Tipps zur Linderung der häufigsten Kopfschmerz-Arten
10.06.2014
Kopfschmerzen sind ein weit verbreitetes Beschwerdebild, wobei in der Fachwelt zwischen 200 bis 360 verschiedenen Kopfschmerz-Arten unterschieden wird. Viele Betroffene gehen mit der Einnahme von Schmerzmitteln gegen die Kopfschmerzen vor, doch kann eine übermäßige Anwendung der Schmerzmittel ebenfalls Auslöser von Kopfschmerzen sein. Wiederholte schwere Kopfschmerzen sollten auch aus diesem Grund dringend ärztlich abgeklärt und nicht in Eigentherapie mit Kopfschmerztabletten behandelt werden.
Generell wird zwischen primären und sekundären Kopfschmerzen unterschieden. Als primäre Kopfschmerzformen sind beispielsweise Spannungskopfschmerzen, Migräne oder Clusterkopfschmerzen bekannt. Bei den sekundären Formen bilden die Kopfschmerzen ein Begleitsymptom zugrundeliegender Erkrankung, wie beispielsweise bei Diabetes mellitus, Bluthochdruck, einer Erkältung mit Kopf- und Gliederschmerzen oder gar einem Tumor. Insbesondere bei den primären Kopfschmerzen, welche rund 90 Prozent der Fälle ausmachen, kann kurzfristig die Einnahme entsprechender Schmerzmittel durchaus Linderung verschaffen, doch sind letztere keinesfalls für die dauerhafte Anwendung geeignet, da ein medikamenteninduzierter Kopfschmerz als Folge droht.
Kopfschmerzen durch ungesunde Lebensgewohnheiten?
Vielfach werden die Kopfschmerzen durch ungesunde Lebensgewohnheiten begünstigt, berichtet die Nachrichtenagentur „dpa“ unter Berufung auf die Aussage der Neurologin und Leitenden Oberärztin am DRK Schmerz-Zentrum Mainz, Susann Seddigh. Der Expertin zufolge stehen die Kopfschmerzen oftmals im Zusammenhang mit Bewegungsmangel, Stress, Schlafmangel, unregelmäßigem Essen und Trinken. Die Einnahme von Schmerzmitteln zur Linderung der Kopfschmerzen könne hier einen Teufelskreis initiieren, bei dem die Medikamente selbst zum Auslöser der Beschwerden werden. Die bekannten Schmerzattacken würden plötzlich immer länger dauern oder sogar zum Dauerzustand werden und die Betroffenen benötigen immer mehr Medikamente, um den Schmerz zu lindern, erläuterte Professor Hartmut Göbel, Chefarzt der Schmerzklinik Kiel, gegenüber der „dpa“. Hinweis auf einen medikamenteninduzierten Kopfschmerz könne das Überschreiten der 10-20-Regel sein, derzufolge die Schmerzmittel maximal an zehn Tagen im Monat eingenommen werden sollten und an an mindestens 20 Tagen keine Medikamente gegen Kopfschmerzen zum Einsatz kommen sollten.
Spannungskopfschmerzen lassen sich oftmals mit Hausmitteln lindern
Eine der häufigste primären Kopfschmerzformen, der Spannungskopfschmerz, lässt sich laut Aussage der Experten zwar mit Arzneien wie Aspirin, Paracetamol oder Ibuprofen relativ effizient behandelt. Doch können auch verschiedene Hausmittel hier durchaus Linderung verschaffen, ohne das Risiko eines medikamenteninduzierten Kopfschmerzes mit sich zu bringen. Professor Göbel nennt hier zum Beispiel Pfefferminzöl, das äußerlich auf Stirn, Schläfen und Nacken aufgetragen wird. Aus der Naturheilkunde ist zudem die positive Wirkung von Massagen mit Pfefferminzöl bekannt, wenn die Kopfschmerzen von Verspannungen im Halswirbelbereich ausgehen. Des Weiteren kann das Einreiben des Nackens mit Melissengeist den Spannungskopfschmerzen entgegenwirken. Auch Kompressen aus Heilerde, die auf den Nacken aufgebrachte werden, entfalten hier eine positive Wirkung. Nicht zuletzt kann die Wärme eines erwärmten Kirschkernkissens oder einer Wärmflasche die Verspannungen der Muskulatur lösen und so zur Linderung der Kopfschmerzen beitragen. Eine ähnliche Wirkung entfalten warme Vollbäder, welche zudem mit ein paar Tropfen ätherischem Lavendelöl angereichert werden können. Zwar stehen zahlreiche verschiedene Hausmittel bei Kopfschmerzen zur Verfügung, doch gilt auch hier, dass regelmäßige schwere Kopfschmerzen dringend ärztlich überprüft werden sollten.
Vorbeugende Maßnahmen gegen Migräne ergreifen
Migräne ist ebenfalls relativ häufig und sie führt oftmals zu massiven Einschränkungen im Alltag. Dies ist nicht nur durch die massiven Kopfschmerzen während einer Migräneattacke begründet, sondern vor allem die sogenannten Aura-Symptome bereiten vielen Betroffenen erhebliche Probleme. Sie leiden zum Beispiel unter begleitenden Sehstörungen, erhöhter Licht- und Geräuschempfindlichkeit, Taubheitsgefühlen in den Fingern, Übelkeit und Erbrechen. Laut Stefanie Förderreuther von der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft sind dabei Frauen deutlich häufiger von Migräne betroffen als Männer. Während etwa sieben Prozent der Männer an Migräneattacken leiden, seien es bei den Frauen 12 bis 14 Prozent, berichtet die Expertin gegenüber der „dpa“. Die Neurologin erläuterte weiter, dass zur Bekämpfung der akuten Migräneattacken spezielle Migräne-Schmerzmittel angewandt werden können. Gegebenenfalls sei eine Kombination mit Medikamenten gegen Übelkeit sinnvoll. Um das Auftreten der Attacken zu verhindern sei es zudem wichtig, die Arzneien frühzeitig und in ausreichend hoher Dosierung einzunehmen. Um das erneute Auftreten der Attacken zu verhindern, seien vorbeugende Maßnahmen gut geeignet. Hier rät die Neurologin zu Ausdauersport und dem Erlernen von Entspannungstechniken (z. B. Autogenes Training, Progressive Muskelrelaxation, Yoga). Auch eine Verhaltenstherapie zum Stressabbau könne im Einzelfall helfen. Über einen begrenzten Zeitraum biete sich bei schweren Migräneattacken, die mehr als dreimal pro Monat auftreten, lange anhalten und nicht gut auf die Akuttherapie ansprechen, zudem eine prophylaktische Medikamentengabe an, um ein „Beruhigung“ der Erkrankung zu erreichen. Eine dauerhafte Einnahme der Arzneien kommt allerdings auch hier nicht in Frage.
Schmerzmittel im Zweifelsfall absetzen
Hat sich infolge der übermäßigen Einnahme von Schmerzmitteln bereits eine medikamenteninduzierter Kopfschmerz entwickelt, bleibt eine Medikamentenpause die einzige Option. Doch ist dabei laut Aussage von Professor Göbel mitunter ein sogenannter Rückschlagkopfschmerz zu beobachten. Dieser könne die Patienten ebenfalls stark beeinträchtigen, weshalb unter Umständen eine Begleitmedikation und bei schweren Verläufen auch eine stationäre Behandlung angeraten seien, berichtet der Experte. (fp)
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