Heuschnupfen: Jetzt fliegen die Birkenpollen wieder
29.03.2012
Eine ständig laufende Nase, tränende Augen und Kopfschmerzen sind die typischen Symptome von Heuschnupfen. Meteorologen haben in diesem Jahr keine guten Neuigkeiten für Allergiker, denn die Birkenpollenbelastung ist in diesem Jahr besonders hoch. Den Messungen zufolge fliegen die Pollen in diesem Jahr früher als üblich. Wie Allergiker trotz Heuschnupfen gut durch Frühling und Sommer kommen, erläutern Experten.
Birkenpollen fliegen nur alle zwei Jahre verstärkt
Die Symptome von Heuschnupfen können sogar bis zum Asthmaanfall führen. Daher sollten Allergiker jetzt besonders achtsam sein, denn die Birkenpollen-Saison hat bereits begonnen. Meteorologen der Freien Universität (FU) Berlin fanden anhand von Messungen heraus, dass der Birkenpollenflug in diesem Jahr besonders früh begonnen hat. Nur ein einziges Mal waren die Pollen noch früher unterwegs – im Jahr 1990, wie die FU mitteilt. Am letzten Wochenende wurden 50 Pollen pro Kubikmeter Luft gemessen, berichten die Meteorologen. Das sei ein Wert der gewöhnlich erst Anfang April gemessen werde. Birken in Nord- und Mitteldeutschland würden in der Regel alle zwei Jahre ihre Pollen freisetzen. Deshalb wird in diesem Jahr mit einer besonders starken Pollenbelastung gerechnet. Lungenfachärzte und Allergologen raten deshalb zu einer Hyposensibilisierung. Zudem sollten sich Betroffene rechtzeitig mit antiallergischen Arzneimitteln eindecken, erklärt Karl-Christian Bergmann vom Allergiezentrum der Charité in Berlin. Er habe in diesem Jahr bereits Mitte März Patienten mit starken Symptomen therapiert. Heuschnupfen-Patienten, die auch unter trockenem Husten leiden, rät der Experte dringend zu seinem Arztbesuch, da dies ein erster Hinweis auf allergisches Asthma sein kann.
Birkenpollen zählen laut dem Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB) zu den häufigsten Verursachern von Allergien mit den typischen Symptomen Augentränen, Niesreiz und Fließschnupfen.
Zu Ostern starker Birkenpollenflug erwartet
Karl-Christian Bergmann ist Mitglied des Vorstandes der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst (PID). Er vermutet einen starken Birkenpollenflug über die Ostertage. Das PID misst derzeit vor allem in West- und Südwestdeutschland eine starke Pollenbelastung durch die Birke.
Experten raten Birkenpollen-Allergikern unter anderem zu einer Hyposensibilisierung. Zum einen soll die Immuntherapie die Symptome deutlich lindern und zum anderen allergischem Asthma vorbeugen, berichtet der DAAB. Dafür sei es notwendig, dass Patienten täglich Medikamente einnehmen. Auch eine Therapie mit Spritzen sei möglich. „Bei Birkenpollenallergien hilft eine Hyposensibilisierung ohne Zweifel“, erläutert Bergmann. Im Fall von Milben sei diese Therapie jedoch nicht zwingend geeignet, da ein positiver Hauttest kein eindeutiges Indiz für eine Hausstaubmilbenallergie sei.
Etwa 23 bis 25 Prozent der Deutschen leiden unter Heuschnupfen
Der Ärzteverband Deutscher Allergologen (ÄDA) schätzt, dass etwa 23 bis 25 Prozent der Deutschen von Heuschnupfen geplagt werden. Werde der allergische Schnupfen nicht behandelt, führe er bei einem Drittel der Betroffenen zu allergischem Asthma, warnt der PID.
Der PID nutzt ein Netz von 50 Flugfallen für seine Messungen. Die regional zum Teil sehr unterschiedlichen Daten werden an den Deutschen Wetterdienst weitergeleitet, der daraus eine Pollenflugvorhersage ermittelt. Allergiker können sich auf der Internetseite des Deutschen Wetterdienstes informieren und so gegen den Heuschnupfen wappnen. Während die Pollen früher nur saisonal von März bis Oktober unterwegs waren, findet der Pollenflug inzwischen fast das gesamte Jahr über statt. Der PID ermittelte einen Trend zum insgesamt längeren Pollenflug. Bei der Auswertung der Pflanzen-Blühphasen von 2000 bis 2007, stellten die Experten fest, dass die Blütezeit von Frühblühern wie Bäumen aufgrund des weltweiten Temperaturanstiegs insgesamt früher beginnt. Bei Kräutern, die zu den spät blühenden Pflanzen gehören, dauert die Pollenproduktion den Angaben des PID zufolge länger. Die heuschnupfenfreie Zeit verkürzt sich für Betroffene damit. In der Regel fliegen zuerst die Pollen der Hasel, gefolgt von Erlen- und Birkenpollen.
