Umgangssprachlich wird der Ausdruck „Beklemmungen“ meist zur Beschreibung eines relativ unspezifisches Beschwerdebildes genutzt und bezieht sich dabei in der Regel auf eine Beeinträchtigung des psychischen Wohlbefindens. Unter medizinischen Gesichtspunkten findet die Bezeichnung zum Beispiel auch zur Beschreibung eines körperlich wahrnehmbaren Engegefühls im Brustkorb (Beklemmungsgefühle) Verwendung.
Inhaltsverzeichnis
Definition
Beklemmungen beschreiben ein inneres Engegefühl, das sowohl im Zusammenhang mit psychischen als auch mit körperlichen Beeinträchtigungen auftreten kann. Die lateinische Bezeichnung für Beklemmungen lautet Angina, wobei der Begriff jedoch auch allgemein eine Verengung beziehungsweise Enge im Organismus beschreibt. Dies findet Ausdruck in den medizinischen Namen verschiedener Krankheitsbilder, wie beispielsweise bei der Mandelentzündung (Angina tonsillaris), die durch ein Anschwellen der Gaumenmandeln und ein entsprechendes Engegefühl im Hals (siehe dicker Hals) gekennzeichnet wird. Eine Mandelentzündung ist jedoch nicht mit dem Gefühl von Beklemmungen verbunden. Anders ist dies bei der Angina pectoris, welche ein Engegefühl im Brustkorb beschreibt und von den Betroffenen tatsächlich beklemmend wahrgenommen wird.
Symptome
Zwar beschreiben die Beklemmungen an sich ein Gefühl der inneren Enge beziehungsweise Beengung, also im Prinzip ein rein psychisches Beschwerdebild. Doch gehen mit dem Beklemmungsgefühl meist auch körperliche Symptome einher, die sowohl Folge (beispielsweise aufgrund einer klassischen Angriff-oder-Flucht-Reaktion bei aufkommender Angst) als auch Ursache der Beklemmungen sein (beispielsweise bei Angina pectoris) können. Häufig im Zusammenhang mit Beklemmungen zu beobachtende körperliche Beschwerden sind zum Beispiel Atemnot, Herzrasen, Herzstolpern, Schwitzen, Zittern, Übelkeit und Erbrechen. Auch Verkrampfungen der Muskulatur sind bei Beklemmungen durchaus keine Seltenheit.
Ursachen für Beklemmungen
Die psychischen Ursachen für Beklemmungen sind ebenso vielschichtig wie die möglichen Auslöser von Angstzuständen und können individuell äußerst unterschiedlich ausfallen. Vermehrt zu beobachten sind sie unter extremer seelischer Belastung, wenn Menschen das Gefühl haben dieser nicht mehr gewachsen zu sein. Auch können die meisten Phobien, wie beispielsweise die Angst vor engen Räumen oder Höhenangst, Beklemmungen mit sich bringen. Bei Depressionen zählen Beklemmungsgefühle ebenfalls zu den möglichen Beschwerden.
Neben den psychischen Faktoren verursachen verschiedene Herzbeschwerden wie die koronare Herzkrankheit, eine Herzmuskelentzündung oder ein Herzinfarkt Beklemmungsgefühle, die sich im Brustkorb manifestieren. Allgemein wird das vorübergehende Engegefühl im Brustkorb mit begleitenden Symptomen wie Herzschmerzen, Stechen in der Brust und ausstrahlenden Schmerzen im Rücken oder Oberbauch unter der Bezeichnung Angina pectoris zusammengefasst, wobei diese trotz ähnlicher Symptomatik im medizinischen Sinne gegenüber Herzerkrankungen wie einem Herzinfarkt oder einer Herzmuskelentzündung abzugrenzen ist. Hervorgerufen wird die Angina pectoris durch eine vorübergehende Durchblutungsschwäche des Herzens. Auch funktionelle Herzbeschwerden können Beklemmungen auslösen, sie sind jedoch nicht auf eine organische Beeinträchtigung des Herzens zurückzuführen. Gemeinsam haben die Brustbeklemmungen, dass die betroffenen Patienten oftmals schwerste Panikattacken und Todesangst erleben.
Ein Engegefühl im Brustkorb und entsprechende Beklemmungen sind auch im Rahmen von Atemwegserkrankungen wie einer Lungenembolie oder Brustfellentzündung gelegentlich zu beobachten.
Diagnose bei Beklemmungen
Bei der Diagnose sollten zunächst mögliche körperliche Ursache der Beklemmungsgefühle dringend ausgeschlossen werden. Leiden die Patienten unter den oben genannten begleitenden Herzsymptomen und besteht der Verdacht auf einen Herzanfall oder eine chronische Erkrankung des Herzens, ist eine körperliche Untersuchung geboten, bei der die Herzfunktion mittels eines sogenannten Elektrokardiogramms (EKG) überprüft wird. Auch kann in akuten Notfällen eine Erstuntersuchung mittels Ultraschall durchgeführt werden. Bei Blutuntersuchungen lassen sich oftmals spezielle Biomarker feststellen, die Hinweise auf mögliche Herzleiden liefern. Im Zweifelsfall besteht die Möglichkeit einer sogenannten Angiografie der Herzkranzgefäße (Röntgenuntersuchung mit vorheriger Injizierung eines Kontrastmittels), welche jedoch für den Körper eine deutliche Belastung darstellt und daher nur bei Versagen der übrigen Diagnoseverfahren angewandt werden sollte.
