Durchbrechgefühl an der Wirbelsäule
Rückenbeschwerden im Bereich der Wirbelsäule werden von vielen Betroffenen als regelrechtes „Durchbrechgefühl“ beschrieben. Weniger die Schmerzen als das Gefühl der Instabilität im Bereich zwischen Kreuzbein und Lendenwirbelsäule oder zwischen Brust- und Halswirbelsäule vermitteln das Empfinden, der Rücken könne durchbrechen.
Inhaltsverzeichnis
Definition
Das Durchbrechgefühl beschreibt eine wahrnehmbare Instabilität der Wirbelsäule.
Ursachen des Durchbrechgefühls
Meist ist eine erhöhte Mobilität einzelner Segmente der Wirbelsäule unmittelbar für das Gefühl des Durchbrechens verantwortlich. Das hiermit verbundene Krankheitsbild wird in der medizinischen Fachliteratur als Spondylolisthesis (Gleitwirbel) beschrieben. Dabei verschieben sich Teilstücke der Wirbelsäule in ihrer Position.
Die Erkrankung kann entweder angeboren sein oder auf Verschleiß, Verletzungen, Erkrankungen oder Operationen im Bereich der Wirbelsäule zurückgehen. Verlieren die Wirbel im Verlauf der Krankheit vollständig den Kontakt zueinander, so wird dies als Spondyloptose bezeichnet. Für die Betroffenen ist mit zunehmendem Schweregrad der Erkrankung ein verstärktes Durchbrechgefühl der Wirbelsäule verbunden. Die Spondylolisthesis wird nach Meyerding in vier Stadien unterteilt, das fünfte Stadium wäre die Spondyloptose.
Symptomatik bei Durchbrechgefühl
Unter Belastungen, wie längerem Stehen, Gehen oder schwerem Heben, zeigt sich ein Gefühl der Instabilität im Lendenwirbelbereich. Dies kann von Rückenschmerzen, Gesäßschmerzen beziehungsweise Kreuzschmerzen begleitet werden, jedoch auch völlig schmerzfrei verlaufen.
Ein ähnliches Gefühl der Instabilität entsteht im Bereich zwischen Hals- und Brustwirbelsäule zum Beispiel nach langem Sitzen oder wenn der Kopf für längere Zeit in den Nacken gelegt wird. So empfinden die Betroffenen beispielsweise das Haarewaschen beim Frisör als äußerst unangenehm. Auch ruckartiges Drehen des Kopfes kann die Beschwerden auslösen. Das Durchbrechgefühl kann durchaus auf ernsthafte Beschwerden im Wirbelsäulenbereich hinweisen, weshalb dringend eine ärztliche Überprüfung erfolgen sollte.
Diagnose
Die Lokalisation der auftretenden Symptome und deren Intensität erlauben Ärzten und Physiotherapeuten in der Regel bereits eine erste Einschätzung der Krankheitsursachen. Ein Abtasten der Wirbelsäule kann weitere Hinweise zur Diagnosestellung liefern. Die Beugungsfähigkeit der einzelnen Wirbelsäulenabschnitte lässt ebenfalls Rückschlüsse auf mögliche Grunderkrankungen zu.
Des Weiteren kann die neurologische Untersuchung inklusive Überprüfung der Reflexe der Diagnosestellung dienen. Letztendlich lässt sich ein Gleitwirbel mit Hilfe bildgebender Verfahren wie Röntgenaufnahmen oder der Computertomographie (CT) relativ eindeutig diagnostizieren.
Behandlung bei Instabilität der Wirbelsäule
Zunächst gilt es im Rahmen der Therapie die Wirbelsäule zu entlasten und zu stützen. Dies erfolgt bei der Spondylolisthesis häufig durch eine Rumpforthese, unter Umständen wird jedoch ein Gips erforderlich.
Um die Beschwerden langfristig zu vermeiden, erhalten die Patienten Physiotherapie. Das Training der Rücken- und Bauchmuskulatur soll hierbei die Wirbelsäule stabilisieren und dem Durchbrechgefühl entgegenwirken. Weitere Fehlhaltungen, die zum Beispiel Beeinträchtigungen der Gleichgewichtsregulation bedingen, werden im Rahmen der Physiotherapie ebenfalls versucht auszugleichen. Begleitend kommen oftmals Massagen zum Einsatz, um die Beschwerden der Patienten zu lindern.
Naturheilkundliche Behandlungsansätze bei entsprechenden Rückenbeschwerden stehen zum Beispiel im Bereich des Rolfing und der Osteopathie zur Verfügung. Auch Akupunktur wird gegen die unterschiedlichen Erkrankungen des Rückens erfolgreich angewandt.
Unter Umständen lässt sich jedoch mit den nicht-invasiven Behandlungsmethoden keine Linderung der Beschwerden erreichen. Es drohen chronische Nervenschädigungen und dauerhaften Haltungsschäden. In derartigen Fällen kann mitunter nur noch ein operativer Eingriff helfen, bei dem die fehl-positionierten Wirbelsäulensegmente wieder gerichtet werden. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Jan Hildebrandt, Michael Pfingsten: Rückenschmerz und Lendenwirbelsäule, Urban & Fischer Verlag, Elsevier GmbH, 2. Auflage, 2011
- Alfred J. Cianflocco: Spondylolisthesis, MSD Manual, (Abruf 02.09.2019), MSD
- S. Kroppenstedt, A. Halder: Spezifischer Kreuzschmerz, Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), (Abruf 02.09.2019), AWMF
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.