Generell ist unser Körper robust, sodass ein gesunder Mensch mit Abgeschlagenheit und Erschöpfung in einem normalen Maß gut umgehen kann. Dementsprechend ist z.B. nach einer stressigen Phase im Beruf, einer Erkältung oder nach anstrengenden Ereignissen wie intensivem Sport-Training normalerweise eine kurze Ruhephase ausreichend, um sich zu erholen. In anderen Fällen bleibt das Gefühl der Erschöpfung jedoch dauerhaft bestehen, was verschiedene körperliche Ursachen wie zum Beispiel eine Infektion, Schilddrüsenunterfunktion oder Kreislaufschwäche haben kann.
Immer häufiger spielen psychische Auslöser eine wichtige Rolle, wenn es um chronische Erschöpfungszustände geht. Beim Burnout Syndrom beispielsweise fühlen sich die Betroffenen innerlich völlig ausgebrannt, emotional erschöpft und haben keine Kraft mehr, den Alltag zu meistern. Tritt die Abgeschlagenheit dauerhaft auf und geht über ein normales Gefühl der „Schlappheit” hinaus, sollte daher immer ein Arzt aufgesucht werden. Dieser kann die Ursache abklären und bei Bedarf notwendige therapeutische Schritte einleiten.
Inhaltsverzeichnis
Symptome von Erschöpfung
Bei Erschöpfung und Überlastung reagiert der Körper mit bestimmten „Warnsignalen“, die jedoch im Alltag häufig nicht entsprechend wahrgenommen sondern stattdessen als harmloses „Zipperlein“ abgetan oder gar ignoriert werden. In der Folge wächst die Belastung, der negative Stress nimmt immer weiter zu, wodurch das Risiko für körperliche und psychische Probleme wie z.B. ein Schwächeanfall, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder eine Depression steigt. Um Erschöpfung zu vermeiden, sollte daher schon frühzeitig auf körperliche Stress-Reaktionen geachtet und entsprechend reagiert werden.
Typische Symptome sind Schulter-, Rücken und Nackenverspannungen, Kopfschmerzen, eine erhöhte Infektanfälligkeit,Verdauungsprobleme wie Durchfall oder Verstopfung, chronische Müdigkeit, Schlafstörungen und Konzentrationsschwäche.
Plötzlich auftretender Schwindel (z.B. beim schnellen Aufstehen), Zähneknirschen, Antriebsschwäche oder Ohrensausen sind häufig ein Zeichen dafür, dass die Akkus sprichwörtlich „leer gelaufen“ sind und der Körper dringend Ruhe und Regeneration benötigt.
Ursachen von Erschöpfung und Abgeschlagenheit
Sich hin und wieder abgeschlagen, erschöpft und müde zu fühlen, kennt vermutlich jeder. Dafür kann es viele Gründe geben, wobei es sich in vielen Fällen um eine vorübergehende Schwäche handelt, die z.B. durch zu wenig Schlaf oder einen ereignisreichen, stressigen Tag hervorgerufen wurde. Auch ein intensives Sport-Training, lange Autofahrten oder eine aufwändige Reise können dazu führen, dass wir keine Energie mehr haben, ebenso wie eine emotional bzw. psychisch belastende Situation (z.B. Verlust eines nahe stehenden Menschen, Trennung).
In anderen Fällen hält das Gefühl der Erschöpfung länger und in sehr starker Ausprägung an, was unter anderem durch Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems wie Herzrhythmusstörungen, die koronare Herzkrankheit, eine Herzinsuffizienz oder Bluthochdruck verursacht werden kann. Weitere mögliche Auslöser sind Krebs- oder chronisch entzündliche Darmerkrankungen.
In Betracht kommen hormonelle Störungen wie eine Schilddrüsenunterfunktion, Blutarmut, Kreislaufprobleme und Infektionskrankheiten. Ebenso können bestimmte Medikamente (z.B. Blutdrucksenker, Beruhigungsmittel, Migränemedikamente oder Krebsmittel), Alkoholmissbrauch und Essstörungen wie Anorexia nervosa (Magersucht) oder Bulimie für die chronische Erschöpfung verantwortlich sein.
