Gelbliche Verfärbungen im Auge – Gelbes Augenweiß
Gelbe Augen deuten zumeist auf eine Erkrankung der Leber oder Galle hin. Dabei handelt es sich jedoch nicht – wie häufig angenommen – in jedem Fall um
eine so genannte „Gelbsucht“ (Ikterus), stattdessen können beispielsweise eine Leberentzündung (Hepatits) oder Gallensteine der Auslöser sein.
Eine weitere mögliche Ursache ist die harmlose, genetisch bedingte Stoffwechselstörung „Morbus Meulengracht“, auch Gilbert-Syndrom genannt, von der etwa 5% der Bevölkerung betroffen sind. Dementsprechend deuten gelbe Augen nicht automatisch auf eine schwerwiegende Erkrankung hin – dennoch sollten Betroffene bei einer Verfärbung der weißen Augenhaut in jedem Fall umgehend einen Arzt zur genaueren Abklärung aufsuchen.
Inhaltsverzeichnis
Definition
Von gelben Augen wird normalerweise dann gesprochen, wenn sich die weiße Augenhaut (Sklera oder auch „Lederhaut“) gelblich bzw. gelb verfärbt hat. In den meisten Fällen ist dies auf eine Erkrankung der Leber oder Galle zurückzuführen, vor allem, wenn parallel auch eine Gelbfärbung der Haut und Schleimhäute sowie schmerzhafte Beschwerden auftreten. Um kein Risiko einzugehen, sollte daher im Falle einer Verfärbung der Sklera sofort ein Arzt aufgesucht werden, um die Ursache genau abklären zu lassen.
Häufige Ursache: Gelbsucht (Ikterus)
Die häufigste Ursache für gelbe Augen ist die so genannte „Gelbsucht“ (medizinisch: Ikterus), womit eine Gelbfärbung von Haut, Schleimhäuten und der Lederhaut der Augen (Sklera) bezeichnet wird. Bei einem Ikterus handelt es sich jedoch nicht um eine eigenständige Krankheit, sondern um ein Symptom, welches bei verschiedenen Grunderkrankungen auftritt.
Die gelbliche Verfärbung des Auges wird durch den gelb-bräunlichen Gallenfarbstoff „Bilirubin“ hervorgerufen, der zum größten Teil beim Abbau des roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin) entsteht (lateinisch bilis = Galle und ruber = rot). Das nicht wasserlösliche Bilirubin wird zunächst in der Leber in wasserlösliches Bilirubin umgewandelt, erreicht so über die Gallenwege den Darm und wird schließlich zum größten Teil mit dem Stuhl ausgeschieden. Ist nun jedoch beispielsweise der Stoffwechsel oder der Gallenabfluss gestört, kann das Bilirubin nicht entsprechend ausgeschieden werden – in der Folge steigt die Konzentration des Gallenfarbstoffs im Blut, wodurch ein Ikterus entstehen kann.
Verfärben sich die Augen gelb, so wird in den meisten Fällen eine Erkrankung der Leber vermutet, dementsprechend wird häufig kein Unterschied zwischen einem Ikterus und Hepatitis (Leberentzündung) gemacht. Doch ersterer kann vielfältige Ursachen haben und betrifft längst nicht nur die Leber. Dennoch bestätigt sich oft der Verdacht einer kranken Leber, sodass bei gelben Augen zur sicheren Abklärung in jedem Fall schnellstmöglich ein Arzt aufgesucht werden sollte.
Drei Arten von Gelbsucht
Liegt tatsächlich eine Gelbsucht vor, werden medizinisch drei Arten unterschieden:
1.) Der so genannte „Hämolytische Ikterus“ entsteht durch einen vorzeitigen bzw. vermehrten Zerfall roter Blutkörperchen (Hämolyse), wodurch sich verstärkt indirektes Bilirubin im Blut sammelt und die Leber den Abbau des Farbstoffs nicht mehr bewerkstelligen kann. In der Folge lagert sich Bilirubin im Gewebe ab und es kommt zu der typischen Verfärbung von Haut und Augen.
In diesem Fall sind meist Erkrankungen des Blutes die Ursache, wie beispielsweise die nahezu ausschließlich angeborene „Kugelzellenanämie“. Hinzu kommen verschiedene immunbedingte Erkrankungen, die mit einer Zerstörung der Blutzellen durch Antikörper einhergehen, was auch in Folge wiederholter Bluttransfusionen geschehen kann. Weitere Ursachen eines Hämolytischen Ikterus können beispielsweise eine Malaria, andere Virusinfekte, Verbrennungen, Vergiftungen oder eine künstliche Herzklappe sein, da die Blutkörperchen durch den ständigen Kontakt mit Metall unter Umständen geschädigt werden können.
