Weltweit umfangreichste Studie mit 100.000 Probanden: Forscher entdecken neue Risikofaktoren der Migräne
24.06.2013
Anhand einer Studie mit über 100.000 Probanden haben nun Forscher neue genetische Risikofaktoren der Migräne entdeckt. Diese Ursachen seien jedoch nur für einen kleinen Teil des Erkrankungsrisikos verantwortlich.
14 Prozent der Erwachsenen leiden an Migräne
Migräne ist ein relativ weit verbreitetes Leiden, wobei die Symptome bei den Betroffenen äußerst unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Während manche Patienten lediglich über leichten Schwindel, Übelkeit und massive Kopfschmerzen klagen, sind die typischen Migräne-Symptome bei anderen Betroffenen ungleich stärker und sie haben darüber hinaus mit sogenannten Aura-Symptomen zu kämpfen. Die genauen Ursachen für die Krankheit konnten bislang nicht eindeutig geklärt werden. Es kann aber angenommen werden, dass neben Umweltfaktoren und Lebensstil auch genetische Faktoren eine wesentliche Rolle bei der Entstehung der Migräne spielen. Nun hat ein internationales Forscherteam ebensolche genetische Risikofaktoren entdeckt und erhoffen sich deshalb gezieltere Behandlungsansätze.
Die Wissenschaftler haben fünf neue Regionen identifiziert, die für die Entstehung von Migräne mitverantwortlich sein sollen. Über 100.000 Probanden nahmen an der Studie teil, die im Fachmagazin „Nature Genetics“ (New York) präsentiert wurde. Den Angaben zufolge leiden etwa 14 Prozent der Erwachsenen unter Migräne, deren Attacken mit starker Übelkeit und Erbrechen einhergehen können. Mitautor Prof. Hartmut Göbel vom Migräne- und Kopfschmerzzentrum der Schmerzklinik Kiel, sagte, dass die Gene für die Steuerung von Nervenbotenstoffen und der Nervenregulation im Gehirn funktionell bedeutsam seien. „Auf dieser Grundlage kann nun gezielt die Entwicklung neuer Behandlungsmethoden erfolgen, die präzise in die Entstehungsmechanismen der Migräne eingreifen."
Neue und gezielter Behandlungsmethoden erhofft
Bei den Untersuchungen analysierten die rund 100 beteiligten Forscher Daten von 29 Genom-Studien mit 23.285 Migränepatienten und 95.425 Kontrollpersonen. Laut den Angaben der Wissenschaftler handelte es sich dabei um die bisher weltweit umfangreichste Studie zu genetischen Faktoren von Migräne. Der Präsident der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft, Prof. Andreas Straube sagte, dass die zuvor entdeckten genetischen Ursachen etwa 20 bis 30 Prozent des Erkrankungsrisikos erklären könnten. Die Forscher beschreiben in ihrer Studie, zusammen mit den nun fünf neu entdeckten, insgesamt zwölf Regionen im Erbgut von Migränepatienten, die für das Erkrankungsrisiko mitverantwortlich seien. Den Angaben zufolge wurden acht der Regionen in der Nähe von Genen entdeckt, die eine Rolle bei der Kontrolle von Hirnschaltkreisen spielen. Zwei weitere seien für die Aufrechterhaltung der normalen Hirn- und Nervenzellfunktion verantwortlich. Die Steuerung dieser Schaltkreise seien, laut der Schmerzklinik Kiel, bedeutsam für das genetische Risiko, an Migräne zu erkranken. „Eine besondere Herausforderung wird nun darin bestehen, im Detail aufzuklären, welche molekularen Mechanismen dieser genetischen Veranlagung tatsächlich zugrunde liegen", so Mitautor Christian Kubisch vom Ulmer Institut für Humangenetik. Dann besteht die Hoffnung, dass neue und gezieltere Behandlungsansätze entwickelt werden könnten. (ad)
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