Extrem dünnflüssiger Stuhlgang, der kaum noch feste Bestandteile enthält, wird auch als wässriger Stuhl beziehungsweise wässriger Durchfall bezeichnet. Dieser kann zum Beispiel im Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme stehen, aber auch durch schwerwiegende Erkrankungen bedingt sein. Da der Flüssigkeitsverlust bei wässrigem Durchfall deutlich erhöht ist, droht bei längerfristigem Auftreten eine Dehydratation (innere Austrocknung) der Betroffenen. Dementsprechend sollte in diesem Fall dringend ein Arzt konsultiert werden.
Inhaltsverzeichnis
Definition
Per medizinischer Definition enthält Durchfall einen deutlich erhöhten Wasseranteil (mindestens 75 Prozent) gegenüber dem „normalen“ Stuhlgang. Wässriger Stuhl ist durch einen noch höheren Wassergehalt gekennzeichnet, wobei es sich jedoch nicht um einen medizinisch eindeutig definierten Begriff handelt. Vielmehr ist wässriger Stuhl als extreme Form des Durchfalls zu verstehen.
Entscheidend ist das Erscheinungsbild. Durchfall kann beispielsweise in Form von Fettstuhl (Steatorrhoe) zwar äußerst dünnflüssig sein, aber nicht nicht wässrig sein. Mögliche Formen des Durchfalls, die dazu führen können, sind die osmotische Diarrhö (durch Veränderungen des osmotischen Drucks wird Wasser aus der Darmschleimhaut gezogen) und die sekretorische Diarrhö (die Darmschleimhaut setzt von sich aus mehr Wasser frei). Weiterhin kommen die exsudative Diarrhö (bedingt durch eine Entzündung der Darmschleimhaut) und die hypermotile Diarrhö (verringerte Flüssigkeitsaufnahme des Darms durch erhöhte Darmbewegungen beziehungsweise Peristaltik) in Betracht. Wässriger Stuhlgang kann als akutes Beschwerdebild, aber auch in chronischer Form auftreten.
Symptomatik
Wässriger Stuhlgang ist vor allem durch die veränderte Konsistenz des Stuhls gekennzeichnet. Typsch ist plötzlich einsetzender Stuhldrang, der nicht selten von Bauchschmerzen begleitet wird. Betroffene müssen deutlich häufiger als normalerweise zur Toilette und leiden oftmals unter Stuhlinkontinenz, da der Schließmuskel den extrem dünnflüssigen Stuhl nicht halten kann.
Die Begleitsymptome werden direkt durch die Ursachen des Durchfalls beeinflusst. Häufig auftretende Beschwerden sind neben Bauchschmerzen zum Beispiel ein unangenehmes Magendrücken, ein aufgeblähter Bauch, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen.
Der Flüssigkeitsverlust beziehungsweise die hieraus folgende Dehydratation kann zudem weitere ernsthafte Beschwerden mit sich bringen. So ist wässriger Durchfall insbesondere bei Babys bzw. Säuglingen und bei ohnehin geschwächten Patienten ein äußerst ernstzunehmendes Beschwerdebild.
Ursachen des wässrigen Durchfalls
Als Auslöser für wässrigen Stuhlgang kommen zahlreiche Faktoren in Betracht. Das Spektrum reicht dabei von Nahrungsmittelunverträglichkeiten über akute Infektionskrankheiten bis hin zu chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie beispielsweise Morbus Crohn. Entsprechend den jeweiligen Erkrankungen können dabei unterschiedlichste Begleitsymptome auftreten.
Nahrungsmittelunverträglichkeit und Lebensmittelallergien
Die verschiedenen Formen der Lebensmittelintoleranz sind relativ häufig Auslöser der Beschwerden, wobei insbesondere die Fruktoseintoleranz und Milchzuckerunverträglichkeit zu erwähnen sind.
Die Fruktoseintoleranz ist gekennzeichnet durch Beeinträchtigungen des Fruchtzuckerabbaus. Dies hat zur Folge, dass vermehrt unverdauter Fruchtzucker in den Dickdarm gelangt und dort Beschwerden wie Blähungen, Bauchschmerzen und wässrigen Durchfall hervorruft.
Ähnlich sind die Vorgänge bei der Laktoseintoleranz, welche durch Beeinträchtigungen des Milchzuckerabbaus (Laktose-Abbau) geprägt wird. Auf diese Weise gelangt die Laktose vermehrt unverdaut in den Dickdarm und verursacht entsprechende Verdauungsbeschwerden.