Neben der Gelbfärbung treten bei einem hämolytischem Ikterus häufig ein dunkler Stuhl und rot-brauner Urin auf, hinzu kommen je nach Ursache der Erkrankung weitere Symptome wie zum Beispiel Fieber, Abgeschlagenheit oder Übelkeit. Da die hämolytische Form im Grunde außerhalb bzw. vor der Leber entsteht, wird oft auch die Bezeichnung „prähepatischer Ikterus“ (Zusammensetzung von lateinisch prä = vor und Hepar = Leber) verwendet.
2.) Bei einem „hepatischen Ikterus“ hingegen wird das Bilirubin von den Leberzellen nicht mehr oder nur noch in verminderter Form aufgenommen. Die Ursachen finden sich hier im Vergleich zur prähepatischen Form in der Leber, häufig handelt es sich dabei um Leberentzündungen (Hepatitis).
Diese können beispielsweise durch Viren (z.B. Hepatitis B) oder Medikamente (z.B. Paracetamol, Antibiotika wie Tetrazyklin oder Rifampicin, Östrogene, Testosteron) hervorgerufen werden. In den meisten Fällen ist jedoch Alkohol der Auslöser für schwere Leberschädigungen im Rahmen eines hepatischen Ikterus, die bis zu einer fortgeschrittenen Lebervernarbung (Leberzirrhose) oder sogar Leberkrebs (Leberzellkarzinom) führen können.
Bei der hepatischen Gelbsucht ist der Stuhl normalerweise normal oder etwas heller gefärbt, zudem zeigen sich je nach Ursache neben gelben Augen und gelber Haut verschiedene weitere Symptome wie Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen oder chronische Müdigkeit.
3.) Die dritte Variante wird medizinisch als „posthepatischer Ikterus“ (oder auch „Cholestatischer Ikterus“) bezeichnet, da die Problematik in diesem Fall erst aufkommt, nachdem die Leber das Bilirubin bereits wasserlöslich und damit prinzipiell ausscheidbar gemacht hat (lateinisch post = nach, hepar = Leber). Doch genau hier hakt es bei einer posthepatischen Gelbsucht, denn das nun in der Galle befindliche gelöste Bilirubin kann aufgrund eines Hindernisses in den Gallenwegen nicht in den Darm gelangen, wodurch es sich im Blut staut und es zu der gelblichen Verfärbung von Augen und Haut kommt.
Infolge des gestörten Gallen-Abflusses (Cholestase) zeigt sich neben der Gelbfärbung von Augen und Haut häufig ein ständiger Juckreiz infolge der vermehrten Gallensäure. Ein weiteres Symptom für einen posthepatischen Ikterus ist ein heller Stuhlgang, denn da kein Bilirubin mehr den Darm erreicht, fehlt auch das entsprechende Abbauprodukt (Sterkobilinogen), welches für die normale hell- bis dunkelbraune Färbung des Stuhls verantwortlich ist.
Andersherum ist es beim Urin, der bei der posthepatischen Form oft dunkelbraun bzw. „bierbraun“ gefärbt ist, denn da das gelbbraune Bilirubin nicht mehr über die Galle abfließen kann, wandert es zunächst ins Blut und wird letztlich über die Niere ausgeschieden.
In den meisten Fällen handelt es sich bei dem Hindernis in den Gallenwegen um einen Gallenstein, der beispielsweise an der Mündungsstelle des Gallenganges den Gallenfluss blockiert. Frauen sind hiervon insgesamt häufiger betroffen als Männer, als Ursache werden hier meist genetische Faktoren vermutet, auch Übergewicht könnte aus Expertensicht eine Rolle spielen.
Infrage kommen auch Verwachsungen infolge von Operationen oder ein Tumor im Bereich des Pankreas-Kopfes oder der Gallenwege. In einem solchen Fall zeigen sich weitere Symptome wie starke Oberbauchschmerzen sowie ein deutlicher Gewichtsverlust. Die Gallensteine hingegen bereiten nur in einigen Fällen Probleme wie zum Beispiel Übelkeit und Schmerzen im Oberbauch nach dem Essen, teilweise können die Bauchschmerzen dabei auch bis in den Rücken ziehen dabei heftig und krampfartig sein (Kolik).
