Was am besten gegen Kopfschmerzen hilft
28.05.2014
Millionen Menschen in Deutschland leiden an Kopfschmerzen. Die Ursachen sind oft harmlos, können aber auch Anzeichen für eine ernsthafte Krankheit sein. Die Behandlungsmethoden für die verschiedenen Kopfschmerz-Arten unterscheiden sich voneinander.
200 bis 360 Arten von Kopfschmerzen
Millionen Deutsche leiden immer mal wieder an Kopfschmerzen. Dann pocht, dröhnt oder sticht es im Kopf. Schätzungsweise zwischen 200 und 360 Arten von Kopfschmerzen gibt es, wobei Mediziner zwischen primären Kopfschmerzen, denen keine andere Krankheit zugrunde liegt, und sekundären, welche Folge einer Erkrankung wie etwa einer Nasennebenhöhlenentzündung oder eines Tumors sind, unterscheiden. Spannungskopfschmerzen und Migräne sind am häufigsten. Unter diesen primären Kopfschmerz-Arten leiden rund 90 Prozent der Kopfschmerzpatienten. Prof. Hartmut Göbel von der Schmerzklinik Kiel meint, dass eine Selbstmedikation bei einem gelegentlich auftretenden Spannungskopfschmerz durchaus zu verantworten sei.
Vorsicht bei Begleiterscheinungen
Wenn allerdings Begleiterscheinungen wie ein steifer Nacken, Fieber, Schüttelfrost, Lähmungen, Sprachstörungen, Schwindel sowie Dauerkopfschmerz auftreten, sei Vorsicht geboten. Patienten sollten in diesen Fällen unbedingt umgehend einen Arzt konsultieren. Und auch wer starke sowie nie zuvor erlebte Kopfschmerzen entwickle, müsse einen Arzt aufsuchen, wie Susann Seddigh vom DRK Schmerz-Zentrum Mainz betont. Neben den ärztlichen Untersuchungen könne es hilfreich sein, ein Kopfschmerztagebuch zu führen, wie Stefanie Förderreuther von der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft mitteilte. Wenn über einen längeren Zeitraum Schweregrad und Dauer der Kopfschmerzen, Symptome und Begleiterscheinungen sowie mögliche Auslöser eingetragen würden, könnten diese Aufzeichnungen Aufschluss darüber geben, wann welcher Kopfschmerz auftritt und welche Therapie passend sein könnte. Umstände, die sich schmerzfördernd auswirken können, sind zum Beispiel zu wenig Bewegung, Stress, Schlafmangel oder unregelmäßiges Essen und Trinken. Patienten, die dann immer wieder zu Schmerzmitteln greifen, können durch den zu häufigen Medikamentengebrauch eine neue Art von Kopfschmerzen mitverursachen, den sogenannten medikamenteninduzierten Kopfschmerz. In manchen Fällen können Hausmittel bei Kopfschmerzen durchaus für Erleichterung sorgen, wobei es darauf ankommt, welcher Art die Schmerzen sind.
Spannungskopfschmerz auf Platz eins
Auf Platz eins der häufigsten Kopfschmerz-Arten steht der Spannungskopfschmerz, oft einhergehend mit Nackenverspannungen. Laut Seddigh ist der leichte bis mittelstarke Schmerz dumpf und drückend. Er könne zwar tagelang anhalten, bessere sich aber häufig an der frischen Luft. Es gebe keine Begleitsymptome und die Patienten könnten trotz der Schmerzen meist gut ihren Alltagsbeschäftigungen nachgehen. Schmerzhemmende Wirkstoffe wie Aspirin, Paracetamol oder Ibuprofen können bei einem akuten Anfall von Spannungskopfschmerz helfen. Wirksam sei aber auch Pfefferminzöl, wie Göbel erklärte. Es wird äußerlich auf Stirn, Schläfen und Nacken aufgetragen. Der Experte empfiehlt zudem, vorbeugend für eine mentale und muskuläre Entspannung zu sorgen. Positiv auswirken könne sich auch eine Sporttherapie.
Migräne betrifft Frauen häufiger als Männer
Migräneattacken sind im Gegensatz zu Spannungskopfschmerzen sehr wohl mit Begleiterscheinungen wie Übelkeit und Erbrechen sowie Licht- und Geräuschempfindlichkeit verbunden. Bei Migräne wird der pochende, pulsierende Schmerz bei körperlicher Belastung schlimmer und ein normaler Tagesablauf oft unmöglich. Frauen sind davon häufiger betroffen als Männer. Förderreuther zufolge leiden etwa sieben Prozent der männlichen Bevölkerung und zwölf bis 14 Prozent der weiblichen unter Migräneattacken. Die Neurologin erläuterte, dass bei der Behandlung zwischen vorbeugenden Maßnahmen und der Therapie der Attacke zu unterscheiden sei.
Ausdauersport und Entspannungstechniken zur Vorbeugung
Zur Bekämpfung der Attacke sollten Schmerzmittel in Verbindung mit Medikamenten gegen Übelkeit eingenommen werden, wobei entscheidend sei, frühzeitig mit der Einnahme zu beginnen und eine ausreichend hohe Dosierung zu wählen, die höher liege als etwa beim Spannungskopfschmerz. Förderreuther empfiehlt, zuerst das Medikament gegen Übelkeit einzunehmen, da dann die Schmerzmittel eine bessere Wirkung zeigten. Sie rät zudem vorbeugend zu regelmäßigem Ausdauersport sowie zum Erlernen von Entspannungstechniken, wie etwa Autogenes Training. Im Einzelfall helfe auch eine Verhaltenstherapie zum Stressabbau. Die Erkrankung könne zudem durch eine prophylaktische Medikamentengabe über einen begrenzten Zeitraum „beruhigt“ werden. Dies sei zu empfehlen, wenn Migräneattacken mehr als dreimal pro Monat auftreten, lange anhalten und nicht gut auf die Akuttherapie ansprechen. Migräne sollte in jedem Fall ärztlich abgeklärt werden.
Medikamenteninduzierter Kopfschmerz
Ein medikamenteninduzierter Kopfschmerz kann vorliegen, wenn die bisher bekannten Schmerzattacken plötzlich immer länger dauern oder sogar zum Dauerzustand werden und wenn immer mehr Medikamente gebraucht werden, um den Schmerz zu lindern. Dann ist der Gang zum Arzt unabdingbar. Göbel zufolge ist das Überschreiten der 10-20-Regel ein Indiz für diesen Kopfschmerztyp. Diese besagt, dass Akutschmerzmittel an weniger als zehn Tagen pro Monat eingenommen werden und an mindestens 20 Tagen pro Monat keine Medikamente gegen Kopfschmerzen genommen werden sollten. Die einzige nachhaltig wirksame Strategie sei es, eine Medikamentenpause einzulegen, wobei jedoch ein sogenannter Rückschlagkopfschmerz entstehen könne, der die Patienten sehr stark beeinträchtigt, wie Göbel erläuterte. Daher sei eine Begleitmedikation und bei schweren Verläufen auch eine stationäre Behandlung ratsam. (sb)
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Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.