Bei einer Nahrungsmittelallergie gehen die Beschwerden nicht auf einen zu geringen Abbau bestimmter Inhaltsstoffe der Lebensmittel zurück, sondern der Körper zeigt auf bestimmte Nahrungsmittel eine überschießende Reaktion des Immunsystems. Häufige Auslöser sind zum Beispiel Erdnüsse und andere Schalenfrüchte. Der Durchfall ist hier oftmals nur eines von vielen Symptomen. Typisch sind begleitende Schleimhautschwellungen im Mund und Nasenrachenraum sowie mitunter Hautreaktionen in Form von Nesselfieber.
Die Atemwege können in Mitleidenschaft gezogen werden, woraus ein verstärkter Hustreiz und gegebenenfalls Atemnot resultieren. Schlimmstenfalls kann die Aufnahme der Allergene zu einem sogenannten allergischen Schock führen, der für die Betroffenen lebensbedrohlich ist. Auch sollte eine Histaminunverträglichkeit abgeklärt werden.
Infektionskrankheiten als Ursache
Sowohl bakterielle als auch virale, mykogene und parasitäre Infektionen des Verdauungstraktes können zu wässrigem Durchfall führen. Besonders häufig steckt hinter den Beschwerden ein Befall mit Bakterien. So ist beispielsweise die sogenannte “Bakterienruhr”, welche durch Bakterien der Gattung Shigellen hervorgerufen wird, als möglicher Auslöser bekannt.
Erreger der Gattung Escherichia Coli, welche im Jahr 2011 für die EHEC-Epidemie in Deutschland verantwortlich waren, können wässrigen Durchfall bedingen. Weitere mögliche Ursachen sind eine Infektion mit Campylobacter-Bakterien oder mit Salmonellen. Zahlreiche weitere Bakteriengattungen kommen als potenzielle Auslöser für die Beschwerden in Betracht, wobei die Eingrenzung der Erreger einerseits durch das breite Spektrum der pathologischen Keime und anderseits durch die Ähnlichkeit der Symptomatik vielfach deutlich erschwert wird.
Zu den typischen Begleitsymptome zählen bei den meisten bakteriellen Infektionen des Verdauungstraktes Bauchschmerzen, Durchfälle, Fieber sowie Übelkeit bis hin zum Erbrechen. Die Höhe des Fiebers gibt zwar leichte Hinweise auf die zugrundeliegende Infektion, verlässliche Rückschlüsse sind auf dieser Basis jedoch nicht möglich.
Hinzu kommt, dass nicht nur Bakterien, sondern auch verschiedene Parasiten, Viren und Pilze den Darm befallen können, wobei die Beschwerden nicht selten mit denen einer bakteriellen Infektion vergleichbar sind. Beispielsweise kann eine Bandwurm-Infektion ebenso zu Verdauungsbeschwerden und wässrigem Stuhlgang führen wie eine Ansteckung mit sogenannten Lamblien (einzellige Parasiten). Gleiches gilt für die pathologische Vermehrung von Hefepilzen (Candida) im Darmbereich, welche zum Beispiel infolge von Störungen der natürlichen Darmflora auftreten kann.
Bei den viralen Infektionen des Verdauungstraktes wie beispielsweise einer Norovirus- oder Rotaviren-Infektion sind oftmals besonders schwere akute Formen einer Gastroenteritis (Brechdurchfall) feststellbar. Dies gilt ebenso für einige systemische virale Infektionskrankheit wie das Marburgfieber, Ebola oder Gelbfieber. Malaria ist eine weitere mögliche Ursache für wässrigen Stuhlgang. Diese Erkrankungen sind zwar in Deutschland nicht verbreitet, können jedoch unter Umständen von Reisenden eingeschleppt werden.
Wässriger Stuhl durch chronisch entzündliche Darmerkrankungen
Auslöser können chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn sein. Diese verursachen nicht nur Magen-Darmbeschwerden in Form von Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall, sondern können sich darüber hinaus in weiteren körperlichen Beschwerden wie einer Augenentzündung, Arthritis oder Hautirritationen manifestieren.
Für das Auftreten einer CED sind zahlreiche Risikofaktoren wie z.B. Rauchen und psychische Belastungen bzw. Stress bekannt. Dennoch sind die konkreten Ursachen von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa bis heute unklar. Dies gilt auch für die sogenannte „kollagene Colitis“. Bei dieser handelt es sich um eine spezielle Entzündung der Dickdarmschleimhaut, bei der wässriger Durchfall eines der Leitsymptome bildet.
