Stauung der Niere
Bei einem so genannten Nierenstau, handelt es sich nicht um eine eigenständige Erkrankung, sondern um ein Symptom, welches durch unterschiedliche Ursachen wie zum Beispiel Harnsteine, Tumore oder angeborene Fehlbildungen hervorgerufen werden kann. Im Falle einer gestauten Niere kann der Urin nicht mehr abließen, was oft mit starken Schmerzen verbunden ist. Die Behandlung erfolgt in Abhängigkeit zu der gefundenen Ursache, Ziel ist es in jedem Fall das „Hindernis“ zu beseitigen und dadurch den Abfluss des Urins wieder zu gewährleisten.
Inhaltsverzeichnis
Symptome und Definition
Die Nieren (lateinisch: ren, griechisch: nephros), die auf beiden Seiten der Wirbelsäule etwa in Höhe der unteren Rippen liegen, haben verschiedene Funktionen wie zum Beispiel die Regulierung des Flüssigkeits- und Elektrolythaushalts sowie des Säure-Basen-Haushalts. Weitere Aufgaben sind die Produktion von Hormonen zur Steuerung des Blutdrucks und zur Bildung von roten Blutkörperchen (Erythrozyten). Sie fungieren als „Entgifter“ des Körpers, indem sie Harn produzieren und dabei Abbauprodukte des Stoffwechsels aus dem Blut filtern.
Die Funktionen der Niere können durch verschiedene Ereignisse, Störungen oder Erkrankungen unterbrochen werden, wodurch der Harn nicht mehr ungehindert zur Blase abfließt und sich in der Folge bis zu den Nieren hoch staut. In diesem Fall liegt ein „Nierenstau“ vor, bei dem es sich also nicht um eine eigenständige Krankheit, sondern um ein Symptom handelt, welches unterschiedliche Ursachen haben kann.
Medizinisch wird dabei zwischen einer „Harnstauungsniere“ (medizinisch „Hydronephrose“ oder auch „Wassersackniere“) und einer „Blutstauungsniere“ unterschieden. Bei der Harnstauungsniere staut sich der Urin in vielen Fällen massiv im gesamten Nierenbeckenbereich, der sich daraufhin stark ausdehnt und das Gewebe schließlich durch die Belastung zerstört wird.
In der Folge kann die Niere nach und nach ihre Funktionen nicht mehr ausreichend erfüllen, sodass durch die verminderte Ausscheidung des Urins viele schädliche Substanzen (vor allem Harnstoff, Harnsäure und Kreatinin) im Körper verbleiben und rasch zu gesundheitlichen Problemen führen können. Hierzu zählen beispielsweise eine Harnvergiftung (Urämie) oder Herzprobleme.
Ausgelöst wird die Hydronephrose durch einen gestörten Harnabfluss infolge einer Verengung der ableitenden Harnwege. Die Verengungen können entweder am Übergang vom Nierenbecken zum Harnleiter (subpelvine oder ureteropelvine Stenose), am Eintritt der Harnleiter in die Harnblase (Ostiumstenose) oder am Abgang der Harnröhre aus der Blase (Blasenhalsstenose) auftreten.
Eine gestaute Niere bleibt oft lange Zeit symptomlos und wird erst im fortgeschrittenen Stadium entdeckt. In den meisten Fällen kommt es im Laufe der Zeit durch den andauernden Druck auf die benachbarten Organe zu Kreuzschmerzen, Rückenschmerzen oder Flankenschmerzen.
Betroffene sprechen von einem „stechenden“ Schmerz, der sich anfühlt, als „als wenn ein Messer in der Niere steckt“. Weitere mögliche Beschwerden sind Fieber, starke Müdigkeit und Erschöpfung und häufige Harnwegsinfektionen, hinzu kommt als deutliches Anzeichen eine stark verringerte Menge Urin von häufig weniger als 500 Milliliter am Tag (Oligurie).
Durch die nicht mehr funktionierende Filterfunktion der Nieren sammeln sich zunehmend rote Blutkörperchen (Erythrozyten) im Urin, was zu einer Rotfärbung bzw. Blut im Urin (Hämaturie) führt. Bei Säuglingen treten normalerweise Gedeihstörungen, Durchfall und Erbrechen auf.
Bei einer so genannten „Blutstauungsniere“ ist die Niere zum Beispiel in Folge einer Herzinsuffizienz oder einer Nierenvenenthrombose in Form und Zustand verändert. Dadurch funktioniert das Organ nicht mehr einwandfrei, es wird weniger Urin ausgeschieden als gewöhnlich und schädliche Stoffe, die so genannten harnpflichtigen Substanzen, verbleiben im Körper. In Falle einer Blutstauungsniere sind häufig noch andere Organe geschädigt, was für den Patienten schnell Lebensgefahr bedeuteten kann.
