EHEC-Infektionen: Sprossen mögliche Ursache
Obwohl die Ursache der Infektionen mit dem neuen besonders aggressiven Stamm der EHEC-Erreger (HUSEC 41 / auch O104:H4 genannt) anscheinend geklärt werden konnte, hat sich die Verunsicherung in der Bevölkerung noch nicht gelegt. Viele sind angesichts der vorherigen Warnungen vor Salatgurken und Tomaten skeptisch, sie wissen nicht, wie sie die neuen Informationen des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums einordnen sollen. Die Sorge vor einer Infektion mit den gefährlichen Darmbakterien ist weiterhin groß. Um die Bevölkerung möglichst umfassend zu informieren, haben die Landesgesundheitsämter, das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und das Robert-Koch-Institut (RKI) in den vergangenen Tagen sämtliche Fragestellungen zum Thema EHEC und der Ausbreitung der aktuellen Infektionen zusammengetragenen. Dabei waren auch Missverständnisse und Fehlinformationen keine Seltenheit, da die zeitnahe Veröffentlichung von Erkenntnissen zum Schutz der Bevölkerung teilweise im Widerspruch zu den Anforderung an eine gründliche Recherche stand (siehe EHEC-Fund auf spanischen Salatgurken). Bei den Hinweisen auf die möglichen Symptome einer EHEC-Infektion war die möglichst umfassende Aufklärung der Bevölkerung jedoch ohne Zweifel der richtige Weg, da die Anzeichen der Erkrankung ansonsten in der Anfangsphase relativ häufig als normale Magen-Darm-Grippe fehlinterpretiert werden.
Gesundheitsbehörden warnen vor EHEC-Symptomen
Zu den wesentlichsten Symptomen einer EHEC-Infektion zählen die schweren Durchfallerkrankungen, die bei weiteren Komplikationen in einen wässrigen-blutigen Durchfall übergehen können. Starke krampfartige Bauchschmerzen, Fieber, Übelkeit und Erbrechen sind weitere Anzeichen einer möglichen EHEC-Infektion. Spätestens bei Auftreten des wässrigen, blutigen Stuhlgangs sollte dringend eine Arzt aufgesucht werden, da das sogenannte hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) als mögliche Folge der EHEC-Infektion zu erheblichen, potenziell tödlichen, gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen kann. Des weiteren sind Symptome wie Nierenschmerzen, erhöhten Leberwerten und Harnvergiftungen (Urämien) bei den Folgeerkrankungen der EHEC-Infektionen keine Seltenheit. Der für die aktuelle EHEC-Infektionswelle verantwortliche neue Erreger HUSEC 41 hat dabei besonders häufig sehr schwere Krankheitsverläufe zur Folge. So ist bei rund 25 Prozent der 2.231 derzeit vom RKI in Deutschland registrierten EHEC-Infizierten das HUS aufgetreten und laut offiziellen Angaben sind bisher mindestens 18 Personen nachgewiesenermaßen an der EHEC-Infektion verstorben. In den meisten Fällen war dabei ein akutes Nierenversagen in Folge des HUS ursächlich für den Tod der Patienten.
EHEC-Infektionsquelle gefunden – Trotzdem Vorsicht geboten
Da die Inkubationszeit bei einer Infektion mit den EHEC-Erregern laut Aussage der Experten zwischen zwei und zehn Tagen liegt, kann die Anzahl der Erkrankungen auch in den kommen Tagen weiter steigen – obwohl die Infektionsquelle anscheinend geklärt werden konnte. Da die infizierten Personen auch als Überträger der Infektionen wirken können, sollte weiterhin auf die Einhaltung strikter Hygienestandards geachtet werden – insbesondere beim Kontakt mit Kleinkindern oder immungeschwächten Personen, mahnt das RKI. Denn bereits kleinste Mengen der Erreger reichen laut Aussage der Experten aus, um eine EHEC-Infektion auszulösen. Das RKI empfiehlt des weiteren, die Verzehrsempfehlung des Bundesinstituts für Risikobewertung (www.bfr.bund.de) zu beachten. Außerdem werden die Ärzte vom RKI dazu aufgefordert, einen EHEC-Nachweis im Stuhl der möglicherweise betroffenen Patienten anzustreben. Nimmt die EHEC-Infektion einen schweren Krankheitsverlauf und droht eine HUS-Erkrankung, sollten die behandelnden Ärzte ihre Patienten besonders „eng beobachten und bei ersten Anzeichen eines HUS an geeignete Behandlungszentren überweisen“, mahnte das RKI. Dabei treten den Experten zufolge die Symptome von „EHEC-assoziierten HUS-Erkrankungen“ meist innerhalb einer Woche nach Beginn des Durchfalls auf. (fp)
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Bild: Gerd Altmann, Pixelio.de
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