Möglich sind psychische Krankheiten wie Depressionen, Angststörungen oder ein Burn-Out-Syndrom. Diese führen dazu, dass Betroffene eine chronische Müdigkeit empfinden und ständig schnell erschöpft sind, obwohl objektiv betrachtet gar keine übermäßige Belastung besteht.
Abgeschlagenheit durch Erkältung
Häufig ist ein grippaler Infekt (Erkältung) der Grund. Bei dieser handelt es sich um eine akute Infektion der oberen Atemwege, die zu den häufigsten Erkrankungen überhaupt zählt. Eine Erkältung wird in den meisten Fällen durch Viren (z.B. Rhino-, oder Coronaviren) ausgelöst, die über kleine Speicheltröpfchen beim Sprechen, Husten oder Niesen von Mensch zu Mensch übertragen werden (Tröpfcheninfektion).
Die Anfälligkeit ist besonders hoch, wenn das Immunsystem des Körpers z.B. infolge von anhaltendem Stress, Schlafmangel oder Medikamenten ohnehin geschwächt ist. Außerdem kommt es aufgrund einer eingeschränkten Abwehr in einigen Fällen zusätzlich zu einer bakteriellen Infektion („Mischinfektion“ bzw. „Superinfektion“). Hier sind häufig Streptokokken und Pneumokokken die „Übeltäter“, die für einen schwereren Verlauf der Erkältung sorgen und zu Komplikationen wie einer Lungen- oder Mittelohrentzündung führen können.
Ein grippaler Infekt kann mit vielen verschiedenen Symptomen einhergehen, die von Fall zu Fall ganz unterschiedlich ausgeprägt sein können. Meist bemerken Betroffene anfangs Schluckbeschwerden sowie ein Kratzen, Brennen und trockenes Gefühl im Hals. Aufgrund der angegriffenen Nasenschleimhaut kommen oft häufiges Niesen, Kribbeln und Jucken in der Nase hinzu.
Im weiteren Verlauf können zusätzlich Husten, Schnupfen und Heiserkeit auftreten. Typisch sind weiterhin Allgemeinsymptome wie starke Müdigkeit und Abgeschlagenheit, Frösteln, erhöhte Temperatur, Glieder- und Kopfschmerzen.
Sind Kinder erkältet, kommt es häufig zu Fieber. Die Entzündung der oberen Atemwege kann sich auf andere Bereiche ausweiten und zum Beispiel zu einer Bronchitis mit Symptomen wie eitrigem Auswurf, Brustschmerzen oder einem Brennen in der Brust führen.
Chronisches Erschöpfungssyndrom
Hält die Abgeschlagenheit dauerhaft an, kommt das so genannte „chronische Erschöpfungssyndrom“ (myalgische Enzephalomyelitis) in Betracht, welches häufig auch als „Chronic-Fatigue-Syndrom“ (CFS) bezeichnet wird. Dabei handelt es sich um ein sehr vielschichtiges und schwer greifbares Krankheitsbild, welches unterschiedliche Symptome hervorrufen kann.
Kennzeichnend ist vor allem eine lähmende geistige und körperliche Erschöpfung, die meist plötzlich auftritt, länger als sechs Monate anhält und durch Ruhepausen oder Schlaf nicht gelindert werden kann. Durch die ständige Abgeschlagenheit kommt es zu einer starken Verminderung der Leistungsfähigkeit, typisch sind zudem körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen, Magen-Darmprobleme, Schlafstörungen, Hals- und Gelenkschmerzen, Muskelschwäche und Konzentrationsstörungen.
Häufige Symptome eines chronischen Erschöpfungssyndrom sind eine erhöhte Reizbarkeit, depressive Verstimmungen und eine zunehmende Vergesslichkeit. Die Ausprägung des Syndroms kann jedoch insgesamt von Fall zu Fall ganz unterschiedlich sein. Dementsprechend erleben einige Betroffene nur einen Teil genannten Beschwerden in leichter Form, während andere so stark eingeschränkt sind, dass die Teilhabe am „normalen“ Leben gar nicht mehr möglich ist.
