Dauersitzen ist ein nicht zu unterschätzendes Gesundheitsrisiko
28.01.2015
Die Deutsche Krankenversicherung (DKV) hat am Montag ihren Report „Wie gesund lebt Deutschland?“ 2015 in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Befragung der Eltern zur Mediennutzung und zum Gesundheitsverhalten ihrer 6 bis 12-jährigen Kinder hat gezeigt, dass die Heranwachsenden deutlich zu viel Zeit des Tages im Sitzen verbringen. An Wochentagen würden die „Kinder durchschnittlich etwa vier Stunden, und zwar zusätzlich zum Schulunterricht“ sitzen, so die Mitteilung der DKV.
Auch bei der Mediennutzung überschreiten laut Angaben der DKV die meisten Kinder die empfohlene Maximaldauer der Bildschirmtätigkeit. So würden drei Viertel der Kinder länger als eine Stunde am Tag fernsehen, Computer spielen oder im Internet surfen. „72 Prozent der Kinder haben sogar einen eigenen Fernseher im Kinderzimmer, 50 Prozent einen Internetzugang“, berichtet die DKV. „Kinder wachsen praktisch im Sitzen auf und kopieren den ungesunden Lebensstil ihrer Eltern“, betont der Vorstandsvorsitzende der DKV, Clemens Muth.
Befragungen zum Gesundheitsverhalten
Wie gesund sind die deutschen Bundesbürger? Dieser Frage sind Forscher der Deutschen Sporthochschule Köln (DSHS) im Auftrag der DKV nachgegangen. Am Montag stellten sie die Ergebnisse der repräsentativen Befragungen der Öffentlichkeit vor. Die Gefahren langen Sitzens waren dabei einer der Schwerpunkte des Reports. Laut Angaben der Nachrichtenagentur „dpa“ hat die private Kasse über 3.000 Deutsche beispielsweise dazu befragen lassen, wie oft sie sich bewegen und was sie essen. Darüber hinaus wurden 300 Eltern gebeten, die körperliche Aktivität und die Mediennutzung ihrer 6- bis 12-jährigen Kinder einzuschätzen.
Reizüberflutung und Bewegungsmangel
Die „überlange Mediennutzung“ ist laut Aussage des wissenschaftlichen Leiters des DKV-Reports, Professor Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule Köln „nicht nur eine Reizüberflutung für die Kinder“, sondern sie führt auch meistens dazu, dass die Kinder viel zu lange stillsitzen. Hinzu komme, dass bei vielen Kindern ohnehin ein grundsätzlicher Mangel an Bewegung festzustellen sei. So werde mindestens eine Stunde pro Tag intensive Bewegung empfohlen, aber nicht einmal jedem zweiten Kind gelinge dies. Knapp jedes fünfte Kind habe die Stunde körperlicher Aktivität nur an zwei Tagen pro Woche oder weniger eingehalten. „Spätestens in der Grundschulzeit haben die Kinder verinnerlicht, dass sowohl Schule als auch Freizeit vor allem im Sitzen stattfinden“, betont Clemens Muth.
Gesundheitliche Risiken durch langes Sitzen
Das lange Sitzen ist laut Mitteilung der DKV für die Kinder besonders kritisch, weil sie sich „in einer sensiblen Entwicklungsphase (befinden), in der sie Bewegung brauchen, für die körperliche Entwicklung, aber auch für die geistige und soziale.“ Im Zusammenspiel mit ungesunder Ernährung ist der Bewegungsmangel maßgeblich verantwortlich für die Entwicklung von Übergewicht und Fettleibigkeit bei den Heranwachsenden. Mittlerweile seien 15 Prozent der Kinder in Deutschland übergewichtig, sechs Prozent sogar adipös, berichtet die DKV. Zudem würden zu viele Kinder als krankhaft hyperaktiv gelten, was der leitende Arzt der DKV, Wolfgang Reuter auch in Zusammenhang mit dem Bewegungsmangel und der Reizüberflutung durch die Mediennutzung bringt. „Ich fürchte, dass wir gelegentlich Kinder fehldiagnostizieren, weil sie ihren Bewegungsdrang nicht kindgerecht ausleben können oder weil die Reizüberflutung vor großen und kleinen Bildschirmen ihren Beitrag leistet.“
Langes Sitzen führt oft zu körperlichen Beschwerden
Die nachteilige gesundheitliche Wirkung des langen Sitzen haben vergangenes Jahr auch Wissenschaftler der University of Leicester (Großbritannien) in einer Studie untersucht und dabei festgestellt, dass hierdurch das Risiko für Diabetes und Herzkrankheiten erhöht wird. Eine US-amerikanische Untersuchung kam zudem zu dem Ergebnis, dass zu viel Sitzen das Darmkrebs-Risiko erhöht. Des Weiteren wird langes Sitzen oft in Verbindung mit einer falschen Körperhaltung und Beschwerden wie Rückenschmerzen, Gesäßschmerzen, Nackenschmerzen, Nackenverspannungen, Schulterstechen oder Oberarmschmerzen gebracht. (ad/fp)
Bild: Tim Reckmann / pixelio.de
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