Neugeborenengelbsucht
Eine häufig auftretende „Sonderform“ des hämolytischen Ikterus stellt die „Neugeborenengelbsucht“ dar, die bei etwa 60% aller Neugeborenen zwei bis drei Tage nach der Geburt auftritt und meist nach etwa einer Woche wieder abklingt. Diese führt bei den Säuglingen ebenfalls zu einer Gelbfärbung von Augen und Haut, teilweise kommen langsamere Bewegungen, ein geschwächtes Reaktionsvermögen und eine verminderte Trinklust hinzu.
Trotz der Symptomatik hat die Neugeborenengelbsucht in den meisten Fällen keinen Krankheitswert. Stattdessen handelt es sich bei dieser Form des Ikterus fast immer um eine „Anpassungsstörung“ der Leber, die noch nicht vollständig ausgereift ist und daher das Bilirubin noch nicht entsprechend umgewandelt und ausgeschieden werden kann. In der Folge kommt es durch die erhöhte Menge des Gallenfarbstoffs im Körper zu einer Gelbfärbung von Haut und Schleimhäuten.
Diese kann auch vorkommen, wenn rote Blutkörperchen (Erythrozyten) in größerer Menge abgebaut werden, etwa durch eine Blutgruppenunverträglichkeit zwischen Mutter und Kind oder bei bestimmten Formen von angeborener Blutarmut (Anämie). In selteneren Fällen können auch Blutergüsse nach der Geburt zu einer Neugeborenengelbsucht führen, denn durch die Verstoffwechslung des darin enthaltenen Hämoglobins entsteht eine erhöhte Menge Bilirubin, welches wiederum von der Leber noch nicht entsprechend abgebaut werden kann.
Weiterhin können eine Frühgeburt, bestimmte Medikamente oder Störungen des Stoffwechsels, wie zum Beispiel eine Schilddrüsenunterfunktion, dazu führen, dass die Leber mit der Umwandlung und Ausscheidung des Gallenfarbstoffs nicht nachkommt und dadurch ein Ikterus entsteht.
In einigen Fällen besteht ein so genannter „Muttermilchikterus“: Bei diesem wird die Gelbsucht durch das Stillen verursacht, wobei angenommen wird, dass die Proteine in der Muttermilch den Bilirubinabbau blockieren.
Obwohl die Neugeborenengelbsucht zumeist harmlos ist, gibt es auch Fälle, in denen die Bilirubinwerte im Blut zu stark ansteigen und dadurch das Risiko besteht, dass Nervengewebe bzw. sogar bestimmte Gehirnbereiche geschädigt werden können (Kernikterus). Hier kommt es neben der Gelbfärbung von Augen und Haut häufig zu einer verminderten Aktivität des Babys, indem es wenig trinkt, dauerhaft schläfrig ist und oft gähnt. Im weiteren Verlauf kann es auch zu Atemnot, Krämpfen, erhöhter Muskelspannung und vermehrtem Schreien kommen.
Gelbe Augen durch familiäres Hyperbilirubinämiesyndrom
Finden sich keine Hinweise auf eine der genannten Erkrankungen, kann die Ursache ein so genanntes „Familiäres Hyperbilirubinämiesyndrom“ sein, womit verschiedene erbliche Stoffwechselstörungen bezeichnet werden, die allesamt durch eine erhöhte Bilirubin-Konzentration im Blut gekennzeichnet sind – dabei aber kaum Krankheitswert besitzen.
Die häufigste Form stellt der meist harmlose Morbus Meulengracht (auch Gilbert-Syndrom) dar, von dem etwa 5% der Bevölkerung (vorwiegend junge Männer) betroffen sind. Bei dieser „Erkrankung“ führt ein angeborener Enzymdefekt dazu, dass das Bilirubin nicht vollständig abgebaut werden kann und sich infolge dessen im Blut sammelt.
In den meisten Fällen haben Meulengracht-Patienten gar keine Beschwerden, einziges Symptom ist oft die vorübergehende Gelbfärbung der Haut und der Augen. In selteneren Fällen treten aber auch stärkere – meist schubartige – Symptome wie zum Beispiel starke Müdigkeit, Übelkeit, Antriebslosigkeit oder Konzentrationsstörungen auf. Hinzu kommen mögliche Beschwerden wie Verdauungsstörungen oder Bauchkrämpfe, wovon jedoch in erster Linie besonders schlanke Patienten nach dem Konsum von Alkohol oder Nikotin betroffen sind, da diese Stoffe zu einer Erhöhung des Bilirubinwertes führt.
Da die Konzentration des Gallenfarbstoffs in einem solchen Fall zwar erhöht ist, darüber hinaus aber meist keine erhöhten Leberwerte bestehen, tritt bei Morbus Meulengracht normalerweise auch kein verstärkter Juckreiz auf – so wie es beispielsweise beim posthepatischen Ikterus der Fall ist.