Krebserkrankungen im Verdauungsbereich
Eine weitere mögliche Ursache können Krebserkrankungen des Verdauungstraktes und an der Verdauung beteiligter Organe sein. Bei Darmkrebs ist beispielsweise oft ein Wechsel zwischen Verstopfung und starken Durchfällen feststellbar. Spezielle Krebserkrankungen der Bauchspeicheldrüse in Form des Verner-Morrison-Syndroms gehen ebenfalls mit wässrigem Stuhlgang einher.
Das Beschwerdebild nimmt bei den Krebserkrankungen einen chronischen Verlauf und tendenziell ist eine Verstärkung der Symptome im Krankheitsverlauf feststellbar. Neben Durchfall (gegebenenfalls mit Blut im Stuhl) können hier eher unspezifische Krebsanzeichen wie Blähungen oder Bauchschmerzen hinzukommen.
Ursache Reizdarmsyndrom
Lassen sich keine körperlichen Ursachen für die Veränderungen der Stuhlkonsistenz feststellen, können die Beschwerden auf ein sogenanntes „Reizdarmsyndrom“ zurückgehen. Dies ist eine funktionelle Darmerkrankung, deren Auslöser bis heute nicht abschließend geklärt sind. Es wird ein Zusammenhang mit psychischen Belastungen vermutet sowie über andere Faktoren wie z.B. eine zurückliegende Gastroenteritis, Veränderungen der Darmbewegungen und Beeinträchtigungen der Darmflora diskutiert. Der Effekt auf den Stuhlgang kann bei den betroffenen Patienten individuell sehr unterschiedlich ausfallen und von Verstopfungen bis hin zu starken Durchfällen reichen.
Stuhlveränderung durch Vergiftung
Als Auslöser des dünnflüssigen Stuhls kommen verschiedene Formen einer Vergiftung in Betracht. Das Gift des grünen Knollenblätterpilzes kann beispielsweise begleitend zu starker Übelkeit, Erbrechen und Muskelkrämpfen anhaltenden wässrigen Durchfall bedingen. Vergleichbar sind die Beschwerden bei einer Pilzvergiftungen infolge des Verzehrs von Frühjahrslorcheln. In beiden Fällen drohen schwere Schädigungen der Leber und Nieren.
Vergiftungen mit anderen toxischen Substanzen wie z.B. Selen oder Rizin können zu wässrigem Durchfall führen. Selen wird in geringer Menge vom Körper benötigt, um Mangelerscheinungen zu vermeiden, wirkt jedoch in höherer Dosierung giftig. Die Betroffenen leiden unter chronischer Müdigkeit und Muskelschwäche. Möglich sind weiterhin Missempfindungen wie ein Kribbeln in den Gliedern, Hautirritationen, Haarausfall und wässriger Durchfall. Teilweise fallen den Betroffenen die Finger- und Zehennägel aus.
Deutlich schwerwiegender ist eine Vergiftung mit Rizin, das in der Samenschale des Wunderbaums enthalten ist. Das Gift wird von den Betroffenen meist versehentlich beim Verzehr von Rizinus-Samen aufgenommen und verursacht anschließend ein Absterben jener Zellen im Verdauungstrakt, die in Kontakt mit dem Gift kommen. Die Folge sind schwere Schädigungen des Magens, Darms, der Leber und Nieren.
Typische Beschwerden sind Durchfall, Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen sowie zum Beispiel starkes Herzrasen und Muskelkrämpfe in den Händen und Beinen. Am Ende droht ein tödlicher Kreislaufkollaps. Rizin wirkt bereits in relativ geringer Dosierung tödlich. Allerdings sind Vergiftungen mit dem Protein insgesamt äußerst selten.
Zahlreiche andere Toxine können ebenfalls zu Verdauungsbeschwerden und dünnem Stuhl führen. Dementsprechend sollte im Rahmen der ärztlichen Untersuchung dringend eine Überprüfung in diese Richtung erfolgen. Nicht zuletzt ist auch Alkohol ein Gift, dass für die Beschwerden verantwortlich sein kann.
Arzneimittelnebenwirkungen
Mitunter ist die Einnahme von bestimmten Arzneimitteln für die Beschwerden verantwortlich. Die Einnahme von Antibiotika kann beispielsweise eine sogenannte „antibiotikaassoziierte Kolitis“ zur Folge haben. Diese entsteht, sobald die Darmflora derart gestört wird, dass sich Bakterien der Gattung Clostridium difficile pathologisch vermehren. Ursache für die Entzündung des Darms sind die Toxine, welche von den Bakterien freigesetzt werden. Zahlreiche andere Arzneimittel können als Nebenwirkung wässrigen Durchfall haben, bei falscher Dosierung von Abführmitteln ist ebenfalls damit zu rechnen.
