Pollenbelastung in Europa steigt massiv an
18.04.2012
Die Pollenbelastung in Europa steigt und mit ihr das Risiko von Allergien. Forscher der Technischen Universität (TU) München haben die europaweite Entwicklung der Luftbelastung mit allergenen Pollen untersucht und dabei mögliche Zusammenhänge mit der Zunahmen von Allergien aufgedeckt.
Ein Team internationaler Wissenschaftler um die Professorin Annette Menzel von der TU München berichtet in dem Fachmagazin „PLoS ONE“, dass die Pollenbelastung der Luft in den modernen Industrienationen über die vergangenen Jahre kontinuierlich gestiegen ist. Damit einher gehe eine wachsende Verbreitung von allergischen Atemwegserkrankungen wie Heuschnupfen und Asthma, schreiben Menzel und Kollegen. Der Klimawandel habe hier einen wesentlichen Einfluss, wobei nicht nur der Temperaturanstieg sondern vor allem die erhöhte CO2-Konzentration das Wachstum der Pflanzen und somit die Pollenproduktion begünstige, so die Wissenschaftler weiter.
Anstieg der Pollenkonzentration und des Allergie-Risikos
Im Rahmen ihrer Studie hatten die Forscher um Professorin Annette Menzel anhand von Zeitrehen die Pollenkonzentration der Luft in 13 Ländern untersucht und dabei einen erheblichen Anstieg der Pollenmenge registriert. „Für 1.221 Pollen-Zeitreihen über jeweils mindestens 10 Jahre wurden einheitliche jährliche Pollenindizes berechnet, die einen Vergleich von allergologisch wichtigen Blütenpollen aus unterschiedlichen klimatischen Bedingungen ermöglichen“, so die Mitteilung der TU München. Das Ergebnis: Europaweit befinden sich die allergenen Pollen auf dem Vormarsch, was auch zu einer Zunahme bei den allergischen Erkrankungen führt. Nach Ansicht der Forscher wird sich diese Entwicklung in den kommenden Jahren fortsetzten, weshalb sich die Menschen in Europa auf eine deutlich höhere Allergiebelastung einstellen müssen. Insbesondere die Stadtbevölkerung sei hiervon betroffen, denn die Untersuchungsergebnisse haben gezeigt, dass die Pollenkonzentration in den Städten jährlich um durchschnittlich drei Prozent gestiegen ist, wohingegen der Anstieg auf dem Land lediglich bei einem Prozent pro Jahr lag, berichten Menzel und Kollegen.
Stadtklima als Experimentierfeld für Klimafolgen
Anhand des Stadtklimas lassen sich laut Aussage der Forscher bereits heute einige Auswirkungen des Klimawandels ablesen. „Das Stadtklima ist heute bereits wärmer und trockener, hinzu kommt eine höhere Luftverschmutzung“, erklärte die Ökoklimatologin Annette Menzel. Die Forscher nutzten daher die urbanen Gebiete als „Experimentierfeld“, um die Klimafolgen zu prognostizieren. Hier liege die Temperatur durch die „die dichte Bebauung in sogenannten urbanen Wärmeinseln um ein bis drei Grad höher“, berichten die Wissenschaftler. Auch die CO2- und Schadstoffwerte in der Luft seien dort meist erhöht. „Wir finden in städtischen Gebieten bereits heute die Bedingungen vor, die wir künftig ebenfalls für ländliche Gegenden erwarten“, erläuterte Prof. Menzel.
Pollen-Allergene mit schwerwiegenden Folgen für die Gesundheit
Als wesentliche Ursache der steigenden Pollenbelastung benennen die Forscher die im Zuge des Klimawandels erhöhte CO2-Konzentration. Hier hätten Laborversuche und mehrere Freilandstudien gezeigt, dass die steigenden Kohlendioxidwerte in der Luft eine Beschleunigung des Pflanzenwachstums und auf diese Weise auch eine erhöhte Pollenproduktion bedingen. Die steigenden Temperaturen tragen darüber hinaus dazu bei, dass die Pollenflugsaison von Jahr zu Jahr länger wird, berichten Prof. Menzel und Kollegen. „Diese Veränderungen führen zu einer größeren Belastung der Menschen durch Pollen-Allergene mit möglicherweise schwerwiegenden Folgen für die öffentliche Gesundheit führen“, so die Aussage der Experten in dem Artikel „Changes to Airborne Pollen Counts across Europe“. Doch laut Mitteilung der TU München ist nicht der Anstieg der Pollen-Konzentration an sich in Bezug auf das Allergie-Risiko entscheidend, sondern deren Funktion als „(Über-)Träger von allergiefördernden Substanzen.“
Konzentration allergiefördernder Substanzen schwankt
Um die zukünftige Allergiebelastung abzuschätzen, hat Prof. Annette Menzel „gemeinsam mit der Allergologin Prof. Claudia Traidl-Hoffmann vom Zentrum Allergie und Umwelt (TUM / Helmholtz Zentrum München) die Allergie-Trends in Städten und ländlichen Gebieten erforscht“, so die Mitteilung der TU München. Die Forscherinnen konnten belegen, dass die Freisetzung allergiefördernder Substanzen von Jahr zu Jahr schwankt und dabei auch Unterschiede zwischen Pollen aus ländlichen und urbanen Gebieten auftreten. Die detaillierten Forschungsergebnisse sollen demnächst vorgelegt werden, doch schon heute sei klar, dass „der Blick in die Klimazukunft nicht nur für Stadtbewohner unerfreulich ausfällt“, erklärten die Forscherinnen. (fp)
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