Wodurch das Chronic-Fatigue-Syndrom verursacht wird, ist bislang nicht geklärt, vielmehr werden verschiedenste Faktoren diskutiert, die als Auslöser oder Verstärker in Frage kommen könnten. Hierzu zählen z.B. Infektionskrankheiten bzw. deren Erreger wie das Epstein-Barr-Virus, bestimmte Herpes-Viren oder Darmpilze (Candida albicans). In Betracht kommen Störungen im Hormonhaushalt oder Immunsystem, ebenso wie psychische Belastungen durch Stress, Trennungen, Verlust eines nahe stehenden Menschen oder andere traumatische Erfahrungen. Häufig wird eine familiäre Veranlagung vermutet.
Erschöpfungsdepression / Burn-out
Ein so genanntes „Burn-out-Syndrom“ (auch „Erschöpfungsdepression“ genannt) kann für die Abgeschlagenheit verantwortlich sein, wobei mit diesem Begriff normalerweise bereits der Zustand völliger körperlicher, emotionaler und geistiger Erschöpfung beschrieben wird. Wie der Name schon vermuten lässt, fühlen sich an Burn-out Erkrankte meist vollständig „ausgebrannt“ und innerlich leer, was jedoch nicht abrupt auftritt, sondern sich in den meisten Fällen über einen längeren Zeitraum entwickelt.
Häufig sind Personen betroffen, die sich in hohem Maße mit ihrem Beruf identifizieren und sich in diesem stark für andere Menschen einsetzen, gleichzeitig aber nur eine geringe Anerkennung durch Vorgesetzte o.ä. erhalten (wie z.B. Lehrer, Ärzte oder Pflegekräfte).
Generell kann ein Burn-out jedoch auch jeden anderen treffen, der z.B. starke Belastungen bzw. Überforderung im beruflichen und/oder privaten Bereich erlebt. Hierzu zählen unter anderem Mobbing, anhaltender starker Stress, ungelöste Konflikte, Existenzängste oder eine negative Atmosphäre am Arbeitsplatz. Oft wird auch angenommen, dass die Entstehung eines Burnout-Syndroms durch ein Zusammenspiel von Belastungen im Beruf und psychischen Faktoren begünstigt wird. Dabei gelten besonders starker Ehrgeiz, Perfektionismus, ein ausgeprägtes Verantwortungsgefühl („Helfersyndrom“), mangelnde Stressbewältigungsstrategien und die Angst vor Kontrollverlust als besonders riskant.
Auch wer sich in erster Linie über seine Arbeit definiert und andere Bereiche wie Familie, Freunde, Hobbys etc. als weniger wichtig erachtet, läuft schneller Gefahr, dass sich die „Akkus“ leeren. Der Grund liegt hier im fehlenden Ausgleich zu der täglichen Belastung, dem Stress, Frust und möglichen Konflikten, die im Job erlebt werden.
Da es sich bei einem Burn-Out nicht um ein einheitliches Krankheitsbild handelt, können ganz unterschiedliche körperliche oder psychische Symptome auftreten, die sich jedoch in der Regel allesamt schleichend entwickeln. Dementsprechend ist es für die frühe Phase typisch, dass der Betroffene extrem viel Zeit und Energie in seine Arbeit investiert, sodass ein „Abschalten“ und damit Erholung und Regeneration kaum noch möglich ist. In der Folge werden im Beruf zwar Erfolge erlebt, dennoch entsteht durch das ständige „Getrieben-Sein“ und den fehlenden Ausgleich immer mehr Unzufriedenheit und Frust.
