Das eigene Herz klopfen hören
Herzklopfen kann rein psychischer Natur sein, aber auch zusammen mit den verschiedensten Erkrankungen auftreten. In der Regel wird der ganz normale Herzschlag gar nicht wahrgenommen, außer wenn darauf bewusst geachtet wird. Ändern sich jedoch die Intensität, der Rhythmus und/oder die Frequenz, macht sich der Herzschlag durchaus bemerkbar.
Den eigenen Herzschlag zu spüren, wird meist als ziemlich unangenehm empfunden. Häufig suchen Betroffene einen Internisten oder Kardiologen auf, um mit diesem Problem vorstellig zu werden. Das sonderbare Gefühl, das eigene Herzklopfen ganz bewusst und noch dazu massiv wahrzunehmen, ist meist auch mit Angst verbunden. In jedem Fall ist der Gang zum Arzt eine Notwendigkeit, um ernsthaftere Erkrankungen auszuschließen oder aber rechtzeitig mit einer geeigneten Behandlung zu beginnen.
Inhaltsverzeichnis
Erkrankungen mit Herzklopfen
Das Herzklopfen ist keine eigenständige Erkrankung, sondern ein Symptom, das in Verbindung mit verschiedenen Krankheiten auftreten kann. Herzrhythmusstörungen, wie zum Beispiel Extrasystolen (auch Herzstolpern genannt), Tachykardie und Tachyarrhythmien, können mit einem klopfenden Herzen verbunden sein. Bei diesen Krankheitsbildern ist die Herzfrequenz oder der Rhythmus des Herzschlages gestört. Dies muss nicht zwingend pathologisch sein, sondern kommt auch bei Gesunden vor. Jedoch ist unbedingt eine ärztliche Abklärung nötig.
Bei Extrasystolen entstehen außerhalb des normalen Herzrhythmus zusätzliche Herzschläge. Bei einer Tachykardie beträgt die Herzfrequenz mehr als 100 Herzschläge pro Minute. Die Tachyarrhythmie ist eine Kombination aus Arrhythmie (Rhythmusstörung) und Tachykardie (Herzrasen).
Ebenso kann eine insuffiziente Aortenklappe zu dem Symptom Herzklopfen führen. Die Aortenklappe befindet sich zwischen linker Herzkammer und Aorta. Die Bezeichnung Aortenklappeninsuffizienz beschreibt den Zustand einer sich nicht vollständig schließenden Klappe während der Kammerdiastole, wodurch Blut zurück in die linke Kammer strömt. Schnelle Ermüdung und die bewusste Wahrnehmung des eigenen Herzschlags passen zu diesem Krankheitsbild.
Bei der orthostatischen Dysregulation, einem wiederkehrenden Blutdruckabfall beim Lagewechsel vom Liegen zum Stehen, klagen Betroffene über Abgeschlagenheit, Leistungsschwäche, Schwindel, aber auch gelegentlich über Herzklopfen.
Klopfendes Herz bei Schilddrüsenüberfunktion
Auch bei Erkrankungen, die nicht unmittelbar mit Herz- und Kreislauf zu tun haben, sind Palpitationen möglich. So zum Beispiel bei einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose). Neben Symptomen wie Herzrhythmusstörungen, Wärmeempfindlichkeit, Gewichtsverlust und Atemnot gehört auch Herzklopfen dazu.
Bei einer Hypoglykämie liegt der Blutzuckerwert unter 50 mg/dl. Die Betroffen leiden unter Müdigkeit, Schwindel, Zittern, innere Unruhe, Heißhunger, Konzentrationsstörungen und auch unter Herzklopfen.
Herzklopfen in den Wechseljahren
Das Klimakterium (Wechseljahre) ist im Leben einer Frau eine Zeit, die mit den unterschiedlichsten Symptomen einher gehen kann. Gerade dann, wenn das Östrogen immer weniger wird, klagen viele Frauen über Schweißausbrüche ohne, gelegentlich verbunden mit der bewussten Wahrnehmung der Herzschläge.
Bewusste Wahrnehmung des eigenen Herzschlags bei Migräne
Jemand, der unter Migräne leidet, kennt die lähmenden, berstenden Kopfschmerzen. Dazu gesellen sich Übelkeit und Erbrechen, Augenflimmern, Sehstörungen und manchmal auch das unangenehme Klopfen des Herzens.