Es existieren weitere familiäre Hyperbilirubinämie-Syndrome, die eine Gelbfärbung der Augen mit sich bringen können, im Vergleich zum Morbus Meulengracht aber sehr viel seltener vorkommen. So handelt es sich zum Beispiel beim „Crigler-Najjar-Syndrom“ um eine Erbkrankheit mit einer Häufigkeit von 1:1 Mio. bei Neugeborenen, die in erster Linie die Leber betrifft. Auch dieses Syndrom wird durch einen Enzym-Defekt verursacht, welcher für die Bilirubinausscheidung verantwortlich ist, allerdings ist der Defekt weitaus stärker ausgeprägt als beim Morbus Meulengracht.
Unterschieden werden zwei Typen: Das Crigler-Najjar-Syndrom Typ 1, der bereits direkt nach der Geburt auftritt und durch eine exzessiv erhöhte Bilirubinkonzentration im Blut (Hyperbilirubinämie) gekennzeichnet ist, welche bei ausbleibender Therapie im Regelfall zu einer schweren Schädigung des zentralen Nervensystems („Kernikterus“) führt und dadurch unbehandelte Patienten meist bereits im frühen Kindesalter versterben.
Der Verlauf des Crigler-Najjar-Syndrom Typ 2 ist hingegen weniger extrem, ein Kernikterus tritt nur in seltenen Fällen auf. Hier zeigen sich stattdessen lediglich Symptome eines Ikterus wie beispielsweise die Gelbfärbung von Haut und Augen und starker Juckreiz.
Dubin-Johnson-Syndrom und Dubin-Johnson-Syndrom
Auch beim „Dubin-Johnson-Syndrom“ handelt es sich um eine sehr seltene Erbkrankheit der Leber, bei der eine Störung der Ausscheidung des „direkten“, wasserlöslichen Bilirubins in die Galle vorliegt. Das Dubin-Johnson-Syndrom – welches in erster Linie Frauen betrifft – wird ebenfalls durch die typische Symptomatik eines Ikterus sichtbar, der oft durch hinzukommende Krankheiten, Schwangerschaft, orale Verhütungsmittel (Kontrazeptiva) oder Medikamente ausgelöst wird. Außer den gelegentlichen Phasen der Gelbsucht treten bei dieser Krankheit meist keine weiteren Symptome auf, daher ist eine Therapie normalerweise nicht notwendig.
Dem Dubin-Johnson-Syndrom klinisch ähnlich ist das so genannte „Rotor-Syndrom“, welches ebenfalls sehr selten auftritt, dabei aber beide Geschlechter gleichermaßen betrifft. Auch bei dieser Erbkrankheit ist die Ausscheidung des direkten Bilirubins in die Gallenflüssigkeit aufgrund eines genetischen Defekts gestört. Außer einem Ikterus treten auch hier normalerweise keine weiteren Symptome auf, in seltenen Fällen zeigen sich unspezifische Beschwerden im Bereich des rechten Oberbauchs und Fieber. Dementsprechend ist im Regelfall keine Behandlung notwendig.
Summerskill-Walshe-Tygstrup-Syndrom
Das sogenannte Summerskill-Walshe-Tygstrup-Syndrom (oder auch „Benigne rekurrente Cholestase“) zählt ebenfalls zu den seltenen vererbbaren Hyperbilirubinämie-Syndromen, bei denen es in erster Linie bei Kindern und jungen Erwachsenen durch einen Gendefekt zu einer Erhöhung des direkten Bilirubins im Blut kommt.
Kennzeichnend für dieses Syndrom sind chronisch wiederkehrende Gelbsucht-Schübe mit einer Verfärbung von Augen, Schleimhäuten und Haut, hinzu kommen weitere typische Symptome wie beispielsweise Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Juckreiz und Druckempfindlichkeit im rechten Oberbauch. Als Auslöser für das Summerskill-Walshe-Tygstrup-Syndrom kommen unter anderem eine Schwangerschaft oder Infekte in Betracht – in den meisten Fällen kann der konkrete Auslöser jedoch gar nicht eindeutig geklärt werden. Es existiert keine spezifische Therapie, während der Ikterus-Schübe erfolgt im Regelfall lediglich eine symptomatische Behandlung.
