Migräne bereits frühzeitig im MRT erkennbar: Gehirnaktivitäten ermöglichen Vorhersage von Migräne-Attacken
11.02.2011
Migräne-Anfälle lassen sich anhand veränderter Gehirnaktivitäten im Magnetresonanztomographen (MRT) bereits Tage vor den eigentlichen Kopfschmerz-Schüben erkennen.
Die nächste Migräne Attacke lässt sich bereits frühzeitig anhand veränderter Aktivitäten der Nervenzellen im Bereich des Trigeminus-Systems feststellen, berichtet das Forscherteam um Arne May vom Universitätskrankenhaus Eppendorf in Hamburg in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins „Journal of Neuroscience“. Erstmals sei es gelungen, eine Hirnregion ausfindig zu machen, welche das Auftreten der nächste Migräne-Attacke mitbestimmt, erklärten die Hamburger Forscher.
Migräne – Symptome, Ursachen und Gehirnaktivitäten
Migräne ist eine relativ verbreitet neurophysiologische Erkrankung an der in Deutschland etwa elf Prozent der Bevölkerung leiden. Migräne wird gekennzeichnet durch Symptome wie pulsierende Kopfschmerzen, Übelkeit bis hin zu Erbrechen, Licht- und Geräuschempfindlichkeit, Gleichgewichtsstörungen, Tunnelblick, Schwindel, Sprachstörungen und Taubheitsgefühl in den Fingern und Armen. Die in der Wissenschaft diskutierten Ursachen für das Auftreten von Migräne-Anfällen sind dabei äußerst vielschichtig und reichen von Hormonspiegelschwankungen, über die Ernährung, die körperliche Fitness, persönlichen Stress und Alkoholkonsum bis hin zu den jüngst diskutierten Migräne-Risiko-Genen. Unklar ist bislang, welche Hirnareale für den Ausbruch einer Migräne-Attacke entscheidend sind. Die Wissenschaftler des Universitätskrankenhauses Eppendorf haben nun im Rahmen ihrer Studie einen möglichen Zusammenhang der Migräne-Anfälle mit den Hirnaktivität des trigeminalen Schmerzzentrums überprüft – mit verblüffendem Ergebnis.
Nervenzellaktivität im Trigeminus-System beeinflusst Migräne
Das Trigeminus-System, welches sich über weite Teile des Gesichts und des Kopfes erstreckt, fungiert nach Aussage der Wissenschaftler wie eine Art Migräne-Motor. Bereits Tage vor den Migräne-Attacken ändere sich hier die Aktivitäten der Nervenzellen, wodurch eine relativ genau Vorhersage des nächste Anfalles möglich werde, erklärten May und Kollegen. Die Forscher haben im Rahmen ihrer Studie die Zusammenhänge zwischen den Aktivitäten des Trigeminus-Systems und dem Auftreten von Migräne bei 20 Migräne-Patienten und 20 Personen ohne Kopfschmerzen genauer untersucht. Hierfür ließen sie die Probanden entweder an Rosenöl (stimuliert den Geruchssinn) oder Ammoniak (stechend riechendes Gas, das im Gehirn die Nerven des Trigeminus-Systems stimuliert) schnuppern und beobachteten die Veränderungen der Gehirnaktivitäten mit Hilfe des MRT. Dabei stellten die Forscher fest, dass Migräne-Patienten anders auf den den Ammoniak reagierten als die gesunden Studienteilnehmer. Insgesamt ließen sich die Nervenzellen des Trigeminus-Systems bei den gesunden Probanden deutlich stärker durch den Ammoniak aktivieren als bei Migräne-Patienten, deren letzte Attacke mindestens 72 Stunden zurücklag.
Migräne-Anfälle im MRT genau vorhersagbar
„Das heißt, dass bei Migräne-Patienten der Schmerzreiz weniger gut weitergeleitet wird als bei Gesunden“, erklärte Arne May. Außerdem war den Aussagen der Wissenschaftler zufolge festzustellen, dass die Nervenzellaktivität der Migräne-Patienten immer mehr zunahm, je näher sie dem nächsten Migräne-Anfall kamen. Sobald die Schmerzen einsetzten, seien die Aktivität der Nervenzellen des Trigeminus spontan wieder gesunken, so das Forscherteam weiter. Mit Hilfe der MRT-Bilder konnten die Mediziner stets „ganz genau sagen, in welcher Phase des Migräne-Zyklus sich der Patient befindet“, betonte Studienleiter Arne May. So sei der nächste Migräne-Anfall genau vorhersagbar gewesen. Für die meisten Migräne-Patienten bringen die jetzigen Erkenntnisse jedoch erst einmal keine große Verbesserung mit sich, so auch die Einschätzung der Experten. Doch die aktuelle Studie trage als Grundlagenforschung dazu bei, die Entstehungsmechanismen von Migräne besser zu verstehen, erklärte der Neurologe Arne May. Für die zeitlich korrekt Vorhersage der Migräne-Attacken im Alltag, sei die Beobachtung mit Hilfe des MRT indes eher ungeeignet. Hier bieten sich andere Methoden an, die auch ohne technische Hilfsmittel die Bestimmung des Zeitpunktes der nächste Attacke ermöglichen.
Migräne: Alternativen zur Früherkennung und Behandlung
Migräne-Anfälle kündigen sich bei vielen Betroffenen durch Symptome wie Konzentrationsschwäche, Gähnanfälle und Heißhunger bereits Tage vorher an, erklärte der Studienleiter vom Universitätskrankenhaus Eppendorf. Denn „die eigentliche Attacke beginnt lange bevor die Kopfschmerzen einsetzen“, betonte Arne May. Die Betroffenen müssen nach Aussage des Experten nur lernen, für die Symptome sensibel zu werden, und könnten so bereits im Vorfeld – beispielsweise „durch Muskelentspannung“ – das Ausmaß des tatsächlichen Migräne-Anfalls reduzieren. Auch aus naturheilkundlicher Sicht sind hier verschiedene Behandlungsansätze zu nennen, wobei in jedem Fall vorab ein Therapeut (Heilpraktiker oder Arzt) im Rahmen der Amnese analysieren sollte, welche Ursachen die Schmerzen haben. Bei der anschließenden, explizit auf die Schmerzursachen abgestimmten Behandlung, kommen in der Naturheilkunde bisher Verfahren wie die Reinigungen der Darmflora (Darmdysbiose), Heilfasten, Biofeedback, Homöopathie, Neuraltherapie, Osteopathie, Entspannungsverfahren, Akupunktur oder Arm- und Fußbädern teilweise mit beachtlichem Erfolg zum Einsatz. (sb)
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Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.