Wortfindungsschwierigkeiten und Verständnisprobleme ein Anzeichen für Demenz
21.09.2012
Demenz und Alzheimer äußern sich bereits frühzeitig durch unterschiedliche Symptome. Zu den bekanntesten zählt die zunehmende Vergesslichkeit. Aber auch Sprach- und Verständnisprobleme können ein Hinweis auf eine Demenz-Erkrankung sein. Bei auffälligen Schwierigkeiten, Konversationen zu folgen beziehungsweise Fragen zu beantworten und zunehmenden Wortfindungsproblemen, sollte daher ein Arzt konsultiert werden und die Möglichkeit einer Demenz-Erkrankung abklären.
Im Alltag machen Betroffene beziehungsweise deren Angehörige eine Demenz- oder Alzheimer-Erkrankung meist an Gedächtnisproblemen und Erinnerungslücken fest. Namen geraten in Vergessenheit, ständig werden die Haustürschlüssel verlegt oder Termine vergessen. Doch auch andere Symptome wie Antriebslosigkeit oder Sprachprobleme können ein Hinweis auf Demenz sein. Steht die Diagnose fest, ist dies meist ein Schock für die Patienten, deren Freunde und Familie. Zumal eine Heilung bislang nicht möglich ist und durch bestehende Therapieansätze lediglich ein wenig Zeit im Sinne der Betroffenen gewonnen werden kann. Nicht nur die Patienten, sondern auch Personen in ihrem Umfeld müssen sich auf die Erkrankung einstellen. Dieses Zusammenleben mit den Demenz- beziehungsweise Alzheimer-Patienten bildet den Themenschwerpunkt des heutigen Welt-Alzheimertages.
Wortfindungsprobleme als Anzeichen für Demenz?
Zwar sind längst nicht alle Lücken des Erinnerungsvermögens ein Hinweis auf die neurodegenerative Erkrankung Demenz beziehungsweise Alzheimer als deren häufigste Erscheinungsform. Treten jedoch parallel weitere Symptome wie Sprach- und Verständnisprobleme oder eine allgemeine Antriebslosigkeit auf, liegt vor allem bei älteren Patienten der Verdacht auf eine Demenz-Erkrankung nahe. Professor Jörg Schulz, Direktor der Neurologischen Klinik an der Universität Aachen, erklärte anlässlich des Welt-Alzheimertages: „Beteiligen sich Angehörige nicht mehr an Gesprächen, nehmen Termine nicht mehr wahr oder haben sie Schwierigkeiten, die richtigen Wörter zu finden, können das erste Anzeichen für eine Demenz wie Alzheimer sein.“ Um die vielschichtigen Symptome richtig zu deuten, bedürfe es einer ärztlichen Diagnose, bei der die einzelnen Bausteine zusammengesetzt werden. Dabei müsse auch eine Abgrenzung gegenüber anderen möglichen Erkrankungen erfolgen. Denn einzelne Symptome können durchaus auch durch andere Erkrankungen bedingt werden Eine anhaltende Antriebslosigkeit beruhe beispielsweise unter Umständen auf einer Depression. Erster Ansprechpartner sollte laut Aussage des Experten der eigne Hausarzt sein, der bei entsprechenden Hinweisen die Patienten für weitere Untersuchungen an Fachärzte wie einen Neurologen oder Psychiater verweist.
Umfeld muss sich auf Demenz-Patienten einstellen
Steht die Diagnose Demenz beziehungsweise Alzheimer fest, stellt sich die Frage nach dem richtigen Umgang mit der Erkrankung. Solange die Patienten noch einigermaßen alltagsfähig sind, sollten sie selbst entscheiden, wen sie alles über ihre Erkrankung informieren möchten. Laut Professor Schulz wäre es an dieser Stelle gut, wenn die Patienten dies noch selbst machen, „denn das Reden hilft dabei, die Krankheit selbst zu begreifen.“ Entscheiden sich die Betroffenen dazu, nicht über ihre Erkrankung zu reden, müssen Angehörige und Freunde diese Entscheidung allerdings ebenfalls respektieren.
Mit Fortschreiten der Erkrankung sind die Betroffenen nicht mehr dazu in der Lage, ihr Umfeld eigenständig zu informieren, so dass die Angehörigen hier eine „Vertretungsrolle“ übernehmen und entscheiden, wer alles eingeweiht werden soll, erläuterte der Experte. Laut Prof. Schulz kann der offenen Umgang mit der Erkrankung dabei für die Familie durchaus entlastend sein. Es helfe ihnen ein Netzwerk der Unterstützung aufzubauen. Verheimlichen lasse sich die Krankheit ohnehin kaum und wenn nichts gesagt wird, „kommen schnell Gerüchte auf“, erläuterte der Neurologe.
Fragen nach aktuellen Ereignissen vermeiden
Für das alltägliche Miteinander hat Demenz weitreichende Konsequenzen. Familie und Freunde müssen sich auf die Betroffenen einstellen und sollten zum Beispiel offensichtlich falsche Äußerungen oder wirres Verhalten der Erkrankten nicht fortwährend kommentieren beziehungsweise korrigieren. Dies führe nur dazu, dass sich die Alzheimer-Patienten noch schlechter fühlen, so Prof. Schulz. Statt die nachlassenden kognitiven Fähigkeiten anzusprechen, sollten Personen im Umfeld der Patienten daher lieber die „die Ressourcen nutzen, die es noch gibt“, erläuterte der Experte des Universitätsklinikums Aachen.
Professor Schulz verwies dabei auf Dinge, die die Patienten bereits in jungen Jahren erlernt oder erlebt haben. Denn während das Kurzzeitgedächtnis bei den Betroffenen meist kaum noch leistungsfähig ist, können sie sich an ihre Jugend beziehungsweise lange zurückliegende Ereignisse noch relativ gut erinnern. Was sie in jungen Jahren gelernt habe, ist noch vorhanden. Darauf lässt sich aufbauen. Wer früher Bäcker war, kann heute beispielsweise noch in der Küche beim Backen helfen. Auch in Gesprächen sollten Angehörige versuchen, an diesen Punkten anzuknüpfen, erklärte Prof. Schulz. Auf Fragen nach aktuellen Ereignissen wie „Was hast du denn gestern gegessen?“, sollte das Umfeld der Demenz-Patienten indes besser verzichten, da sich die Betroffenen im fortgeschrittenen Krankheitsstadium "meist ohnehin nicht daran erinnern können".
Verdopplung der Demenz-Patienten bis zum Jahr 2050
Welche Bedeutung Demenz und Alzheimer für das gesellschaftliche Miteinander haben, lässt sich an den Erkrankungszahlen erahnen. Heute leiden laut Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft bereits rund 1,4 Millionen Menschen in Deutschland an Demenz, knapp zwei Drittel davon an Alzheimer. Pro Jahr kommen rund 300.000 Neuerkrankungen hinzu. Abzüglich der Todesfälle steigt die Anzahl der Demenz-Patienten pro Jahr um circa 40.000. Bis zum Jahr 2050 erwarten die Experten eine Verdopplung der Patientenzahlen. Angesichts der aktuellen Berechnungen Anfang September sprach die Vorsitzende der "Deutschen Alzheimer Gesellschaft", Heike von Lützau-Hohlbein, von „erschreckenden Zahlen, die für alle Beteiligten ein Ansporn sein sollten, mehr dafür zu tun, dass Menschen mit Demenz heute und in Zukunft ein menschenwürdiges Leben führen können und ihre Familien angemessene Unterstützung erhalten.“ (fp)
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