Nebenwirkungen: Viele Krebspatienten brechen Therapie ab
27.09.2014
Einer neuen Studie zufolge brechen viele Krebspatienten in Europa aufgrund von Nebenwirkungen ihre Therapien zu früh ab. Sie riskieren somit ein schlechteres Therapieergebnis oder im schlimmsten Fall sogar einen früheren Tod. Gegen manche der Nebenwirkungen können natürliche Mittel helfen.
„Nebenwirkungen einer Krebstherapie können erheblich sein“
Aufgrund von Nebenwirkungen beenden viele europäische Krebspatienten die Behandlung und riskieren so ein schlechteres Therapieergebnis oder im schlimmsten Fall sogar einen früheren Tod. Dies zeigt eine britische Studie, welche in fünf Ländern Europas (Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien und Spanien) durchgeführt und nun auf dem europäischen Krebskongress (ESMO) in Madrid repräsentiert wurde. Demnach brechen mehr als sechs Prozent von medikamentös behandelten Krebspatienten eine Chemo- oder Hormontherapie wegen der Nebenwirkungen vorzeitig ab. Studienautorin Rheena Khanna vom Pharma-Statistikunternehmen IMS Health, London, sagte: „Die Nebenwirkungen einer Krebstherapie können erheblich sein. Damit ist es naheliegend, dass sie der häufigste Grund für den Abbruch einer Behandlung sind. Im Rahmen unserer Arbeit haben wir analysiert, unter welchen Tumoren die Patienten litten, welche Therapien angewendet wurden, und welche Nebenwirkungen sie entwickelten.“
Die Studie wurde mit Daten aus dem Jahr 2013 aus einer Patientendatenbank durchgeführt, die auf vierteljährlichen Erhebungen bei Ärzten basierte. Dabei wurden Diagnosen und Therapienebenwirkungen von Patienten analysiert, die wegen Nebenwirkungen ihre Therapie abgebrochen hatten. Die errechneten Zahlen können 100 Prozent überschreiten, da viele Patienten mehr als eine Nebenwirkung erlebten. Wie sich zeigte hatten von den 7.899 Patientinnen und Patienten 531 ihre Therapie vorzeitig beendet. 87 Prozent hatten aus dieser Gruppe eine zytotoxische Chemotherapie und 13 Prozent eine Hormontherapie erhalten. Die häufigsten Diagnosen waren demnach Brustkrebs (22 Prozent), Dickdarmkrebs (14 Prozent), und nicht kleinzelliger Lungenkrebs (13 Prozent).
Befolgung der Therapien ist essentiell
Häufige Nebenwirkungen, die festgestellt wurden, waren Neutropenie (Blutbildveränderung), Übelkeit und Erbrechen, Blutarmut, Neuropathie (Nervenstörungen) und Schleimhautentzündung. Zu den typischen Beschwerden, die durch eine Chemotherapie ausgelöst werden können, zählen zudem auch Appetitlosigkeit, Durchfall, Haarausfall, Müdigkeit und Erschöpfung, Magenprobleme sowie chronische Organschäden. „Aus dieser Studie geht hervor, dass die Verabreichung und Verschreibung von unterstützenden, sogenannten supportiven, Therapien und ihre Befolgung durch PatientInnen essentiell sind. Empfehlungen der europäischen Krebsgesellschaft ESMO geben den Wissenstand wider, nach dem solche Schritte zur Optimierung der Lebensqualität unter und nach Krebsbehandlung erfolgen sollten“, erläuterte Christoph Zielinski, Vorstand der Klinik für Innere Medizin I und Leiter der Klinischen Abteilung für Onkologie, Medizinische Universtität Wien/AKH Wien einem Bericht des österreichischen „Standard“ zufolge.
Weitere Untersuchungen sollen folgen
Ob und in welchem Maße sich das Therapieergebnis durch den Abbruch verschlechtert, soll in weiteren Untersuchungen geklärt werden. Khanna zufolge lassen sich aus der Datenbank von IMS Health Daten zur Mortalität indirekt ableiten. Sie erläuterte zudem: „Man kann diese Ergebnisse als Aufruf an die Ärzteschaft sehen, die verfügbaren Möglichkeiten zur Kontrolle der Nebenwirkungen von Krebstherapien voll auszunützen. Denn bei Patienten, die ihre Medikamente nicht nehmen, können wir auch von einem schlechteren Therapieergebnis ausgehen.“ Aus den verfügbaren Daten lasse sich jedoch nicht ableiten, wie weit psychologische Strategien und bessere Beratung geeignet sind, die Therapietreue zu verbessern.
Nebenwirkungen auf natürliche Weise reduzieren
Mit Möglichkeiten zur Reduzierung der Nebenwirkungen von Chemotherapien beschäftigen sich zahlreiche Forscher. Oft zeigen auch ganz natürliche Hausmittel große Wirkung. So kann etwa Ingwer im Rahmen der Krebstherapie einen äußerst positiven Effekt entfalten, wie die Deutsche Krebshilfe im vergangenen Jahr mitteilte. Bei einem Fatigue-Syndrom (Erschöpfungs-Syndrom), einer häufigen Begleiterscheinung von Krebsbehandlungen, wird Brustkrebspatientinnen Kraftsport empfohlen. So könnten Beschwerden gelindert oder gar vermieden werden, wie das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg erst vor wenigen Wochen mitteilte. Und auch weitere potentiellen Nebenwirkungen können oft einfach gelindert werden, so etwa durch Hausmittel gegen Durchfall, Magenprobleme oder Appetitlosigkeit. (ad)
Bild: Philipp Flury / pixelio.de
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