Diagnose
Angesichts des breiten Spektrums der möglichen Ursachen ist die Diagnosestellung oftmals relativ schwierig. Zunächst werden die Stuhlfrequenz und -konsistenz sowie eventuelle Begleitsymptome erfragt, um einen ersten Eindruck vom Zustand der Patienten zu gewinnen. Weitere Informationen holt sich der Arzt über mögliche Vorerkrankungen, eingenommene Arzneien, die Ernährung und kürzlich zurückliegende Auslandsaufenthalte.
Es folgt ein erstes Abtasten und Abhorchen des Bauches. Je nachdem, wie ernst der Zustand des Patienten ist, bedarf es gegebenenfalls schon nach diesen ersten Diagnoseschritten einer umgehenden Behandlung. Dies ist zum Beispiel bei Hinweisen auf eine Dehydratation der Fall. Zur weiteren Eingrenzung des Beschwerdebildes erfolgen Untersuchungen von Stuhlproben.
Weitere wichtige Hinweise für die Diagnosestellung können eine Blutuntersuchung und bildgebende Verfahren wie eine Ultraschalluntersuchung oder spezielle Kontrastmittel gestützte Röntgenuntersuchungen liefern. Nicht zuletzt ist die Darmspiegelung als wichtiges Diagnoseinstrument bei wässrigem Durchfall zu erwähnen. Weitere Untersuchungen wie z.B. ein Allergie- oder Laktoseintoleranztest oder Umgebungsuntersuchungen zur Ermittlung von Giftstoffen werden im Bedarfsfall ergänzend durchgeführt.
Therapie
Grundsätzlich erfolgt die Behandlung entsprechend der Ursache der Beschwerden. Unabhängig davon bedarf es jedoch eines Ausgleichs des Flüssigkeits- und Elektrolytverlustes. Mit Aktivkohle und dem Wirkstoff Loperamid kann außerdem kurzfristig gegen das Symptom „wässriger Stuhl“ angegangen werden.
Behandlung bei Lebensmittelintoleranz und Nahrungsmittelunverträglichkeit
Bei einer Nahrungsmittelunverträglichkeit oder Lebensmittelintoleranz gilt es in erster Linie die ursächlichen Stoffe zu meiden. Mit speziellen Diäten können die Betroffenen in der Regel relativ effizient gegen die Beschwerden vorgehen. Voraussetzung ist allerdings, dass die jeweiligen Auslöser zuvor genau bestimmt werden.
Bei einer antibiotikaassoziierten Kolitis ist eine Meidung des ursächlichen Medikaments ebenfalls entscheidend für den Erfolg der Therapie. Die Bakterien der Gattung Clostridium difficile, deren pathologische Vermehrung Ursache der Entzündung ist, können mit speziellen Antibiotika direkt bekämpft werden. Oft erleiden die Betroffenen jedoch nach zunächst erfolgreicher Zurückdrängung der Keime einen Rückfall, wodurch eine erneute medikamentöse Behandlung erforderlich wird. Zusätzlich und prophylaktisch kann man die Darmflora mit einem Hefepilz – Saccharomyces boulardii – oder mit Lactobazillen unterstützen.
Geeignete Maßnahmen bei bakteriellen Infektionen
Sind bakterielle Infektionen die Ursache, kommen meist Antibiotika zum Einsatz. Dabei ist jedoch zu beachten, dass bei bestimmten Bakteriengattungen mit deren Absterben Toxine freigesetzt werden, die ihrerseits weitere Beschwerden verursachen können. Daher ist eine Eingrenzung der Erreger vorzunehmen.
Parasitäre Infektionen des Verdauungstraktes lassen sich meist auf medikamentösem Wege verlässlich behandeln. Beispielsweise werden gegen Wurmerkrankungen sogenannte Anthelminthika angewandt. Schwieriger ist die Situation bei Virusinfektionen. Hier lässt sich mithilfe von Arzneien in der Regel nur eine Linderung der Beschwerden erzielen. Eine direkte Behandlung der Virusinfektion ist nicht möglich.