Es kommt zu einer Abnahme der Leistungsfähigkeit, chronischer Müdigkeit und Erschöpfung, Schlafstörungen, Angst und Panikattacken sowie depressiven Anzeichen wie zum Beispiel Niedergeschlagenheit, Freudlosigkeit, Rückzug aus dem sozialen Leben und einem Gefühl der inneren Leere. Die massive psychische Belastung äußert sich auch durch körperliche Beschwerden, welche sich oft schon zu Beginn der Erkrankung zeigen. Dazu gehören beispielsweise Kopf- und Rückenschmerzen, Schwindel, Schlafstörungen, Muskelverspannungen, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Bluthochdruck und eine erhöhte Infektanfälligkeit.
Wird die Erschöpfungsdepression nicht behandelt, ist der weitere Verlauf schlimmstenfalls durch ein Gefühl der völligen Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit gekennzeichnet. Das Leben erscheint für den Betroffenen sinnlos und das Risiko für Suizidgedanken ist extrem erhöht. Dementsprechend ist eine frühzeitige Behandlung um so wichtiger.
Abgeschlagenheit bei Kindern
Machen Kinder einen abgeschlagenen Eindruck, kann es körperliche oder psychische Gründe haben, warum z.B. eine verminderte Leistungsfähigkeit, starke Müdigkeit und erhöhte Reizbarkeit auftreten. Häufig sind erschöpfte Kinder besonders streitbar, weinen viel und stören sich an Dingen, die sonst kein Problem darstellen.
Erschöpfung kann hier einerseits eine normale Reaktion des Körpers sein, nachdem das Kind beispielsweise eine einschneidende Veränderung (Einschulung, Kindergartenbeginn etc.) oder eine starke Belastung (Tod eines nahe stehenden Menschen, Trennung der Eltern etc.) erlebt hat. Auch durch Überforderung in der Schule oder durch zu viel „Freizeitstress“ in Form von täglichen Angeboten, Verabredungen und Sport-Training können Kinder schnell ihre Energie verlieren. Gleiches gilt, wenn nicht ausreichend geschlafen, sondern stattdessen z.B. abends noch lange Zeit vor dem Fernseher oder am Computer verbracht wird.
Oft tritt ein Erschöpfungsgefühl nach einer überstandenen Infektionskrankheit auf, da der Körper sich zunächst von der Belastung erholen muss, um wieder „voll einsatzfähig“ zu sein. Dementsprechend ist es ganz natürlich, wenn das Kind zuerst noch ein gesteigertes Bedürfnis nach Ruhe und Erholung hat. Hält dieses allerdings länger als 14 Tage an und/oder wird von weiteren Symptomen wie Schwindel, Kopfschmerzen o.ä. begleitet, sollte unbedingt der Kinderarzt aufgesucht werden.
Bleibt die Abgeschlagenheit länger bestehen und wird von einer traurigen, niedergeschlagenen Grundstimmung begleitet, kann es sich auch bei Kindern bereits um eine depressive Verstimmung handeln. Typisch hierfür sind eine generelle Lust- und Antriebslosigkeit, Traurigkeit, Ängste und verstärkte Schüchternheit sowie Spielunlust (bei kleinen Kindern). Weitere Anzeichen sind Ausdruckslosigkeit im Gesicht, häufiges Weinen, Rückzug von den Freunden oder Veränderungen des Essverhaltens und Schlafstörungen.
Da gerade kleineren Kindern noch die Fähigkeit fehlt, das Gefühl der Traurigkeit und Niedergeschlagenheit zu verbalisieren, werden depressive Verstimmungen häufig als “Bauchschmerzen” oder “Kopfweh” beschreiben, was die Diagnose zusätzlich erschwert. Generell gilt hier jedoch, dass nicht alle Symptome zwangsläufig auf eine depressive Erkrankung hindeuten, denn dass sich ein Kind von Zeit zu Zeit in sich gekehrt und antriebslos zeigt, ist völlig normal. Eltern sollten aber die “Warnzeichen” immer ernst nehmen und bei Verdacht auf eine Depression unbedingt fachkundige Hilfe bei Familien- oder Jugendberatungsstellen bzw. einem Kinder- oder Jugendpsychologen in Anspruch nehmen.
