Krankenversicherungen: Was ändert sich im kommenden Jahr 2012
15.12.2011
Zwar steht keine neue Gesundheitsreform zum Jahreswechsel bevor, dennoch ändern sich einige nicht unwesentliche Aspekte in der privaten aber auch gesetzlichen Krankenversicherung. So haben zum Beispiel die Krankenkassen angekündigt, im kommenden Jahr großflächig auf Zusatzbeiträge vorerst zu verzichten. Für die Privatversicherungen (PKV) gelten ab 2012 neue Einkommensgrenzen und einige Anbieter wollen ihre Tarife zum Teil kräftig erhöhen. Was sich genau im nächsten Jahr verändert, zeigen wir nachfolgend in einer Gesamtübersicht.
Beinahe keine Zusatzbeiträge mehr
70 Millionen Kassenpatienten in Deutschland können im kommenden Jahr einmal kurz aufatmen. Noch im letzten Jahr prognostizierten zahlreiche Gesundheitsökonomen steigende Zusatzbeiträge. Durch die gute Konjunktur und dem belebten Arbeitsmarkt konnte allerdings die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) einen Milliardenüberschuss produzieren. Im Zuge dessen hat beispielsweise die Deutsche Angestellten Krankenkasse (DAK) im Kontext einer geplanten Fusion mit der BKK Gesundheit angekündigt, den bisher erhobenen Zusatzbeitrag von acht Euro je Monat wieder abzuschaffen. Weitere Krankenkassen wollen dem Beispiel folgen, so dass kaum mehr eine Kasse den zusätzlichen Obolus verlangen wird. Laut Medienberichten haben insgesamt neun Krankenkassen offiziell bestätigt, im Verlauf des nächsten Jahres den Zusatzbeitrag wieder abzuschaffen. Offen ist derzeit die Lage nur bei zwei Betriebskrankenkassen, der BKK Hoesch sowie der BKK Publik. Beide genannten Kassen halten sich bei diesem Thema noch bedeckt. Somit werden zum derzeitigen Kenntnisstand neun der elf Zusatzbeitrags-Krankenkassen den Pauschalbeitrag wieder abgeschaffen.
Bereits 2013 wieder Zusatzbeiträge
Lange wird die positive Lage trotz des Arzneimittel-Sparpakets und der Beitragsanpassungen 2011 nicht anhalten. Schuld daran ist die anhaltende EU- und Bankenkrise, die sich schon jetzt auf dem Arbeitsmarkt fortschreitend bemerkbar macht. Ökonomen rechnen daher damit, dass spätestens 2013 oder 2014 zahlreiche Krankenkassen erneut auf den Zusatzbeitrag zurückgreifen müssen, weil die Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds nicht mehr ausreichen. Einige Studien gehen sogar davon aus, dass es bald nicht mehr die Frage sein wird, ob eine Kasse einen Zusatzbeitrag erhebt, sondern wie hoch dieser ausfällt. Neben der Finanzkrise entwickelt sich auch die medizinische Technologie fort. Was für den Patienten von Vorteil ist, wird die Versorgung insgesamt verteuern.
Keine Beitragsanpassungen bei den Krankenkassen für 2012 geplant
Im Rückblick mussten zwei Kassen aufgrund schwerwiegender finanzieller Probleme ihre Tore schließen. Die City BKK schloss Mitte 2011 und die BKK für Heilberufe wird zum Jahresende endgültig schließen. Beide Kassen hatten einen Zusatzbeitrag verlangt, beide Anbieter sind letztendlich aufgrund hoher Mitgliederverluste an dem Modell gescheitert. Aus Kreisen der Bundesregierung war dazu zu vernehmen, dass die Minimierung der gesetzlichen Krankenkassen durchaus gewünscht ist, um den Markt „übersichtlicher und effizienter“ zu gestalten. Ein erneuter Anstieg der regulären Beiträge von derzeit 15,5 Prozent ist aufgrund der positiven Finanzentwicklung nicht geplant. Auch hier setzt die schwarz-gelbe Koalition auf das Haushalten der Kassen. Reichen die Zuweisungen nicht mehr aus, sollen Zusatzbeiträge erhoben werden.
PKV erhöht zum Jahreswechsel Beiträge in Einzeltarifen
Im Gegensatz zu den gesetzlichen Krankenkassen werden einzelne Anbieter der Privaten Krankenversicherung (PKV) ihre Tarife deutlich erhöhen (dazu: PKV erhöht massiv Tarife). Einige Prämien werden um etwa 30 bis 40 Prozent steigen. Die Gründe für die steigenden Preise sind zum Teil hausgemacht. Von den Tariferhöhungen sind vor allem die PKV-Unternehmen betroffen, die verstärkt mit Billigtarifen geworben hatten. Teilweise wurden Prämien von unter 100 Euro je Monat ausgelobt. Der erwartete Wechsel in nächst höhere Tarife ist aber weitestgehend ausgeblieben, weshalb sich viele Versicherungskonzerne von dem Modell ab 2012 wieder verabschieden. Zusätzlich können viele Versicherte ihre Beiträge nicht mehr zahlen, weshalb zahlreiche Unternehmen Aussenstände in Millionenhöhe zu beklagen haben. Als Reaktion plant die Branche ein speziellen PKV Tarif für Nichtzahler einzurichten. Ferner sind die Versicherungen per Gerichtsentscheid dazu verpflichtet worden, bis Dezember 2012 sogenannte Unisex-Tarife (geschlechtsneutrale Tarife) einzuführen. Eine Ungleichbehandlung von Männern und Frauen bei der Tarifausgestaltung darf es auch nicht in der PKV geben.
Neue Einkommensgrenzen 2012
Wie in jedem Jahr werden auch zum Jahreswechsel die Einkommensgrenzen in der Krankenversicherung und Sozialversicherung an die allgemeine Lohn- und Gehaltsentwicklung per Verordnung angepasst. Demnach steigt die Beitragsbemessungsgrenze der Pflege- und Krankenversicherung von 44.550 Euro auf 45.900 Euro pro Jahr. Das bedeutet umgerechnet ein Anstieg von 3712,50 Euro auf 3825,00 Euro monatlich. Die für die Privatversicherung relevante Versicherungspflichtgrenze wird 2012 um 3,03 Prozent auf 50.850,00 Euro pro Jahr bzw. 4.237,50 Euro je Monat angehoben. Wer allerdings von der GKV in die PKV wechseln will, sollte Vorsicht walten lassen. Wer einmal gewechselt hat, für den verschließen sich die Türen der gesetzlichen Krankenversicherung fast ausnahmslos für immer. (sb)
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