Verfärbung der Augen durch Gelbfieber
Eine weitere Ursache kann das so genannte „Gelbfieber“ sein. Dabei handelt es sich um eine Virusinfektion, die durch das Gelbfieber-Virus verursacht und ähnlich wie Malaria durch Stechmücken übertragen wird. Dieses zählt zu den so genannten „Flaviviren“, zu dessen Familie beispielsweise auch das Dengue-Virus und das Hepatitis-C-Virus gehören. Die Inkubationszeit beträgt drei bis sechs Tage, dann kommt es zu plötzlichem Fieber, begleitet von Kopfschmerzen, Schüttelfrost, Rückenschmerzen, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen.
In den meisten Fällen klingen die Symptome bereits nach wenige Tagen wieder ab, bei einem Teil der Infizierten geht die Krankheit jedoch in eine zweite Phase über, die durch erneutes Fieber, Schmerzen im Unterleib und Gelbsucht bzw. einer Gelbfärbung von Haut und Augen in Folge einer Schädigung der Leber gekennzeichnet ist. Hinzu kommen äußere Blutungen der Mundschleimhaut, der Augenbindehäute und Nasenbluten sowie starke innere Blutungen im Magen-Darm-Trakt infolge schwerwiegender Gewebeschädigungen, die zu Blut im Stuhl und Bluterbrechen führen.
Wird diese zweite Phase der Krankheit überstanden, besteht eine lebenslange Immunität gegenüber der Krankheit, bei etwa 20% der Betroffenen endet das Gelbfieber jedoch tödlich.
Diagnose
In vielen Fällen ist für die Diagnosestellung bereits eine ausführliche Anamnese sehr aufschlussreich, denn hier wird bereits deutlich, ob bzw. welche Vorerkrankungen, Auslandsreisen oder vorausgegangene medikamentöse Therapien eine Rolle spielen könnten oder ob beispielsweise eine Schwangerschaft, Arbeiten mit Chemikalien oder ein erhöhter Konsum von Alkohol oder Drogen besteht. Dementsprechend sollten Betroffene offen und ehrlich mit ihrem Arzt über ihre Beschwerden, aber auch über ihren Umgang mit Genussmitteln sprechen, um kein Risiko einer Fehldiagnostik einzugehen.
Im Rahmen der anschließenden körperlichen Untersuchung kann der Arzt eine Reihe von Ursachen recht schnell anhand von auffälligen Veränderungen erkennen: So deutet beispielsweise eine ertastbare Gallenblase auf einen eventuell bösartigen Stau der Gallenwege hin, während eine vergrößerte, eher knotige Leber mit einer Leberzirrhose in Verbindung gebracht wird – vor allem, wenn zudem unter anderem gerötete Handinnenflächen, eine glatte rote Zunge und erweiterte kleine Hautäderchen auftreten.
Bei gelben Augen sind Labortests ein wichtiges Instrument, denn die Bestimmung der Konzentration von Bilirubin und verschiedenen Enzymen, wie zum Beispiel dem „Gamma-Glutamyltransferase“ (Gamma-GT), gibt Aufschluss über mögliche Ursachen. Hilfreich sind weiterhin Blutbild und Urintest, bei dem unter anderem auch Hämoglobin und Eiweiß überprüft werden, bei der Diagnose.
Hinzu kommen bei der Diagnose eist bildgebende Verfahren: Mit dem herkömmlichen Ultraschall können schnell und schmerzlos Organe der Bauchhöhle dargestellt und bewertet sowie beispielsweise Veränderungen der Oberfläche und Größe der Leber oder Milz erkannt werden.
Exaktere Diagnosen ermöglicht eine „endoskopische“ Ultraschalluntersuchung, bei der die Organe mithilfe eines schlauch- bzw. röhrenförmigen medizinischen Instruments (Endoskop) von innen untersucht werden können. Sofern dies nicht ausreicht, bietet bei schwierigen Diagnosen ein spezielles endoskopisches Verfahren mit der Bezeichnung “Endoskopisch retrograde Cholangio-Pankreatikografie” (ERCP) zusätzlich die Möglichkeit, Gallenblase und das Bauchspeichel-Drüsengang-System mithilfe von Röntgenkontrastmitteln und einem Spezialendoskop zu untersuchen.
Des Weiteren kommen die Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT) im Rahmen der Diagnose in Betracht, allerdings werden diese Verfahren meist eher bei Verdacht auf eine Krebserkrankung eingesetzt.
Behandlung bei gelben Augen
Die Behandlungsoptionen hängen von der jeweiligen Ursache ab und sind dementsprechend recht unterschiedlich – vor allem, weil die Gelbfärbung der Lederhaut häufig auch Kinder bzw. Jugendliche betrifft. Entsprechend der Unterscheidung zwischen einer „hämolytischen“ (vom Zerfall der roten Blutkörperchen herrührenden), „hepatischen“ (von der Leber herrührenden) und „cholestatischen“ (durch eine Abflussstörung der Gallenflüssigkeit verursachte) Gelbsucht variiert auch die jeweilige Therapie.