Tritt die Abgeschlagenheit bei Kindern in Kombination mit Fieber und/oder einer Lymphknotenschwellung auf, kann eine Infektionskrankheit wie z.B. das Pfeiffer-Drüsenfieber oder eine chronische Entzündung (z.B. „Kinder-Rheuma“) vorliegen.
Zeigt sich neben dem Fieber ein juckender Hautausschlag am ganzen Körper bzw. an bestimmten Körperteilen, kommen Kinderkrankheiten wie Masern, Windpocken, Röteln oder Scharlach in Betracht.
Begleitsymptome wie Gesichtsblässe, Kreislaufbeschwerden, Schwindel oder Kopfschmerzen, können auf eine Blutarmut hindeuten. Ist diese wiederum durch einen Eisenmangel (Eisenmangelanämie) bedingt, treten häufig Symptome wie brüchige Nägel, verminderter Appetit, eingerissene Mundwinkel, Haarausfall, trockene Haut oder Mundbrennen auf.
Eine weitere Ursache kann ein Diabetes mellitus Typ 1 („Zuckerkrankheit“) sein, bei dem es sich um eine häufige chronische Krankheit im Kindes- und Jugendalter handelt. Bei dieser Stoffwechselerkrankung kann die Bauchspeicheldrüse nicht mehr genügend lebenswichtiges Insulin produzieren, welches jedoch notwendig ist, um Zucker aus dem Blut in die Zellen zu bringen. Besteht ein Mangel, bleibt der Zucker im Blut, wodurch der Blutzuckerspiegel und damit das Risiko für Folgeerkrankungen wie Durchblutungsstörungen, Störungen der Nierenfunktion, Herzinfarkt oder Schlaganfall steigt.
Betroffene Kinder und Jugendliche müssen daher ihr Leben lang das Hormon regelmäßig spritzen, um den Insulin-Mangel auszugleichen. Diabetes Typ 1 ist vor allem durch eine ständige Müdigkeit und Abgeschlagenheit, starkes Durstgefühl, häufiges Wasserlassen und trockene, juckende Haut gekennzeichnet. Hinzu kommen meist Gewichtsverlust sowie eine erhöhte Infektanfälligkeit
Hilfe für erschöpfte Kinder
Wirken Kinder abgeschlagen und erschöpft, sollte dies in jedem Fall ernst genommen und mit entsprechender Aufmerksamkeit „behandelt“ werden, denn ihnen fehlen oft noch die Mittel, um Überforderung, Traurigkeit, Ängste oder Sorgen zu verbalisieren. Dementsprechend ist es besonders wichtig, dass den Kindern Raum geschaffen wird, um negative Gefühle ausdrücken und verarbeiten zu können. Eltern sollten versuchen, mit viel Geduld und Verständnis den Grund für die Erschöpfung oder Traurigkeit zu ergründen – vor allem, weil es sich oft um Ereignisse handelt, die aus Erwachsenensicht eher banal scheinen, für das Kind aber sehr belastend sind.
Kann die Abgeschlagenheit auf Veränderungen im Leben des Kindes oder Überforderung zurückgeführt werden, reicht es oft schon, den Alltag insgesamt zu „entschleunigen“ und dadurch dem Kind die Möglichkeit zu schaffen, neue Energie zu tanken. Eltern sollten darauf achten, psychische Belastungen so weit wie möglich abzufangen und die Zeit nach der Kita bzw. Schule möglichst wenig zu verplanen, um dem Kind so viel Ruhe wie möglich bieten zu können.
Wichtig ist, dafür zu sorgen, dass das Kind ausreichend und gut schläft. Das wird in den meisten Fällen dadurch erleichtert, wenn das Kind abends nicht mehr unbegrenzt von Reizen durch Fernsehen, Computerspiele o.ä. „überflutet“ wird. Hält die Erschöpfung trotz dessen über einen längeren Zeitraum an, sollte immer vorsichtshalber ein Kinderarzt aufgesucht werden, um die Ursache genau abklären und körperliche Erkrankungen wie Diabetes mellitus, chronische Entzündungen oder eine Infektionskrankheit ausschließen zu können.
