Ausbreitung der Vogelgrippe mit importiertem Geflügelfleisch befürchtet
01.05.2013
Während die Zahl der Infektionen mit dem Vogelgrippe-Virus H7N9 in China kontinuierlich weiter steigt, weisen Experten, wie der Leiter des Instituts für Biologische Sicherheitsforschung (IBS) in Halle, Alexander Kekulé, auf die möglichen Übertragungswege der Erreger bis nach Deutschland hin. Der Mikrobiologe und Leiter des IBS forderte in einem aktuellen Interview mit der Nachrichtenagentur „Reuters“ einen sofortigen Importstopp für Geflügelfleisch aus China.
Bereits Anfang April hatte der Leiter des Instituts für Biologische Sicherheitsforschung in einem Beitrag für die Zeitung „Der Tagesspiegel“ vor den Risiken einer möglichen Einfuhr der H7N9-Viren mit importiertem chinesischem Geflügelfleisch gewarnt. Die seit dem Jahr 2008 wieder erlaubten Einfuhr von Geflügelfleisch aus der ostchinesischen Provinz Schandong in die Europäische Union (EU) bewertet der Experte in diesem Zusammenhang äußerst kritisch. Seiner Ansicht nach sollten umgehend europaweit strengere Sicherheitsvorkehrungen beim Import von Geflügelfleisch eingeführt werden.
Geflügelfleischimporte aus China stoppen
Der Leiter des IBS erklärte, dass Geflügelfleischimporte aus China vorläufig gestoppt werden müssten, um eine Übertragung des Vogelgrippe-Virus H7N9 auf diesem Wege auszuschließen. „Wir müssen aufpassen, dass infiziertes Hühnerfleisch nicht aus Versehen in Europa verkauft wird“, so Kekulé gegenüber der Nachrichtenagentur „Reuters“. Der Experte bemängelte, dass die EU sich bisher nicht zu einem Importverbot für chinesisches Hühnerfleisch durchringen konnte. Gänzlich auszuschließen sei eine Übertragung auf diesem Wege nicht, da der Infektionsweg der zuvor nicht bei Menschen vorkommenden H7N9-Virus-Infektionen bislang nicht geklärt sei. Den Angaben der chinesischen Gesundheitsbehörden zufolge hatten lediglich rund 40 Prozent der Infizierten Personen direkten Kontakt mit lebendem Geflügel, so dass bei einem Großteil der Betroffenen ein anderer Übertragungswege in Erwägung gezogen werde muss.
Steigende Zahl der H7N9-Infektionen in China
Bislang haben sich den Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge in China 126 Menschen mit dem Vogelgrippe-Virus H7N9 infiziert, 24 Patienten sind an den Folgen der Infektion verstorben. Auch aus Taiwan wurde jüngst die erste Infektion mit dem Erreger gemeldet. Die Betroffenen zeigten als Vogelgrippe-Symptome neben Beschwerden, wie Fieber, Halsschmerzen oder Übelkeit und Erbrechen, meist starken Husten und entwickelten besonderes häufig eine schwere Lungenentzündung. Für Vögel ist das H7N9-Virus indes offenbar harmloser als viele andere aviäre Influenzaviren. Die infizierten Tiere zeigten häufig keinerlei Beschwerden, was laut Alexander Kekulé ebenfalls ein gewisses Risiko birgt. „Weil das Geflügel nicht erkennbar krank wird, ist nie auszuschließen, dass erkrankte Hühner, Enten oder Tauben verzehrt werden“, erläuterte der Experte.
Risiko einer Vogelgrippe-Pandemie?
Sollten die H7N9-Viren auch in Wildvögeln vorkommen oder von Mensch zu Mensch übertragbar sein, ist das Infektionsrisiko beim Verzehr von Geflügelfleisch nach übereinstimmender Einschätzung in Bezug auf die globale Ausbreitung ein eher untergeordnetes Problem. Zwar müsse das Virus für die Entwicklung einer Pandemie äußerst effizient von Mensch zu Mensch übertragen werden, wovon es nach Einschätzung des IBS-Leiters bislang noch weit entfernt ist. Doch kann nicht ausgeschlossen werden, dass die H7N9-Viren durch Mutation schnell eine effizientere zwischenmenschliche Übertragung erreichen, erläuterte Kekulé. (fp)
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