Nahezu jeder Mensch leidet im Leben mindestens einmal an Heiserkeit. Meist ist dabei eine akute Überlastung der Stimmbänder durch lautes Reden und Schreien oder eine Erkältung die Ursache. Es können jedoch auch schwerwiegende Erkrankungen, wie beispielsweise Kehlkopfkrebs, Auslöser der Beschwerden sein. Geht die Beeinträchtigung der Stimme nicht nach wenigen Tagen wieder zurück oder wird sie von starken Halsschmerzen, Beschwerden beim Schlucken, Atemnot und hohem Fieber begleitet, sollte dringend ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.
Inhaltsverzeichnis
Definition
Heiserkeit bezeichnet eine Stimmstörung (Dysphonie). Eine heisere Stimme klingt rau, belegt, kratzend bis quietschend und verliert ihre Klangkraft. Steigert sich die Heiserkeit soweit, dass die Stimme vollkommen tonlos erscheint, so sprechen Mediziner von einer Aphonie.
Symptome
Heiserkeit zeigt sich als Teilverlust der Stimme, bei dem nicht nur die Stimmkraft nachlässt, sondern auch der Stimmklang deutlich beeinträchtigt wird. Die Betroffenen haben vermehrt den Drang sich zu räuspern, doch dies behebt die Beschwerden nicht. Abhängig von den Auslösern der Stimmstörung sind weitere Symptome zu beobachten, anhand derer sich meist Hinweise darauf ergeben, ob möglicherweise eine gefährliche Erkrankung vorliegt oder lediglich die Stimme überbelastet wurde.
Symptome, die häufiger in Verbindung mit Heiserkeit auftreten, sind zum Beispiel Halsschmerzen, ein Engegefühl beziehungsweise Kloß im Hals, Schnupfen, Husten und Gliederschmerzen.
Fieber kann in Verbindung mit Heiserkeit auftreten und ist hier unter Umständen ein bedenklicher Hinweis auf eine schwerwiegendere Erkrankung der Stimmbänder beziehungsweise des Kehlkopfs. Schwellungen und Rötungen im Rachenraum sind weitere mögliche Begleitsymptome.
Ursachen der Heiserkeit
Die Stimmbänder beziehungsweise Stimmlippen im oberen Teil der Luftröhre erzeugen bei Anspannung im Luftstrom des Ausatmens Schwingungen, aus denen sich im sogenannten Vokaltrakt (Mundhöhle, Rachenraum und Nasenhöhle) die gewünschten Laute bilden. Die Höhe der Töne hängt dabei vom Grad der Anspannung der Stimmlippen ab. Je straffer sie sind, desto höher der Ton. Reguliert wird die Spannung der Stimmlippen maßgeblich von den inneren und äußeren Kehlkopfmuskeln. Der erzeugte Grundton verwandelt sich im Vokaltrakt zum Beispiel durch die Stellung der Zunge, des Kiefers und der Lippen in die unterschiedlichen Laute der menschlichen Stimme.
Zahlreiche Faktoren können eine Beeinträchtigung der Stimme bedingen, wobei jedoch zwischen allgemeinen Artikulations- und Sprachstörungen auf der einen Seite und Heiserkeit als spezifischem Beschwerdebild auf der anderen Seite unterschieden werden muss. Eine heisere Stimme geht in der Regel auf Beeinträchtigungen der Stimmbänder beziehungsweise Stimmlippen zurück, während beispielsweise eine Erkrankung der Zunge andere Formen der Artikulationsbeschwerden bedingt.
Überlastung der Stimme
Insbesondere Menschen, die beruflich viel ihre Stimme nutzen, wie Lehrer, Marktschreier oder Politiker, haben häufig Beschwerden mit den Stimmbändern. Da sie oft für längere Zeit in gehobener Lautstärke reden müssen, werden die Stimmlippen stark beansprucht, schlagen aneinander und erscheinen anschließend gerötet und geschwollen. Durch die Schwellung der umgebenden Schleimhäute wirkt die Stimme kratzig und rau.
Langfristig kann die wiederkehrende Schwellung und die hiermit verbundene Heiserkeit zur Bildung von sogenannten Knötchen auf den Stimmbändern beitragen, die mit einer deutlichen Beeinträchtigung der Stimme einhergehen. Schlimmstenfalls bedingt dies eine Berufsunfähigkeit der Betroffen.