Als weitere mögliche körperliche Ursachen der Beklemmungen müssen bei vorliegenden Schmerzen im Brustkorb eine Lungenembolie und eine Brustfellentzündung in Betracht gezogen werden. Eine Lungenembolie wird nicht selten bereits bei Erstellung eines EKG sichtbar. Dem endgültigen Nachweis dient im Zweifelsfall eine Kontrastmittel-gestützte Computertomographie der Lunge. Eine Brustfellentzündung lässt sich im günstigsten Fall durch Abhören des Brustkorbes, die typische Schmerzsymptomatik und eine Blutuntersuchung im Labor feststellen, ihre Diagnose kann jedoch auch erheblich schwieriger ausfallen. Eine Ultraschalluntersuchung liefert in derartigen Fällen oftmals wichtige ergänzende Diagnosehinweise.
Sind sämtliche möglichen körperlichen Auslöser der Beklemmungen ausgeschlossen, ist von einer psychischen Ursache der Beschwerden auszugehen und es empfiehlt sich eine eingehende fachärztliche Untersuchung, um mögliche bisher nicht bekannten Phobien, Depressionen, Herzneurose oder anderen psychischen Beschwerden der Betroffenen aufzudecken und anschließend zielgerichtet therapieren zu können.
Therapie
Werden die Beklemmungen durch ein Atemwegs- oder Herzleiden hervorgerufen, erfolgt zunächst eine rein auf die körperlichen Beschwerden ausgerichtete Therapie. Hier ist nicht selten schnelles Handeln geboten, da zum Beispiel sowohl eine Lungenembolie als auch ein Herzinfarkt potenziell lebensbedrohliche Ereignisse darstellen, die dringend notärztlich versorgt werden sollten.
Sind die Beklemmungen auf ein chronisches Herzleiden wie beispielsweise die koronare Herzkrankheit zurückzuführen, ist in der Regel eine langfristige Behandlung auf Basis der Verschreibung von Arzneien zur Hemmung der Blutgerinnung sowie der Senkung der Cholesterinwerte und des Blutdrucks vorgesehen. Weitere Arterienverkalkungen im Bereich der Herzkranzgefäße und akute Herzbeschwerden sollen auf diese Weise vermieden werden. Im Zweifelsfall kann auch ein chirurgischer Eingriff beispielsweise in Form einer Bypass-Operation oder der Setzung eines Stents erforderlich werden. Mit der weitgehenden Normalisierung der Herzfunktion ist in der Regel auch ein Schwinden der Beklemmungsgefühle zu erreichen.
Bei Beklemmungen, die auf einer psychischen Ursache wie beispielsweise einer Phobie beruhen, bietet sich eine psychotherapeutische Behandlung an, die neben einer Behebung der direkten Ursachen der Beklemmungsgefühle auch das Erlernen von Strategien zum Umgang mit den Beklemmung umfassen kann. So sind beispielsweise spezielle Atemtechniken und autogenes Training für ihre positiven Effekte bei akuten Beklemmung bekannt. Gegen Phobien steht mit der sogenannten kognitiven Verhaltenstherapie zudem eine vielversprechende Behandlungsmöglichkeit zur Verfügung. Gehen die Beklemmungen auf eine Depression zurück, gestaltet sich die psychotherapeutische Behandlung mitunter jedoch deutlich schwieriger. Hier finden vermehrt auch Psychopharmaka Anwendung, um die Depressionen erfolgreich zu überwinden.
Naturheilkunde bei Beklemmungsgefühlen
Insbesondere zur Linderung der psychisch bedingten Beklemmungen, aber auch bei einem Zusammenhang mit funktionellen Herzbeschwerden bietet die Naturheilkunde vielversprechende Ansätze. Gegen die akuten Beklemmungsgefühle finden aus dem Bereich der Pflanzenheilkunde zum Beispiel Eisenhut, Mistel, Melisse, Baldrian und Johanniskraut Verwendung. Einen weiteren naturheilkundlichen Behandlungsansatz bei Beklemmungen bietet der Einsatz von Bachblüten. Auf homöopathischer Basis wird gegen die psychisch bedingten Beschwerden vor allem Aconitum eingesetzt, gegen die Angina pectoris hat sich Tabacum bewährt. Aus dem Bereich der Schüssler-Salz-Therapie kommen vor allem die Schüssler Salze Nr. 6 (Kalium sulfuricum) und Nr. 7 (Magnesium phosphoricum) gegen die Beklemmungen im Rahmen funktioneller Herzbeschwerden zur Anwendung. Hier sollen auch medizinische Massagen und Akupunktur einen positiven Effekt entfalten.
Die verschiedenen naturheilkundlichen Verfahren bieten insgesamt gute Möglichkeiten eines begleitenden Einsatzes im Rahmen der Psychotherapie oder der Behandlung der körperlichen Ursachen von Beklemmungen. Doch sie können diese in vielen Fällen nicht ersetzen, sondern bilden eher eine hilfreiche Ergänzung. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Ulrich Voderholzer; Fritz Hohagen: Therapie psychischer Erkrankungen, Urban & Fischer, 2018
- Achim Eckert: Das Tao der Akupressur und Akupunktur, Thieme, 2005
- Reinhold Saldow: "Wie ein neues Leben", in: Deutsche Heilpraktiker-Zeitschrif, Volume 10 Issue 1, 2015
- Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF) e.V.: www.awmf.org (Abruf: 14.08.2019), Angststörungen: Registernummer 051 - 028
- David Casteleijn et al.: "A naturalistic study of herbal medicine for self-reported depression and/or anxiety a protocol", in: Integrative Medicine Research, Volume 8 Issue 2, 2019, sciencedirect.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.