Studie: Auch im Alter senkt das Rauchen aufgeben das Herzinfarkt-Risiko
21.02.2013
Viele Menschen denken, „ich bin zu alt zum aufhören, jetzt lohnt es sich nicht mehr“. Eine aktuelle Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) ergab allerdings, dass ein Rauchstopp im Alter von 60 Lebensjahren das Risiko einen Herzinfarkt zu erleiden, um das Doppelte senken kann. Wer 60 Jahre alt ist und regelmäßig raucht, besitzt ein Erkrankungsrisiko für Herz-Kreislauf-Leiden wie ein 79 Jähriger.
Doppelt hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Wer Zeit seines Lebens raucht, wird mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent den Folgen versterben. „Es ist nie zu spät um mit dem Rauchen aufzuhören“, könnte die Hauptaussage des Ergebnisses einer aktuellen Untersuchung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) sein. Wer selbst im hohen Alter den Zigarettenkonsum einstellt, kann sei Risiko einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden schon in kurzer Zeit massiv senken. Um diese Aussage zu bestätigen, haben die Wissenschaftler des DKFZ die Daten von insgesamt 8807 Frauen und Männer aus dem Saarland ausgewertet. Alle Probanden gehörten zum Studienbeginn der Altersgruppe der 50 bis 74 Jährigen an. Wir stellten fest, dass Raucher über ein mehr als doppelt so hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben wie Nichtraucher“, resümierte der Projektleiter Hermann Brenner in einer Mitteilung des Krebsforschungszentrums. Um die Auswirkungen zu verbildlichen nannte Brenner folgenden Vergleich. „Ein 60 Jahre alter Raucher hat beispielsweise ein Herzinfarktrisiko wie ein 79 Jahre alter Nichtraucher“. Das Risiko für einen Schlaganfall beträgt bei einem 60-Jährigen Raucher wie bei einem 69 Jahre alten Nichtraucher.
Schon im vergangenen Jahr hatten Hermann Brenner und Kollegen sich damit wissenschaftlich beschäftigt, wie das Rauchen die Gesamtsterblichkeit von Menschen über 60 Jahren beeinflussen kann. Hierfür hatten die Forscher eine Metaanalyse aus Daten internationaler Studie ohne deutsche Beteiligung ausgewertet. In der vorliegenden Studie analysierten sie den gesundheitlichen Werdegang von Personen, die zu Beginn der Studie noch keinen Infarkt oder Hirnschlag erlitten hatten. Die Auswirkungen weiterer Faktoren wie Alter, Geschlecht, Alkoholkonsum, Bildung und Sport sowie Blutdruck, Diabetes, Cholesterinspiegel, Größe und Gewicht wurden von den Wissenschaftlern in den Auswertungen berücksichtigt.
Sterberisiko sinkt schon nach ein paar Jahren
Hören ältere Menschen mit dem Rauchen auf, ist dennoch das Risiko für einen vorzeitigen Tod im Vergleich zu lebenslangen Nichtrauchern dauerhaft um ein Vielfaches erhöht. Allerdings ist das Todesrisiko aber im Vergleich zu aktiven Rauchern deutlich niedriger. So ist die Sterberate von Ex-Rauchern nur noch um 34 Prozent gegenüber dauerhaften Nichtrauchern erhöht. „Die Sterberate bei den über 60jährigen ist um 54 Prozent, der 70- bis 79jährigen um 36 Prozent und bei den über 80jährigen bei immerhin nur noch 27 Prozent erhöht. Ein Raucher von Zweien stirbt an den Rauchfolgen.“
Schon nach kurzer Zeit Rauchausstieg zeigen sich Positiveffekte. So konnten die Forscher ermitteln, dass verglichen mit Probanden, die nach wie vor rauchten, das Risiko für Schlaganfall und Infarkt schon in den ersten fünf Jahren nach dem letzten inhalierten Glimmstängel um mehr als 40 Prozent sank.
„Verglichen mit Personen, die weiterhin rauchen, ist das Risiko für einen Herzinfarkt und für einen Schlaganfall bereits während der ersten fünf Jahre nach der letzten Zigarette mehr als 40 Prozent niedriger“, betont Carolin Gellert, die Erstautorin der Studie. Durch die Ergebnisse wird deutlich, dass Rauchentwöhnungsprogramme nicht nur für junge Menschen, sondern auch für Ältere konzipiert werden sollten.
Rauchverbot zeigt erste Positivwirkung
Erste Effekte zeigt auch das reguläre Rauchverbot in Restaurants und öffentlichen Gebäuden. Nach Angaben des Forschungszentrums konnte ein signifikanter Rückgang der Herzinfarkte beobachtet werden. Bereits ein Jahr nach Umsetzung der Nichtraucherschutzgesetze 2007 und 2008 gingen die Notfall-Klinikeinweisungen aufgrund von Infarkten um 8,6 Prozent zurück, wie eine Studie des Kieler Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung aus dem Jahre 2012 zeigte. Die Forscher ermittelten die Daten anhand einer Auswertung von Patientendaten der rund 3,7 Millionen Krankenversicherten der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK).
In anderen Worten: Die Nichtraucherschutzgesetze haben rund 35.000 kardiovaskuläre Ereignisse verhindert und somit vielen Menschen wohl möglich das Leben gerettet. Auch die Krankenkassen konnten Einsparungen in Millionenhöhe verbuchen. Laut der Studie sparten die Kassen rund 150 Millionen Euro durch Einsparungen der Klinik-Therapien. (sb)
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