Behandlung
Bei Abgeschlagenheit ist nicht in jedem Fall eine Behandlung notwendig. Handelt es sich um eine “normale” Reaktion des Körpers auf Stress, besondere Ereignisse oder körperliche Überlastung, reguliert sich diese normalerweise von selbst wieder, sobald die Belastung nachlässt bzw. eine Ruhepause eingelegt wurde. Bleibt die Erschöpfung über einen längeren Zeitraum bestehen, sollte jedoch in jedem Fall ein Arzt aufgesucht werden, um den Auslöser zu klären und gegebenenfalls therapeutische Schritte einleiten zu können.
Die konkrete Behandlung richtet sich nach der Ursache. Liegt beispielsweise eine bakterielle Infektionskrankheit vor, können neben Ruhe und Erholung bei Bedarf Medikamente wie Antibiotika helfen, auch bei einer hormonellen Störung wie einer Schilddrüsenunterfunktion werden die fehlenden Schilddrüsenhormone normalerweise medikamentös ersetzt.
Generell ist es ratsam, bei akuter Erschöpfung, Müdigkeit und Schwächegefühl auf viel Ruhe und Schonung zu achten und starke körperliche und psychische Anstrengungen zu vermeiden. Achten Sie eine gesunde Lebensweise mit ausreichend Schlaf, ausgewogener Ernährung und regelmäßiger körperlicher Bewegung, hier können eine Ernährungsberatung oder ein professionelles Sport-Coaching hilfreiche Unterstützung bieten.
Sind Stress oder andere psychische Belastungen die Ursache für die dauerhafte Abgeschlagenheit, können Entspannungstechniken und Übungen zum Stressabbau sehr sinnvoll sein. Verfahren wie Yoga, autogenes Training oder progressive Muskelrelaxation helfen, den Stresslevel zu senken, neue Energie zu tanken und Beschwerden zu lindern.
Gerade bei schwerwiegenden Erkrankungen wie Burn-Out oder Depressionen sollte jedoch immer professionelle therapeutische Hilfe in Anspruch genommen werden.
Naturheilkunde bei Abgeschlagenheit
Überlastung, Stress und Erschöpfung können schnell zu einer ernsten Gefahr für die Gesundheit von Körper und Psyche werden. Umso wichtiger ist es, die Ursachen genau zu analysieren. Bei anhaltender Abgeschlagenheit ist es also immer angezeigt, vor einer natürlichen Behandlung einen Arzt aufzusuchen, um körperlich-organische Ursachen ausschließen zu können.
Generell empfiehlt die Naturheilkunde bei Erschöpfung und dem Gefühl „leer“ und „ausgebrannt“ zu sein, eine gesunde, natürliche Lebensweise zu beachten, um Körper und Psyche die Möglichkeit zu bieten, sich von den Strapazen zu erholen. Hierzu zählen unter anderem regelmäßig durchgeführte Übungen zur Entspannung wie z.B. Autogenes Training, Meditation, Atemübungen, Yoga oder Tai Chi.
Gut geeignet zur natürlichen Behandlung von Erschöpfung als Folge einer körperlichen und/oder geistigen Überanstrengung sind Schüssler Salze. In Frage kommen unter anderem die Salze Nr. 2 (Calcium Phosphoricum), Nr. 5 (Kalium Phosphoricum) und Nr. 7 (Magnesium Phosphoricum). Das Mittel der Wahl sowie die Dosierung und Einnahmedauer sollten im Vorhinein mit einem Heilpraktiker oder naturheilkundlich ausgerichteten Arzt besprochen werden.