Ursache Blutarmut
Eine weitere Ursache dafür, den eigenen Herzschlag als unangenehmes Klopfen bzw. Pochen zu spüren, ist die Anämie (Blutarmut). Dabei ist entweder die Anzahl der Erythrozyten (rote Blutkörperchen) und/oder des Hämoglobins (roter Blutfarbstoff) und des Hämatokrits (Anteil der zellulären Bestandteile des Gesamtvolumens am Blut) vermindert.
Die davon betroffenen Patienten sind müde, antriebslos, sie sehen blass aus und ihre Schleimhäute und Augenbindehäute sind recht hell. Damit der Körper den Zustand der Blutarmut kompensieren und trotzdem genügend Sauerstoff zu den Zellen transportieren kann, schlägt das Herz schneller und die Patienten spüren dies als ungewöhnlich schnelle, kräftige oder unregelmäßige Herzaktion.
Somatoforme Störungen
Somatoforme Störungen sind körperliche Störungen, entstanden aufgrund seelischer Belastungen, jedoch ohne organisch begründete Ursachen. Besondere Ereignisse des Lebens spielen oft eine große Rolle bei der Entstehung dieses Krankheitsbildes. Die körperlichen Symptome sind vielfältigster Art. Dazu gehören innerliche Unruhe, Erschöpfung, Konzentrationsstörungen, Angst, depressive Verstimmungen und auch Herzklopfen.
Palpitationen treten außerdem häufig in Verbindung mit Angst oder gar Panikattacken auf. Gerade bei Patienten, die unter einer Phobie leiden, ist Herzklopfen ein immer wieder auftretendes Begleitsymptom.
Herzklopfen ohne Krankheitswert
Fieber und Genuss- beziehungsweise Suchtmittel, wie Kaffee, Tee, Drogen oder bestimmte Medikamente, können ebenso das unangenehme Gefühl in der Herzgegend auslösen. Zudem ist die Psyche in der Lage, für Herzklopfen zu sorgen. Angst, Panik, Schrecken aber auch große Freude können schnell und plötzlich das Herz zum Rasen bringen und so zu diesem unangenehmen Gefühl führen. Wer kennt nicht den Ausspruch „das Herz schlägt bis zum Hals“, als würde sich das Herz im Halse befinden. Im positiven Sinn erlebt jemand, der so richtig verliebt ist, ein stark pochendes Herz vor dem Treffen der oder des Liebsten, oder vor Freude auf ein tolles Ereignis.
Vorsicht ist geboten bei Medikamenteneinnahme in Verbindung mit koffeinhaltigen Getränken. Dabei können die verschiedensten Wechselwirkungen, so auch eine erhöhte Herzfrequenz mit spürbaren Palpitationen, entstehen.
Untersuchungsmethoden
Wichtig für eine ausführliche, aussagefähige Anamnese ist die Frage nach dem erstmaligen Auftreten des Herzklopfens, nach den Begleitsymptomen und nach der Dauer des „Anfalls“. Der Arzt fragt nach Medikamenten, die der Patient einnimmt. So können zum Beispiel Arzneimittel, wie Digitalis, Theophyllin oder Beta-2-Agonisten Nebenwirkungen, wie Herzklopfen auslösen. Digitalis ist ein sogenanntes Herzglykosid, dass eingesetzt wird, um die Herzschlagfrequenz effektiver zu gestalten. Theophyllin und Beta-2-Agonissten sind beides Mittel, die bei schwerem Asthma eine Erweiterung der Bronchien bewirken.
Das Alter des Patienten ist wichtig, familiäre Dispositionen und das Vorliegen kardiovaskulärer Erkrankungen ebenfalls. Manchmal wird der Betroffene vom behandelnden Arzt darum gebeten, zu versuchen, mit den Fingern die Frequenz zu klopfen. Herz und Lunge werden auskultiert, meist folgt ein Ruhe-EKG (Elektrokardiogramm), eventuell auch ein Belastungs-EKG. Eine weitere, nicht invasive Untersuchungsmethode ist die Echokardiographie, eine Ultraschalluntersuchung des Herzens. Ein ausführliches Blutbild rundet die Diagnose ab.