Liegt beispielsweise ein Rückstau von Gallenflüssigkeit vor, werden die Gallengänge durch eine endoskopische Operation von Gallensteinen oder Tumoren befreit. Im Anschluss kommen kleine Röhrchen aus Kunststoff oder Metall (Stents) zum Einsatz, die in den verstopften Gallengang eingesetzt werden und den Abfluss der gestauten Galle ermöglichen. Bei anhaltender Erkrankung der Gallenblase muss diese jedoch oft operativ entfernt werden – hierfür wird neben der klassischen Operation in immer auch immer häufiger die schonende Bauchspiegelung (laparoskopischen Cholezystektomie) angewendet.
Akute Virusentzündungen der Leber heilen in vielen Fällen spontan aus, werden sie chronisch, kommen hingegen antivirale Medikamente zum Einsatz. Zur Behandlung einer Hepatitis kommen ebenfalls wiederum verschiedene Maßnahmen in Betracht – im Falle einer Hepatitis B werden beispielsweise virushemmende Medikamente (zum Beispiel Lamivudin) eingesetzt, wodurch es zu einer Senkung des Bilirubin-Spiegels im Blut und damit zu einem Abklingen der Gelbfärbung von Augen und Haut kommt.
Sofern Alkohol, Medikamente oder andere Gifte ursächlich für die Gelbfärbung der Augen ist, gilt es, diese Stoffe umgehend zu vermeiden und weitere Behandlungsschritte wie eine Medikamentenumstellung oder eine mögliche Suchtherapie mit dem Arzt zu klären.
Liegt den gelben Augen ein Morbus Meulengracht zu Grunde, ist dieser nicht behandelbar, denn der genetisch bedingte Enzymdefekt lässt sich weder beheben noch ausgleichen. Dies ist für die meisten Betroffenen jedoch unproblematisch, denn normalerweise lassen sich die Lebensgewohnheiten recht gut mit der Stoffwechselstörung in Einklang bringen, sodass der Meulengracht – wenn überhaupt – nur geringfügige Einschränkungen bedeutet. Alkohol, Rauchen, Infektionen sowie Stress und langes Hungern bzw. Fasten sollten jedoch vermieden meiden, da dies oft einen zusätzlichen Anstieg des Bilirubins zur Folge hat.
Bei den familiären Hyperbilirubinämiesyndromen „Dubin-Johnson“, „Rotor“ und „Summerskill-Walshe-Tygstrup“ bestehen keine spezifischen Therapieansätze. Die konservative Behandlung des Crigler-Najjar-Syndroms Typ 1 erfolgt meist über tägliche Phototherapie mit Blaulicht sowie die Einnahme von Enzymhemmern sowie Calciumcarbonat und Calciumphosphat zur Anregung des Abflusses von wasserunlöslichem Bilirubin in den Darm.
Eine weitere Behandlungsoptionen besteht in der Lebertransplantation. Da beim Crigler-Najjar-Syndrom Typ 2 nur ein partieller Enzym-Mangel vorliegt, kommt hier bei der Behandlung normalerweise der Arzneistoff „Phenobarbital“ zum Einsatz, wodurch in den meisten Fällen der Bilirubinspiegel gesenkt werden kann.
Liegt eine Gelbfieber-Infektion vor, so zielen die therapeutischen Maßnahmen ausschließlich darauf ab, die Symptome zu behandeln, da es bisher kein Medikament gibt, welches in der Lage ist, den Erreger wirksam zu bekämpfen. Da in den meisten Fällen nur leichte Beschwerden auftreten, ist die Krankheit gut behandelbar, bei schwereren Verläufen ist allerdings eine intensivmedizinische Betreuung unabdingbar. Dementsprechend sollten sich Betroffene bei Verdacht auf Gelbfieber in jedem Fall in die Obhut einer Klinik begeben, die erfahren im Umgang mit Tropenkrankheiten und entsprechend ausgestattet ist.
Behandlung bei Neugeborenengelbsucht
Bei der Therapie einer Neugeborenengelbsucht kommt es auf die Höhe der Bilirubin-Konzentration im Blut an: Handelt es sich um eine „normale“, also harmlose Form des Ikterus nach der Geburt mit nur gering erhöhten Bilirubin-Werten, ist im Normalfall keine Therapie notwendig – stattdessen verschwinden die Symptome meist nach einigen Tagen ganz von selbst wieder, auch Komplikationen sind hier bei gesunden Kindern nicht zu erwarten.