Funktionelle und organische Ursachen der Stimmstörung
Bei den Stimmstörungen ist grundsätzlich zwischen funktionellen und organischen Ursachen zu unterscheiden. Während funktionelle Stimmstörungen beispielsweise auf eine Beeinträchtigung durch bestimmt Sprechgewohnheiten beziehungsweise die Art der Lautbildung zurückgehen können, sind als organische Ursachen der Heiserkeit vor allem Erkrankungen im Bereich des Vokaltraktes zu nennen. Eine Kehlkopfentzündung (Laryngitis), Stimmbandentzündung und Kehlkopfkrebs sind Beispiele dieser organischen Auslöser.
Eine heisere Stimme tritt oft in Verbindung mit einer Erkältung oder Grippe auf. Die auslösenden Viren befallen auch den Kehlkopf und bedingen hier eine akute Entzündung der Kehlkopfschleimhaut. Auch die Stimmlippen werden in Mitleidenschaft gezogen, schwellen an und die Stimme erscheint heiser. Als Begleitsymptome sind hier zum Beispiel Husten, Schnupfen, Halsschmerzen und Schluckbeschwerden zu nennen. Neben dieser viralen Kehlkopfentzündung ist auch eine bakterielle Infektion als Auslöser möglich.
Weitere potenzielle Ursachen sind Gewebeveränderungen wie Stimmbandpolypen, Zysten, Knötchen und Granulome, die die Stimmbandschwingungen beeinträchtigen. Neurologische Erkrankungen wie beispielsweise Parkinson können unter Umständen mit Beeinträchtigungen der Stimme verbunden sein. Die Betroffenen haben Schwierigkeiten die Bildung der Laute zu kontrollieren. Ihre Stimme wirkt undeutlich, monoton und oftmals heiser.
Erkrankungen des zentralen Nervensystems wie Multiple Sklerose zeigen mitunter wiederkehrende Heiserkeit als Begleitsymptom. Dies gilt gleichermaßen für Erkrankungen beziehungsweise Schädigungen des Gehirns. So stehen Schlaganfälle, Entzündungen des Gehirns und der Hirnhäute, Gehirntumore und Gehirnverletzungen durch einen Unfall oftmals in Verbindung mit einer Stimmstörung.
Neurologische Ursachen der Heiserkeit
Werden die Nerven, welche die Muskeln zur Steuerung der Stimmlippen regulieren, geschädigt, können Lähmungen der Stimmlippen auftreten, die sich in einer stetigen Heiserkeit und einem Verlust der Stimmkraft äußern. Nicht selten leiden die Betroffenen auch unter Atemnot, da die gelähmten Stimmlippen den Luftstrom blockieren. Schlimmstenfalls droht Erstickungsgefahr.
Entsprechende Lähmungen der Stimmlippen sind oftmals nach Operationen im Halsbereich, wie beispielsweise einer Schilddrüsenoperation, zu beobachten. Fällt der für die Steuerung der inneren Kehlkopfmuskulatur verantwortliche Nervus laryngeus inferior (auch Nervus Recurrens) aus, sind oft weiterhin allgemeine Artikulationsbeeinträchtigungen und entsprechende Sprechprobleme zu beobachten.
In seltenen Fällen führt ein sogenanntes Aneurysma (Aussackung der Arterie) zu Stimmstörungen. Insbesondere Patienten mit Bluthochdruck, Arterienverkalkung und einer Bindegewebsschwäche sind hier gefährdet. Allerdings haben nur Aussackungen der Arterien in unmittelbarer Nähe zu den Stimmbändern einen Effekt auf die Stimme. Begleitet werden entsprechende Aneurysmen häufig von einem Stechen in der Brust beziehungsweise Brustschmerzen.
Tabak und Alkohol sind Gift für die Stimme
Allgemein wird dem Rauchen und dem Alkoholkonsum eine extrem nachteilige Wirkung auf die Stimme nachgesagt. Die Giftstoffe im Tabakrauch reizen die Stimmbänder und schädigen die Nerven. Insbesondere bei Raucherinnen im Alter über 30 Jahren führt der Tabakkonsum nicht selten zu einem sogenannten Reinke-Ödem. Durch die Einlagerung von Körperflüssigkeit bilden sich Schwellungen unterhalb der Stimmlippenschleimhaut, die Stimme kling deutlich tiefer und rauer.