Neue Kraft durch die richtige Ernährung
Es empfiehlt sich eine möglichst ausgewogene, vitalstoffreiche Ernährung mit viel Vollkornbrot, frischem Obst, rohem Gemüse, Nüssen etc. sowie regelmäßige Bewegung an der frischen Luft und ausreichend Flüssigkeit (mindestens 2 Liter täglich) in Form von Wasser, ungesüßtem Tee o.ä. Da die Ursache für chronische Erschöpfung häufig in einem Mangel an Eisen besteht, können in einigen Fällen verschiedene Hausmittel bei Eisenmangel dem Körper zu neuer Energie verhelfen. Hier kommen vor allem Nahrungsmittel mit hohem Eisengehalt wie z.B. rote Beete, Karotten, Nüsse und Blattgemüse wie Fenchel oder Feldsalat in Frage.
Wasseranwendungen
Ergänzend bietet sich z.B. die Kneippsche Hydrotherapie an, welche die Heilkraft des Wassers nutzt, um bei Erschöpfung den Körper mit neuer Energie zu versorgen und dadurch das körperliche und psychische Wohlbefinden zu verbessern. In Frage kommt unter anderem das klassische „Wassertreten“, welches in einem Bach, aber auch als Kneipp Kur im eigenen Bad durchgeführt werden kann. Hierfür füllen Sie die Badewanne etwa halbvoll mit kaltem Wasser. Anschließend laufen Sie in diesem für ca. eine Minute im „Storchenschritt“ umher oder treten auf der Stelle. Wichtig ist, dass bei jedem Schritt das Bein vollständig aus dem Wasser gehoben wird.
Alternativ kann kalt-warmes Duschen sehr angenehm und vitalisierend bei Abgeschlagenheit sein.
Neue Energie durch Wechselduschen
|
Heilpflanzen gegen Stress
Als begleitende und unterstützende Maßnahme können Heilpflanzen sinnvoll eingesetzt werden. Hier hat sich beispielsweise die Ginsengwurzel zur Stärkung des Körpers bei Stress, Schwäche und verminderter Leistungsfähigkeit bewährt. Ginseng ist in verschiedenen Formen erhältlich (Kapseln, Tee, getrocknete oder frische Wurzel, Sirup etc.), allerdings darf dieser nicht in der Schwangerschaft und Stillzeit eingenommen werden, ebenso sollte bei Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus oder Arterienverkalkung auf eine Einnahme verzichtet werden.
Gerade bei psychischer Erschöpfung durch anhaltenden Stress, bieten sich unter anderem Baldrian, Guarana und Mate an. Sind Belastungen wie Trauer, Sorgen oder Ängste der Grund für ein Gefühl der Niedergeschlagenheit und Leere, haben sich Johanniskraut und Lavendel bewährt.
Heilpflanzen wie Brennnesseln oder Löwenzahn enthalten viel Eisen und eignen sich daher pur oder als Tee sehr gut, um die Speicher im Falle eines Mangels wieder aufzufüllen und der Erschöpfung entgegen zu wirken. (nr)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Schilddruesenzentrum Köln: Schilddrüsenunterfunktion, (Abruf 05.09.2019), schilddruesenzentrum-koeln
- Matthias Burisch: Das Burnout-Syndrom, Springer Verlag, 5. Auflage, 2014
- Wolfgang P. Kaschka, Dieter Korczak, Karl Broich: Burnout: a Fashionable Diagnosis, Deutsches Ärzteblatt International, (Abruf 06.09.0219), PubMed
- Stephen Gluckman: Chronisches Erschöpfungssyndrom, MSD Manual, (Abruf 06.09.2019), MSD
- Craig R. Pringle: Grippaler Infekt, MSD Manual, (Abruf 06.09.2019), MSD
- National Institute for Health and Care Excellence (NICE), Großbritannien: Chronic fatigue syndrome/myalgic encephalomyelitis (or encephalopathy): diagnosis and management, Clinical Guideline, 2007, (Abruf 06.09.2019), NICE
- Michael R. Wasserman: Müdigkeit, MSD Manual, (Abruf 06.09.2019), MSD
- Erika Baum, Norbert Donner-Banzhoff, Peter Maise: Müdigkeit, S3-Leitlinie, Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.V. (DEGAM), (Abruf 06.09.2019), AWMF
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.