Alltagstipps gegen Pollenallergie
Gegen Niesattacken und Augenjucken können sich Betroffene im Alltag zumindest ein wenig schützen. Der DAAB rät Pollenallergikern unter anderem dazu, die Haare vor dem Zubettgehen zu waschen und die Kleidung nicht im Schlafzimmer auszuziehen. Das Auto sollte möglichst sauber gehalten werden, um Niesattacken während der Fahrt zu vermeiden. Denn am Steuer kann das zu gefährlichen Situationen im Straßenverkehr führen, berichtet Sonja Lämmel vom DAAB. Zudem empfiehlt sie regelmäßige Reinigungen des Autos von außen und innen. Die Fußmatten und Sitze sollen laut Expertin gründlich abgesaugt werden. Der Pollenfilter in der Fahrzeuglüftung kann mindestens einmal im Jahr erneuert werden. Schiebedach und Fenster halten Betroffene während des Pollenfluges am besten geschlossen.
Pollenallergiker sollten bei Kern- und Steinobst wegen möglicher Kreuzallergien vorsichtig sein. Die Europäische Stiftung für Allergieforschung (ECARF) in Berlin rät entsprechendes Obst nur erwärmt zu sich zu nehmen, da dadurch die hitzeempfindlichen Allergene zerstört werden. Kreuzallergien kämen deshalb zustande, weil die Allergene im Obst im Aufbau denen der Birkenpollen sehr ähnlich seien. Das Immunsystem könne den Unterschied nicht erkennen und würde mit den typischen Symptomen wie Kribbeln und Schwellung im Mund und Halsbereich reagieren. In schweren Fällen könnten auch lebensbedrohliche Situationen durch Atemnot entstehen.
Hilfe bei Allergien aus der Naturheilkunde
In der Naturheilkunde wird die Pollenallergie generell nicht als ein Problem der Nase, sondern des gesamten menschlichen Organismus angesehen. Deshalb sind viele therapeutische Konzepte in der Naturheilkunde ganzheitlich ausgerichtet. Die Überreaktionen des Immunsystems auf einen eigentlich unschädlichen Außenreiz soll dabei wieder in die gesunde immunologische Regulationsfähigkeit des Körpers zurückgeführt werden. Neben der traditionellern chinesischer Medizin (TCM), zu der auch die Akupunktur gehört, können die Homöopathie sowie eine Therapie mit Vitalstoffen Linderung verschaffen. Darüber hinaus bieten viele Heilpraktiker die Eigenbluttherapie, Hypnose, Bachblütenbehandlung und Darmsanierung bei Pollenallergien an.
Die Eigenbluttherapie sollte bereits im Winter durchgeführt werden. Blut, das dem Patienten zuvor entnommen wurde, wird ihm dabei entweder unverändert, potenziert, mit Sauerstoff oder Medikamenten versetzt und eventuell mit UV-Licht bestrahlt wieder injiziert. Durch eine lokale Entzündung soll hierbei eine Infektion verursacht werden, die unterschiedliche Reaktionen des Immunsystems zur Folge hat. Dabei soll eine „vegetative Gesamtumschaltung“ des Organismus zur Heilung führen.
Bei der therapeutischen Hypnose soll das Immungeschehen ebenfalls günstig beeinflusst werden. Zum einen ist das auf die unspezifische Wirkung auf das Immunsystem durch den hypnotischen Zustand der Entspannung zurückzuführen. Zum anderen haben Allergien als Intoleranzen häufig auch psychogene Aspekte, die durch eine Hypnose aufgedeckt oder symbolisch verändert werden können.
Bei der Bachblütentherapie wird die Allergie als eine durch den Körper ausgedrückte psychische oder geistige Intoleranz des Betroffenen angesehen. Die Überempfindlichkeit entsteht dadurch, dass der eigentlich zugrunde liegende Konflikt oder das Problem nach außen auf harmlose Auslöser projiziert wird. Häufig werden Blütenessenzen wie zum Beispiel Beech, Crab apple und Impatiens bei Pollenallergien angewendet.
Heilpraktiker führen bei Allergikern häufig eine Laboruntersuchung mit anschließender Darmsanierung mit seiner für die Abwehrfunktionen wichtigen Darmflora durch. Für die Therapie werden mikrobiologische Medikamente und eine spezielle Ernährungsweise miteinander kombiniert. Dadurch sollen die eigenen Selbstheilungskräfte mobilisiert werden. (ag)
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Bild: Günther Richter / pixelio.de
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