Für die betroffenen Frauen ist diese akustische Veränderungen ihrer Stimme oftmals äußerst unangenehmen, zumal sie sich dauerhaft leicht heiser und relativ männlich anhören. Durch die Schwellung kann im schlimmsten Fall die Atmung behindert werden.
Alkohol hat einen ähnlich negativen Effekt auf die Stimme, wie Tabak. Das Zellgift bedingt Schwellungen der Schleimhäute, die eine tiefe, kratzige Stimme (Whisky-Stimme) verleihen. Alkohol und Tabak gelten als Hauptrisikofaktoren für bösartige Tumorerkrankungen im Bereich des Kehlkopfs.
Chronische Entzündungen im Vokaltrakt und entsprechende Heiserkeit können auch auf das Einatmen giftiger Dämpfe, Chemikalien, Abgase, Feinstaub oder anderer Schadstoffe zurückgehen. Personen, die aus beruflichen Gründen vermehrt derartigen Belastungen ausgesetzt sind, neigen zu Rötungen und Schwellungen der Schleimhäute mit entsprechender Heiserkeit. Nicht selten wird diese von einem chronischen Reizhusten begleitet.
Diagnosestellung
Anhand einer ersten Inaugenscheinnahmen des Hals-Nasen-Rachenraums und einer Messung der Körpertemperatur ergeben sich in der Regel bereits erste Hinweise auf die Ursache. Zur Sicherung der Diagnose dient die Stroboskopie, mit deren Hilfe die Funktion beziehungsweise das Schwingungsverhalten der Stimmlippen beurteilt werden kann. Ein eingeführtes Endoskop überträgt Bilder aus dem Kehlkopfinneren auf einen Monitor, wobei mit Hilfe gezielter Lichtblitze die Schwingung der Stimmbänder sichtbar wird. Das Verfahren ähnelt der gewöhnlichen Kehlkopfspiegelung und ist relativ einfach durchzuführen.
Um festzustellen, ob Gewebeneubildungen gutartig oder bösartig sind, reicht die Stroboskopie jedoch nicht aus. Hier wird unter Umständen die Entnahme einer Gewebeprobe erforderlich. Anhand von Blutuntersuchungen können sich zudem weitere Hinweise auf den Charakter von Infektionen und Entzündungen im Bereich des Vokaltraktes ergeben.
Behandlung bei heiserer Stimme
Bei Heiserkeit ist zunächst dringend Schweigen geboten. Die Betroffenen sollten unbedingt darauf verzichten, heiser und flüsternd weiter zu reden. Außerdem ist für eine ausreichende Luftfeuchtigkeit in Innenräumen zu sorgen. Alkohol und Tabak sollten gemieden werden. Um die Schleimhäute zu befeuchten, empfiehlt sich eine hohe Flüssigkeitsaufnahmen, zum Beispiel in Form von Kräutertee. Entsprechend den unterschiedlichen Auslösern der Beschwerden sind weitere Maßnahmen geboten, die von Stimmtraining (Logopädie) bis hin zu Operationen reichen können.
Die bewährten Hausmittel gegen Heiserkeit, wie beispielsweise warme Kartoffelwickel oder Salbeibonbons, zeigen bei erkältungsbedingten Stimmstörungen eine durchaus vielversprechende Wirkung, sind jedoch bei vielen Formen der Heiserkeit wenig hilfreich.
So bedürfen zum Beispiel Stimmbandpolypen oftmals einer endoskopischen mikrochirurgischen Operation zur Entfernung. Auch bei einer Zyste ist in der Regel eine Operation erforderlich. Bei besonders schweren Fällen des Reinke-Ödems wird ebenfalls eine endoskopischer mikrochirurgischer Eingriff an den Stimmbändern durchgeführt. Oftmals lässt sich diese Erkrankung jedoch bereits mit Hilfe der Logopädie erfolgreich begegnen. Durch die richtige Atmung, Artikulation und Körperhaltung wird den Folgen des Reinke-Ödems weitgehend vorgebeugt. Betroffene sollten dringen das Rauchen aufgeben.
Sind Infektionskrankheiten wie ein Erkältung, Grippe, Tuberkulose oder Diphtherie Ursache der Heiserkeit, steht die Behandlung dieser Grunderkrankung an erster Stelle. Ist die Krankheit besiegt, verschwindet normalerweise auch die Heiserkeit.