Behandlung bei klopfendem Herzen
Wiederkehrende Beschwerden müssen unbedingt von einem Arzt abgeklärt werden. Die Behandlung richtet sich nach der Diagnose. Sind keine pathologischen Ursachen zu finden und ist Stress der Auslöser für das Symptom, so werden entspannende und beruhigende Maßnahmen empfohlen. Die Betroffenen sollten lernen, mit Stress umzugehen. Dabei helfen die verschiedensten Entspannungsmethoden, wie Yoga, Meditation oder Autogenes Training.
Naturheilkundliche Mittel, beispielsweise aus dem Bereich der Homöopathie oder der Schüssler Salze, können zusätzlich zur Entspannung beitragen. Auf jeden Fall sollten Palpitationen nicht einfach selbst therapiert werden.
Naturheilkunde bei Herzklopfen
Auch wenn der Patient einer schulmedizinischen Behandlung unterzogen werden muss, so kann die Naturheilkunde diese durchaus unterstützen.
Das homöopathische Mittel Lachesis (Buschmeisterschlange) hilft Frauen, die sich in den Wechseljahren befinden und unter Hitzewallungen und der bewussten Wahrnehmung des eigenen Herzschlags leiden. Bei plötzlichem heftigem Herzklopfen, auch aus dem Schlaf heraus entstanden, ist Aconitum (Eisenhut) das homöopathische Mittel der Wahl. Oft ist die Ursache für die unangenehmen Herzaktionen nicht bekannt, hier kann Naja tripudians (Brillenschlange) Abhilfe schaffen.
Schüssler Salze können das lästige Symptom lindern. So zum Beispiel bei Herzklopfen, das den nächtlichen Schlaf stört. Wenn sich dazu noch Angst und Traurigkeit gesellen, ist das Salz Nr.6 Kalium sulfuricum das richtige Mittel. Verschlimmern sich die Herzaktionen bei Bewegung, hilft Nr.4 Kalium chloratum. Verspürt der Betroffene, wie das Blut in den Kopf steigt, fällt die Wahl auf das Salz Nr.3 Ferrum phosphoricum.
Wer gerne Tee trinkt, kann sich mit einer Mischung aus Hopfen, Baldrian und Melisse Erleichterung verschaffen. Ätherische Öle, wie Lavendel, Neroli und Rose können, wenn sie eingeatmet oder mit einem Trägeröl vermischt zum Einreiben verwendet werden, Erleichterung bringen.
Akupunktur, Ohrakupunktur, Fußreflexzonenmassagen sowie Ausleitverfahren sind Therapiemöglichkeiten, die in der naturheilkundlichen Praxis bei Herzklopfen ebenfalls zum Einsatz kommen. Entspannende Massagen, wie die Ayurveda Massage, die Kopf-Öl-Massage oder eine sanfte Massage mit passenden ätherischen Ölen runden das Behandlungskonzept ab.
Zusätzlich sollte nach den Ernährungs- und Trinkgewohnheiten gefragt werden. So ist eine ausgewogene, Nahrung zu empfehlen, die frei von scharfen Gewürzen ist und wenig tierische Substanzen enthält. Getränke, die koffeinhaltig sind sollten auf jeden Fall nur in Maßen getrunken oder vollständig gemieden werden. Vor allem ist der Patient darauf hinzuweisen, dass die Einnahme von Medikamenten grundsätzlich nicht mit koffeinhaltigen Getränken erfolgen sollte. (sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Dt.Ges.f. Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie u.a. (Hrsg.): Leitlinien zur Diagnostik und Therapie von psychischen Störungenim Säuglings-, Kindes- und Jugendalter. Deutscher Ärzte Verlag, 3. überarbeitete Auflage 2007 - ISBN: 978-3-7691-0492-9, S. 291-302, (Abruf 28.08.2019), AWMF
- Thomas Paul et al.: Leitlinie Pädiatrische Kardiologie: Tachykarde Herzrhythmusstörungen im Kindes-, Jugend- und jungen Erwachsenenalter (EMAH-Patienten), Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie, (Abruf 28.08.2019), AWMF
- John H. Greist: Panikattacken und Panikstörung, MSD Manual, (Abruf 28.08.2019), MSD
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.