Schulmedizin bei chronisch entzündlicher Darmerkrankungen
Die Behandlung chronisch entzündlicher Darmerkrankung gestaltet sich in der Regel relativ schwierig und eine Heilung ist auf Basis der aktuellen Behandlungsmöglichkeiten keinesfalls gesichert. Viele Betroffene leiden ihr Leben lang unter wiederkehrenden Krankheitsschüben. Im akuten Fall können jedoch verschiedene Arzneien zur Linderung der Beschwerden beitragen, wobei vor allem Cortison eine zentrale Rolle spielt. Über eine vergleichsweise hohe Dosierung über einen kurzen Zeitraum, soll die Entzündungsreaktion im Darm eingedämmt und der akute Schub durchbrochen werden.
Umstellungen der Ernährung und die Meidung von Risikofaktoren wie z.B. dem Rauchen tragen mitunter zum Rückgang der Symptome bei. Gegebenenfalls werden die Betroffenen vorübergehende über Infusionen oder eine Magensonde ernährt. Haben sich im Zuge der Erkrankung strukturelle Veränderungen des Darms wie beispielsweise eine Darm-Stenose (Darmverengung ) entwickelt, bleibt im Ernstfall ein chirurgischer Eingriff als letzte Option.
Bei einer kollagenen Colitis ist die hochdosierte Verabreichung von Cortison zur Durchbrechung des Entzündungsschubs ebenfalls meist maßgeblicher Bestandteil der schulmedizinischen Behandlung.
Behandlung des Reizdarmsyndroms
Im Falle eines Reizdarmsyndroms ist die zielgerichtete Therapie der Ursachen bislang nicht möglich, da diese bis heute weitgehend unklar sind. Das Beschwerdebild kann deutlich variieren, sodass der Einsatz unterschiedlicher therapeutischer Maßnahmen erforderlich werden kann. Bisher verfügbare Arzneien bleiben jedoch von zweifelhafter Wirkung beziehungsweise wurden sie zum Teil aufgrund drohender Nebenwirkungen wieder vom Markt genommen.
Verschiedene pflanzliche Wirkstoffe wie z.B. Extrakte von Melissenblättern oder Pfefferminzöl können eine Linderung bewirken. Erfolg verspricht bei vielen Patienten auch eine Psychotherapie, insbesondere wenn auffällige Zusammenhänge zwischen dem Auftreten der Erkrankung und psychischen Belastungen bestehen.
Eine Umstellung der Ernährung kann helfen, vor allem wenn im Rahmen der Erkrankung eine sogenannte „Dünndarmfehlbesiedlung“ (Ansiedlung „falscher“ Bakterien im Dünndarm) erkennbar wird. Generelle Verbesserungen des Lebensstils – zum Beispiel durch ausreichend körperliche Bewegung und einen geregelten Schlafrhythmus – können bei einem Reizdarmsyndrom positive Effekte entfalten.
Therapie bei Vergiftungen
Die Behandlung von Vergiftungen ist abhängig von den aufgenommen Giftstoffen und dem zurückliegenden Zeitraum seit der Einnahme. Ist wenig Zeit vergangen, können Giftstoffe, die sich noch im Magen befinden, gezielt durch ein Herbeiführen von Erbrechen beseitigt werden. Anschließende Magenspülungen sind ebenfalls hilfreich. Aktivkohle hat die Eigenschaft, Giftstoffe im Verdauungstrakt an sich zu binden, so dass diese anschließend ausgeschieden werden können.
Ist die Aufnahme der toxischen Substanzen länger her, wird mit einer hochdosierten Verabreichung von Aktivkohle versucht, gegen die Vergiftung anzugehen. Im Falle einer Pilzvergiftung sind bei einzelnen Pilzen spezielle Gegengifte verfügbar, die zur Behandlung eingesetzt werden können. Dies gilt jedoch nicht für alle Pilzvergiftungen. Andere Formen der Vergiftung, wie beispielsweise eine Selenose, lassen sich nicht zielgerichtet therapieren. Hier konzentriert sich die Behandlung auf eine Linderung der Symptome beziehungsweise Stabilisierung der Patienten.
Krebstherapie
Sind Krebserkrankungen die Ursache des wässrigen Stuhlgangs, befindet sich der Krebs oft schon in einem fortgeschrittenen Stadium. Dementsprechend beschränken sich die therapeutischen Optionen auf chirurgische Eingriffe zur Beseitigung des befallenen Gewebes sowie Chemo- und/oder Strahlentherapie. Die Behandlungsaussichten sind bei den verschiedenen Krebserkrankungen äußerst unterschiedlich und werden stark durch die individuelle Verfassung der Patienten beeinflusst. Hier bieten sich gegebenenfalls ergänzende therapeutische Maßnahmen an, die das Immunsystem stärken und die Konstitution verbessern.
