Einkommen vieler Privatversicherter unter der Versicherungspflichtgrenze
29.06.2012
Die Versicherten der privaten Krankenversicherungen (PKV) gehören nicht, wie vielfach angenommen, durchweg zu den oberen Einkommensgruppen. Die meisten liegen mit ihrem Einkommen sogar deutlich unter der geltenden Versicherungspflichtgrenze, so das Ergebnis einer Untersuchung des Wissenschaftliche Instituts der Privaten Krankenversicherungen (WIP).
„Auf Basis der Daten der aktuellen Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 2008 des Statistischen Bundesamtes wurde die sozioökonomische Struktur des PKV-Kollektivs analysiert“, berichtet das WIP. Dabei stellten die Experten fest, dass die PKV-Mitglieder „eine sehr heterogene Gruppe“ sind, die keineswegs nur hohe Einkommensschichten umfasst. Tatsächlich erreichte im Jahr 2008 lediglich ein Fünftel der Privatversicherten die vorgesehene Versicherungspflichtgrenze des Einkommens von 4.012,50 Euro pro Monat, berichtet das Wissenschaftliche Institut der Privaten Krankenversicherungen in seiner aktuellen Pressemitteilung.
Die Hälfte der Privatversicherten sind Erwerbslose
Den Ergebnissen der WIP-Untersuchung zufolge, bilden Beamte die größte Personengruppe bei den Privatversicherten. Ihr Anteil am gesamten PKV-Kollektiv liegt laut WIP bei 25 Prozent. Ganze elf Prozent der Privatversicherten kommen aus der Gruppe der Arbeitnehmer, knapp 16 Prozent sind Selbstständige. Insgesamt gehört den Experten zufolge jedoch „nur die Hälfte aller Privatversicherten zu den Erwerbstätigen.“ Auch erreichten lediglich 20 Prozent der PKV-Mitglieder Einnahmen oberhalb der Versicherungspflichtgrenze, die eigentliche als Zugangsvoraussetzung (außer bei Selbstständigen, Beamten und Freiberuflern) für die Private Krankenversicherung gilt. Zwar ist somit das weit verbreitetet Vorurteile, dass in der PKV hauptsächlich Personen mit hohen Einkommen versichert sind, widerlegt. Doch stellt sich die Frage wieso derart viele Personen privatversichert sind, ohne die Versicherungspflichtgrenze zu erfüllen.
Heterogenes Kollektiv der Privatversicherten
Die Studie zu den sozioökonomische Strukturen des PKV-Kollektivs zeigt außerdem, dass bei den Privatversicherten „alle Schul- und Ausbildungsabschlüsse vorkommen“, berichtet das WIP. Darüber hinaus seien relativ viele PKV-Mitglieder verheiratet, was „in Zusammenschau mit der steigenden Kinderzahl der Privatversicherten verdeutlicht, dass sich nicht nur Alleinstehende ohne Kinder privat krankenversichern“, so die Mitteilung des Instituts. Den Experten des WIP zufolge, „bietet die PKV einen Krankenversicherungsschutz für verschiedene soziale Gruppen und Personen mit unterschiedlichen Einkommen, für Familien mit Kindern ebenso wie für Studenten oder Rentner.“
Probleme werden nicht benannt
Tatsächlich zeigt die Studie zwar die Strukturen des Versichertenkollektivs, doch sie benennt nicht die bestehenden Probleme, welche an anderer Stelle derzeit immer wieder thematisiert werden. So standen zuletzt nicht nur die massiven Beitragssteigerungen, sondern auch die Lücken bei den Leistungsansprüchen der Privatversicherten verstärkt in der öffentlichen Kritik. Das aktuelle Ergebnis des WIP legt nun den Schluss nahe, dass möglicherweise die heterogene Zusammensetzung der PKV-Mitglieder auch ein Teil des Problems sein könnte. Denn den Erwerbslosen und Einkommensschwachen PKV-Mitgliedern sind kaum kostendeckende Beiträge abzuverlangen, so dass diese meist in einem billigeren Tarif mit niedrigeren Leistungsansprüchen untergebracht werden. Der sogenannte Basistarif ist hier derzeit die unterste Grenze. Die Folge ist eine vermehrte Kritik an dem Leistungsumfang der PKV, wobei jedoch eine kostendeckende Kalkulation, wie sie bei der PKV Voraussetzung ist, in den billigeren Tarifen notgedrungen nur ein geringeres Leistungsangebot zulässt. Die Heterogenität der Versicherten geht hier also zu Lasten des Rufs der PKV.
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