Überschreiten die Werte jedoch eine bestimmte Grenze, wird aufgrund des erhöhten Risikos für eine Schädigung bestimmter Gehirnbereiche (Kernikterus) umgehend eine Phototherapie (Lichttherapie) eingesetzt, bei der das Kind eine Bestrahlung mit blauem Licht erhält, wodurch das eingelagerte wasserunlösliche in wasserlösliches Bilirubin umgewandelt und damit im Anschluss vom Körper ausgeschieden werden kann. In schweren Fällen mit sehr hohen Bilirubinwerten muss zumeist ein so genannter „Blutaustausch“ durchgeführt werden, bei dem das Blut des Kindes sukzessive durch passendes Spenderblut ersetzt wird.
Der so genannte „Muttermilch-Ikterus“ erfordert hingegen keine Therapie, auch muss das Stillen normalerweise nicht unterbrochen werden. Hält die Gelbsucht des Säuglings jedoch über einen längeren Zeitraum an und konnten andere Ursachen ausgeschlossen werden, empfiehlt sich eine kurze Unterbrechung des Stillens. In dieser Zeit wird stattdessen die Milch abgepumpt und abgekocht, wodurch das enthaltene Eiweiß durch die Hitze verändert und dadurch der Abbau des Gallenfarbstoffs nicht weiter blockiert wird. Bildet sich der Ikterus dadurch zurück, kann im Anschluss problemlos weiter gestillt werden.
Vorbeugung von gelben Augen
Sobald eine Gelbfärbung der Augen auftritt, ist ein Arztbesuch unvermeidbar, damit die Ursache aufgedeckt und die entsprechende Therapie in die Wege geleitet werden kann. Dennoch bestehen bereits im Vorfeld einige Möglichkeiten, die Gesundheit von Leber, Milz und Bauchspeicheldrüse insgesamt zu stärken und so einer Gelbsucht vorzubeugen.
Da Gallensteine, Fettleber und Bauchspeicheldrüsenentzündungen meist die Folge ungesunder, fettreicher Ernährung sind, gilt es, generell auf eine gesunde, ausgewogene und cholesterinarme Ernährung zu achten und außerdem stets ausreichend zu trinken.
In diesem Zusammenhang sollte auch bedacht werden, dass bittere und scharfe Gewürze und Kräuter die Leber und Galle zusätzlich stimulieren und schützen können. Daher empfiehlt beispielsweise der Chefarzt der Inneren Abteilung der Habichtswald-Klinik Kassel, Dr. Volker Schmiedel, Speisen in erster Linie mit Ingwer, Meerrettich, Pfeffer, Senf, Oregano, Zimt, Nelken und Koriander zu würzen, besonders effektiv sei zudem die Gelbwurz, die normalerweise auch Bestandteil der Gewürzmischung „Curry“ ist.
Auf Anraten des Naturheilkunde-Experten sollte der alltägliche Speiseplan außerdem regelmäßig Gemüse bzw. bittere Salate wie Chircorée, Radicchio, Lollo Rosso oder Endivien beinhalten, da die darin enthaltenen Bitterstoffe es der Leber ermöglichen, sich selbst zu regenerieren.
Generell sollte außerdem auf einen begrenzten Alkoholkonsum geachtet werden, denn Alkohol ist nach wie vor der häufigste Auslöser schwerer Leberschäden. Nicht zu unterschätzen sind hier auch Medikamente, bei Frauen lässt sich eine Gelbsucht beispielsweise nicht selten auf die Anti-Baby-Pille zurückführen. Auch die Aufnahme giftiger Substanzen kann zu gelben Augen führen und sollte dementsprechend ebenso vermieden werden. In diesem Zusammenhang empfiehlt es sich auch, in Hinblick auf das Arbeitsschutzrecht darauf zu achten, dass besondere Sicherheitsmaßnahmen beim Umgang mit giftigen Stoffen bestehen.
Wer in ferne Länder reist, sollte sich zudem in jedem Fall mit möglichen Gefahren des Reiseziels vertraut machen, denn durch mangelnde Hygiene wird beispielsweise das Hepatitisvirus besonders schnell über verunreinigte Nahrungsmittel übertragen. Zudem sollten Betroffene sich ausreichend über Stechmücken und Tropenkrankheiten informieren und im Vorfeld durch Impfungen und Medikamente für den nötigen Schutz sorgen.
Naturheilkunde bei Gelbfärbung der Augen
Die Alternativmedizin bietet eine Reihe sinnvoller Maßnahmen, um die Lebergesundheit zu stärken und damit einer Gelbfärbung der Augen vorzubeugen.
