Private Krankenversicherung: 20 Prozent mehr Vollversicherungen durch Gesundheitsreform
18.11.2011
Der Verband der Privaten Krankenversicherungen (PKV) hat die Geschäftszahlen für das Jahr 2010 sowie erste Prognosen für das Jahr 2011 vorgelegt. Deutlich wird, dass die zugunsten der PKV verabschiedete Gesundheitsreform der Branche einen deutlichen Zuwachs beschwert hat. Bereits im ersten Halbjahr 2011 wurden rund 54.000 private Vollversicherungen abgeschlossen. Das ist ein Plus von guten 20 Prozent. Vor allem Besserverdiener, die vormals in den gesetzlichen Krankenkassen versichert waren, haben aufgrund der erleichterten Bedingungen einen Wechsel unternommen.
Im Zuge der Gesundheitsreform der schwarz-gelben Koalition wurde auf Drängen der FDP die 3-Jahres-Wartefrist für Angestellte abgeschafft. Dies hat nach Angaben des Verbandes der Privaten Krankenversicherer eine deutliche „Belebung des Neugeschäfts“ geführt. Rund 54.000 Menschen haben im ersten Halbjahr 2011 einen PKV Vollvertrag abgeschlossen. Damit fällt das Neugeschäft um über 20 Prozent stärker als im ersten Halbjahr 2010 (44.500 Neuversicherte) aus. Die Zahl der Privatversicherten in Deutschland ist auf ca. 8,95 Millionen Menschen angestiegen. Neben dem Neukundengeschäft wurden auch mehr Zusatzversicherungen verkauft. Mit rund 119.000 wurde auch hier ein deutlich höherer Wert als im Vorjahreszeitraum (2010: 77.000) erreicht. Zwar hatte die PKV darauf gedrängt, dass Gesetzliche Krankenkassen keine Zusatzversicherungen anbieten dürfen, allerdings konnte sich die FDP in diesem Punkt gegenüber der Union nicht durchsetzen.
Was für die Private Versicherungsbranche eine Stärke bedeutet, ist für die Gesetzliche eine deutliche Schwächung. Denn vor allem sehr gut verdienende Angestellte können seit 2011 wesentlich leichter in die Private Krankenversicherung wechseln, als dies zuvor der Fall war. Mit Abschaffung der Drei-Jahres-Frist müssen Versicherte nun nicht mehr an drei verschiedenen Stichtagen über einen Mindestbetrag Brutto (Pflichtgrenze) verdienen, sondern können bereits bei dem ersten Übersprung in die PKV wechseln. Auf diesem Wege gehen den Krankenkassen wertvolle Beitragszahler verloren, das Solidarprinzip wird gefährdet. Ein Wechsel sollte dennoch wohlüberlegt sein, da eine Rückkehr in die Gesetzliche nach einem Wechsel für immer verwehrt bleibt.
Die Beitragseinnahmen der Privaten Kranken- und Pflegeversicherung erhöhten sich 2010 um 5,7 Prozent auf 33,27 Mrd. Euro. Dabei entfielen 31,17 Mrd. Euro (plus 6,1 Prozent) auf die Krankenversicherung und 2,10 Mrd. Euro (plus 1,1 Prozent) auf die Pflegeversicherung. Für 2011 ist mit Beitragseinnahmen in Höhe von 34,90 Mrd. Euro zu rechnen: 32,76 Mrd. Euro für die Kranken- und 2,14 Mrd. Euro für die Pflegeversicherung. Grund hierfür sind auch die Beitragssteigerungen bei den Privaten Krankenversicherungen. (sb)
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