Bei neurologisch bedingten Stimmlippenlähmungen lässt sich indes die eigentliche Ursache der Beschwerden auf dem heutigen medizinischen Stand oft nicht beheben. Halten die Lähmungen länger als neun Monaten an, wird daher häufig auf eine Operation zurückgegriffen, bei der die normale Stimmfunktion wieder hergestellt werden soll. Sprach- beziehungsweise Stimmtraining ist im Anschluss ein wesentlicher Bestandteil der Therapie.
Bei Kehlkopfkrebs ist meist eine chirurgische Entfernung des befallenen Gewebes mit anschließender Strahlen- und/oder Chemotherapie vorgesehen. Wird der Kehlkopfkrebs besonders frühzeitig erkannt, können Chemo- und Strahlentherapie bereits ausreichen, um eine Heilung zu erreichen. Unter Umständen wird eine Entfernung des gesamte Kehlkopfs erforderlich. Dies hat für die Betroffenen einen Totalverlust der Stimme zur Folge und entsprechend weitreichende Konsequenzen. Viele sind im Anschluss an die Behandlung ihr Leben lang auf eine elektronische Sprechhilfe angewiesen.
Naturheilkundliche Behandlung bei Heiserkeit
In der Naturheilkunde stehen zahlreiche Möglichkeiten zur Behandlung der unterschiedlichen Ursachen einer Stimmstörung zur Verfügung. Dabei zielen beispielsweise die manuellen Therapien wie Rolfing oder Osteopathie eher auf die Beseitigung funktioneller Beeinträchtigungen der Stimme ab, während die Homöopathie, Schüssler Salze und Wirkstoffe der Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) zur Behandlung der organischen Ursachen der Heiserkeit dienen.
Ätherische Öle, zum Beispiel Pfefferminz, Lavendel oder Thymian, die zur Verdunstung in eine Schale mit Wasser gegeben werden, können begleitend zur Linderung der Beschwerden eingesetzt werden. Des Weiteren spielt ein ausgewogener Säure-Basen-Haushalt bei der naturheilkundlichen Behandlung verschiedener Grunderkrankungen der Heiserkeit eine wesentliche Rolle.
Mitunter sind psychische Faktoren am Auftreten der Heiserkeit beteiligt, was gemäß dem ganzheitlichen Ansatz in der Naturheilkunde Berücksichtigung findet. So kann die Stimme zum Beispiel vor Aufregung oder Angst ihre Kraft verlieren und heiser klingen.
Haben die Stimmstörungen eine entsprechende seelische Ursache, ist eine psychotherapeutische Behandlung angeraten. Denn die wiederholte Heiserkeit kann unabhängig von ihren Ursachen zu weiteren Beschwerden führen. Sie begünstigt die Bildung von Knötchen, Zysten und Polypen im Bereich der Stimmbänder und kann außerhalb der akuten Phasen mit deutlichen Beeinträchtigungen der Stimme einhergehen. Personen, die vermehrt unter Heiserkeit leiden, sollten daher nicht zögern therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Roland Fath: Funktionelle Dysphonie: Tipps und Tricks zur Vorbeugung von Heiserkeit, HNO Nachrichten, Ausgabe 6/2017, (Abruf 04.09.2019), Springer
- Hermann Ackermann et al.: Neurogene Sprechstörungen (Dysarthrien), S1-Leitlinie, Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN), (Abruf 04.09.2019), AWMF
- HNO-Ärzte im Netz: Kehlkopfentzündungen – Laryngitis, Pseudokrupp & Epiglottitis, Deutscher Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e.V., (Abruf 04.09.2019), HNO
- Sabine Nospes, Arno Olthoff: S1-Leitlinie Funktionsdiagnostik und Therapie von Kommunikationsstörungen bei neurogenen Sprech-und Stimmstörungen im Erwachsenenalter, Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie, (Abruf 04.09.2019), AWMF
- Clarence T. Sasaki: Laryngitis, MSD Manual, (Abruf 04.09.2019), MSD
- Jürgen Strutz (Hrsg.), Wolf Mann (Hrsg.), Praxis der HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie, Thieme Verlag, 3. Auflage, 2017
Wichtiger Hinweis:
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