So bieten beispielsweise mehrere, in der Naturheilkunde häufig verwendete Bitterkräuter der Leber und Galle eine gute Unterstützung und können außerdem zur Heilung verschiedener Erkrankungen und Beschwerden der Leber beitragen.
Als wirksamste natürliche Leber-Heilpflanze gilt die Mariendistel (auch Donnerdistel oder Fieberdistel) bzw. der aus dem Samen gewonnene Wirkstoff „Silymarin“, durch welchen nicht nur relativ schnell erhöhte Leberwerte normalisiert, sondern auch weit fortgeschrittene Lebererkrankungen deutlich gelindert werden können. Dementsprechend hat sogar das Bundesgesundheitsamt die Mariendistel zur Behandlung bei chronisch-entzündlichen Lebererkrankungen, Leberzirrhose und toxischen Leberschäden offiziell als Heilpflanze zur inneren Anwendung anerkannt.
Der Löwenzahn entpuppt sich im Zusammenhauen mit der Leber als regelrechtes „Wunderkraut“ und sollte deshalb regelmäßig in Form von Salat, Gemüse, Suppe, Saft oder Tee verzehrt werden. Neben seinem generell positiven Einfluss auf die Gesamtgesundheit, hat der Löwenzahn auch eine „choleretische“ (den Gallenfluss fördernde) Wirkung. Dementsprechend regt die Pflanze die Galleproduktion in der Leber an und führt so zur Ausscheidung der dünnflüssigen Gallenflüssigkeit. Dadurch wird das Kraut häufig auch bei Hepatitis, Gallensteinen und Leberzirrhose eingesetzt – allerdings sollte dies in jedem Fall nur unter Aufsicht eines erfahrenen Heilpraktikers oder Arztes geschehen, was selbstverständlich auch für alle anderen alternativmedizinischen Anwendungen gilt.
Um die Lebergesundheit zu schützen und zu unterstützen, empfiehlt es sich aus naturheilkundlicher Sicht, regelmäßig eine Leber-Entgiftung durchzuführen, um dieses besonders belastete Organ von angesammelten Giftstoffen zu befreien. In diesem Zusammenhang eignen sich unter anderem homöopathische Präparate, mit deren Hilfe die Leber auf sanfte Art entgiftet werden kann. In Frage kommt beispielsweise Carduus marianus, welches entgiftet und die Leberzellen schützt. Myrica cerifera oder Okoubaka wirken ebenso bevorzugt auf die Verdauungsorgane und werden daher bei Gelbsucht oder Leberschwäche eingesetzt.
Mithilfe von Schüssler-Salzen kann die Leber gestärkt und entgiftet und so die Vorbeugung von Erkrankungen und Beschwerden wie gelben Augen unterstützt werden. Hier kommt beispielsweise das Schüssler Salz Nr.6 (Kalium sulfuricum D6) in Frage, welches die Leber und damit die Entgiftung anregt. Das Schüssler Salz Nr.3 (Ferrum phosphoricum D12) regt die Sauerstoffbindung an die roten Blutkörperchen an trägt dadurch zur besseren Blutzirkulation und verbesserter Leberfunktion bei.
Obwohl die Anwendung von Schüssler-Salzen in der täglichen Praxis vielfach erprobt ist, sollte auch hier vor der Einnahme immer mit dem Arzt oder Heilpraktiker Rücksprache gehalten werden, um mögliche Risiken oder Nebenwirkungen zu vermeiden. (nr)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Leila M. Khazaeni: Untersuchung bei Augenkrankheiten, MSD Manual, (Abruf 02.09.2019), MSD
- Cordula Dahlmann, Johannes Patzelt: Augenheilkunde Basics, Urban & Fischer Verlag, Elsevier GmbH, 4. Auflage, 2016
- Gerhard K. Lang, Gabriele E. Lang: Augenheilkunde, Georg Thieme Verlag Stuttgart, 1. Auflage, 2015
- Karl-Uwe Marx: Komplementäre Augenheilkunde, Hippokrates Verlag, 1. Auflage 2005
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Augeninfektionen, (Abruf 02.09.2019), Infektionsschutz
- Steven K. Herrine: Gilbert-Syndrom, MSD Manual, (Abruf 02.09.2019), MSD
- Steven K. Herrine: Gelbsucht, MSD Manual, (Abruf 02.09.2019), MSD
- Steven K. Herrine: Crigler-Najjar-Syndrom, MSD Manual, (Abruf 02.09.2019), MSD
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.