Neue Karte zu den FSME-Risikogebieten veröffentlicht
29.05.2012
Immer mehr Menschen erkranken an der durch Zecken übertragenen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat in seinem aktuellen "Epidemiologischen Bulletin" die FSME-Risikogebiete dargestellt und auf das Gesundheitsrisiko durch Zeckenbisse hingewiesen.
„Im Jahr 2011 wurden insgesamt 423 FSME-Erkrankungen übermittelt, die die Referenzdefinition des RKI erfüllten“, was einem „deutlichen Anstieg gegenüber dem Vorjahr (260 FSME-Erkrankungen) um 63 Prozent“ entsprach, berichtet das RKI in dem Epidemiologischen Bulletin. Die massive Zunahme der Fallzahlen beschränkte sich vor allem auf Baden-Württemberg (47,5 Prozent der FSME-Infektionen insgesamt) und Bayern (45,1 Prozent der FSME-Infektionen). Doch auch Regionen in anderen Bundesländern werden auf der aktuellen Karte des RKI als FSME-Risikogebiete gekennzeichnet.
140 Kreise sind FSME-Risikogebiet
Der Definition des RKI zufolge werden Endemiegebiete der FSME als „FSME-Risikogebiete“ deklariert, wenn „für Personen mit Zeckenexposition ein Erkrankungsrisiko besteht, das nach Übereinkunft von Experten präventive Maßnahmen begründet.“ Dies ist bei Fallzahlen von mehr als einer FSME-Erkrankung je 100.000 Einwohner gegeben, so die Aussage in dem Epidemiologischen Bulletin des RKI. Insgesamt werden nach der Definition des RKI „aktuell 140 Kreise als FSME-Risikogebiete ausgewiesen“: 43 Kreise in Baden-Württemberg, 79 Kreise in Bayern, neun Kreise in Hessen, sieben Kreise in Thüringen, ein Kreis in Rheinland-Pfalz und ein Kreis im Saarland. Gegenüber dem vorherigen Stand sind drei Kreise hinzugekommen: der Stadtkreis Ulm in Baden-Württemberg, der Stadtkreis Kempten in Bayern und der Saar-Pfalz-Kreis im Saarland. Die „Zunahme der FSME-Risikogebiete in den letzten Jahren fand fast ausschließlich innerhalb der beschriebenen süddeutschen Areale statt; hier bildet der LK Saar-Pfalz-Kreis eine Ausnahme“, kommentierte das RKI die Entwicklung.
FSME-Gefahr nicht nur in den Risikogebieten
In den übrigen Bundesländern wurden bislang zwar keine FSME-Risikogebiete bestimmt, doch bedeutet dies keineswegs, dass Zeckenbisse hier ungefährlich sind. Denn auch in Bundesländern wie Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern oder Schleswig-Holstein können die winzigen Blutsauger die gefährlichen Hirnhautentzündungen auslösen. Außerdem ist es „wahrscheinlich, dass das FSME-Virus weiterhin in den östlichen Bundesländern, in denen es bereits zwischen den 1960er bis Anfang der 1980er Jahre endemisch war, latent in Naturherden persistiert“, berichtet das RKI. Bei entsprechender Symptomatik sollte daher immer auch an FSME gedacht werden und eine entsprechende Anamnese und Diagnostik erfolgen, so die Aussage in dem Epidemiologischen Bulletin. Als typische Symptome einer FSME gelten grippeähnliche Beschwerden wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, die sich nach einem ersten Auftreten relativ zügig zurückbilden, anschließend jedoch verstärkt zurückkehren. Im späteren Krankheitsverlauf sind massive Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen sowie unter Umständen Störungen des Bewusstseins und der motorischen Fähigkeiten zu beobachten.
Risiko der Borreliose
Neben dem FSME-Risiko besteht deutschlandweit bei einem Zeckenbiss grundsätzlich die Gefahr einer Borreliose-Infektion, welche zwar kein vergleichbar akutes Gesundheitsrisiko darstellt, wie FSME, für Betroffene jedoch ebenfalls zu einer erheblichen Belastung der Gesundheit werden kann. Während FSME durch Viren bedingt wird und eine entsprechende Impfung möglich ist, beruht Borreliose auf einer bakteriellen Infektion, die zwar mit Antibiotika therapierbar ist, gegen die jedoch kein Impfschutz aufgebaut werden kann.
Schutz vor FSME
In den FSME-Risikogebieten ist laut Aussage des Epidemiologischen Bulletins des RKI das Erkrankungsrisiko so hoch, dass dies „ entsprechend einer Risiko-Nutzen-Abwägung eine routinemäßige FSME-Impfung der Bewohner beziehungsweise Touristen mit Zeckenexposition sinnvoll erscheinen lässt.“ Auch die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt eine FSME-Impfung für Personen, die in den definierten Risikogebieten zeckenexponiert sind. Hier bestehe außerdem eine Pflicht zur Kostenerstattung der Impfung seitens der Krankenkassen. Um den Impfschutz sicherzustellen, muss die Impfung jedoch im Abstand von drei bis fünf Jahren aufgefrischt werden. Einen vorsorgenden Schutz auf anderem Wege, ermöglicht das Tragen angemessener Kleidung beim Aufenthalt im Freien. Lange Ärmel, lange Hosen mit engen Bündchen und festes Schuhwerk bieten hier eine relativ effiziente Möglichkeit der Zeckenabwehr, die sowohl vor FSME als auch vor Borreliose schützt. Außerdem sollte nach dem Ausflug in die Natur der Körper gründlich auf Zecken abgesucht und anhaftende Tiere möglichst zeitnah mit einer Pinzette oder Zeckenzange entfernt werden, um das Übertragungsrisiko von Krankheitserregern zu minimieren. (fp)
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Autoren- und Quelleninformationen
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