Naturheilkunde bei wässrigem Stuhlgang
Die Naturheilkunde bietet verschiedene Möglichkeiten zur Linderung des flüssigen Stuhls und kann oft gezielt gegen bestimmte Ursachen der Beschwerden eingesetzt werden. Zunächst gilt es allerdings den Flüssigkeits- und Elektrolytverlust auszugleichen. Hier empfiehlt Professor Dr. med Werner Exel in seinem Buch „Naturheilkunde richtig anwenden“ eine selbst gemischte Elektrolyt-Lösung, durch welche der Körper schnell mit den nötige Nährstoffen versorgt wird.
Rezept für Elektrolyt-Lösung:
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Zu den Heilpflanzen, die direkt gegen wässrigen Durchfall wirken können, zählen dem Experten zufolge zum Beispiel Blutwurz (Tormentill) und getrocknete Heidelbeeren.
Rezept für Tormentill-Tee
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Bewährt hat sich auch eine Teemischung aus Kamillenblüten, Kümmelfrüchten, Thymianblättern, Malvenblättern, Ringelblumenblüten und Brombeerblättern.
Die Homöopathie bietet zum Beispiel Podophyllum, Arsenicum album und Magnesium sulfuricum für die Behandlung der Beschwerden an. Aus dem Bereich der Schüssler-Salz-Therapie sind die Salze Nr. 3 (Ferrum phosphoricum) und Nr.7 (Magnesium phosphoricum) zur Behandlung von akuten Verdauungsproblemen empfehlenswert. Ist nach spätestens drei Tagen keine deutliche Besserung erkennbar, sollte dringend mit einem Arzt über weitergehende therapeutische Maßnahmen beraten werden.
Weitere wirksame Hausmittel gegen flüssigen Stuhlgang
Einläufe und eine Darmsanierung können gegen den Durchfall eingesetzt werden. Um eine gesunde Darmflora aufbauen zu können, muss das Verdauungsorgan jedoch zunächst gründlich gereinigt werden. Als Hausmittel für die natürliche Darmreinigung bieten sich zum Beispiel Flohsamen oder Heilerde an. Teemischungen mit Bitterpflanzen wie Löwenzahn, Brennnessel oder Artischocke unterstützen den Körper bei der Verdrängung schädlicher Darmkeime. Alternativ können Bittertropfen-Konzentrate (Kräuterbitter) oder fertig zubereiteter Schwedenbitter aus der Apotheke gute Dienste leisten.
Bei Krankheitsbildern wie der antibiotikaassoziierten Kolitis verspricht eine sogenannte „Stuhltransplantation“ Linderung und hat sich daher auch in der Schulmedizin etabliert. Die Ernährungstherapie kann einen erheblichen Beitrag zur Linderung der Beschwerden leisten, wobei für einzelne Erkrankungen wie z.B. Morbus Crohn spezielle Diätmodelle entwickelt wurden. Selbst bei Krebserkrankungen kann die Naturheilkunde – zum Beispiel mit der Misteltherapie – für die begleitende Behandlung durchaus hilfreich sein.
Insgesamt bietet die Naturheilkunde ein sehr breites Spektrum möglicher Anwendungen gegen wässrigen Durchfall und dessen Ursachen. Allerdings ist die Auswahl der geeigneten Verfahren stark von dem individuellen Zustand der Betroffenen abhängig. Daher sollte VOR der Anwendung dringend ein fachkundiger Therapeut beziehungsweise Arzt hinzugezogen werden. Von einer Eigenbehandlung über längere Zeit hinweg, ist trotz zahlreicher Hausmittel gegen Durchfall dringend abzuraten. (fp, nr)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Jörn Reckel, Wolfgang Bauer: Darm krank - alles krank: Hilfe mit ganzheitlicher Therapie, Verlagshaus der Ärzte, 2016
- Norton J. Greenberger: Diarrhö, MSD Manual, (Abruf 26.08.2019), MSD
- John Henry Clarke: Erkrankungen der Verdauungsorgane, Ahlbrecht Verlag, 1. Auflage, 2013
- Irmtraut Koop: Gastroenterologie compact, Thieme Verlag, 3. Auflage, 2013
- P. Layer et al.: S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom: Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie, Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS), Deutsche Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM), (Abruf 26.08.2019), AWMF
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.