Harnsteine als Ursache
Eine häufige Ursache für eine gestaute Niere sind so genannte Harnsteine. Dabei handelt es sich um krankhafte, feste Mineralien-Gebilde, die durch die „Auskristallisation“ von Substanzen, welche normalerweise mit dem Urin ausgeschieden werden („harnpfichtigen Substanzen“), im gesamten Harntrakt entstehen können. Unterschieden wird – je nach dem, wo sich die Steine gebildet haben – zwischen Nierensteinen, Harnleitersteinen (bzw. Uretersteinen) und Blasensteinen, in seltenen Fällen können sich auch Steine in der Harnröhre bilden. Der größte Anteil der Steine enthält Calciumoxalat, aber auch Harnsäure kommt häufig als Steinsubstanz vor. Möglich sind auch Mischkristalle, zum Beispiel aus Calciumoxalat, Kalziumphosphat, Harnsäure, Struvit, Zystin und Xanthin.
Harnsteine kommen in ganz unterschiedlicher Größe und Form vor. Sie können einige Zentimeter klein sein, die Größe eines Hühnereis erreichen oder sogar das gesamte Nierenbecken ausfüllen (so genannte „Ausguss-Steine“). Häufig bleiben die Steine aber so klein, dass sie einfach mit dem Urin ausgeschieden werden, ohne dass es der Betroffene merkt. Teilweise tritt ein stechender Schmerz beim Wasserlassen auf. Schwierig wird es, wenn die Steine größer werden und sich im Nierenbecken oder Harnleiter verklemmen – meist begleitet von extrem starken Schmerzen (Kolik).
Bei einer „Nierenkolik“ bzw. „Harnleiterkolik“ (Kolik = krampfartige Schmerzen) treten die Schmerzen meist heftig stechend, krampfartig und wellenförmig auf, was dadurch entsteht, dass der Harnleiter durch den Stein gedehnt wird. Sie ziehen dabei oft von den Flanken aus in den Rücken oder Unterbauch, können aber auch bis in die Hoden oder Schamlippen ausstrahlen. In einigen Fällen sind die Schmerzen so stark, dass Betroffene mit Übelkeit und Erbrechen reagieren, darüber hinaus kann es zu Blut im Urin (Hämaturie) durch Schleimhaut-Reizungen infolge der gelösten Steine kommen.
Da der Nierenstein den Abfluss des Urins verhindert und sich dadurch das Nierenbecken ausdehnt, kann sich schneller als sonst eine bakteriell verursachte Harnwegsinfektion entwickeln. Typische hierfür sind in erster Linie häufiger Harndrang und ein starkes Brennen beim Wasserlassen. In seltenen Fällen kann ein durch einen Stein verursachter gestörter Harnabfluss auch eine Vereiterung der Niere (Pyonephrose) oder eine Blutvergiftung (Sepsis) zur Folge haben. Darüber hinaus besteht für Betroffene ein erhöhtes Risiko für eine chronische Nierenschwäche (Niereninsuffizienz).
Wie entstehen Harnsteine?
Harnsteine können verschiedene Ursachen haben, so zum Beispiel ein hoher Säuregehalt im Urins, zu wenig Bewegung, Übergewicht oder bestimmte Erkrankungen. Zu diesen zählen beispielsweise eine Überfunktion der Nebenschilddrüsen, chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung, Diabetes mellitus und Gicht.
Die Vererbung scheint hier eine Rolle zu spielen, ebenso wie organische Probleme in Form von Fehlbildungen in den Nieren wie zum Beispiel Narben im Bereich der Harnleiter, durch die es dazu kommen kann, dass die Steine sich nicht von alleine weiterbewegen können. Steine treten häufig auf, nachdem Patienten Teile des Dünndarms oder der Gallenblase operativ entnommen werden mussten. Gleiches gilt für Tumorerkrankungen und Chemotherapien, da im Zuge dieser häufig vermehrt Harnsäure gebildet und über die Nieren ausgeschieden wird.
Eine zentrale Rolle spielt bei der Entstehung von Harnsteinen spielt die Ernährung und das Trinkverhalten: Wer wenig trinkt oder stark schwitzt, bei dem steigt die Konzentration an steinbildenden Substanzen wie Kalzium, Oxalat, Phosphat, Harnsäure und Zystin. Dementsprechend fördern auch häufige Durchfallerkrankungen und chronisch entzündliche Darmerkrankungen die Entstehung von Ablagerungen, da dem Körper hier in besonders hohem Maße Flüssigkeit entzogen wird und die Konzentration lithogener Substanzen ansteigt.
Auch bei einer einseitigen bzw. überwiegend aus Milch und Milchprodukten bestehenden Ernährung erhöht sich der Kalziumspiegel im Urin und damit das Risiko für Harnsteine. Darüber hinaus steht eine sehr fetthaltige Ernährung in Verdacht, die Entwicklung von Steinen zu begünstigen, ebenso wie ein dauerhafter übermäßiger Verzehr von stark oxalhaltigen Lebensmittel (beispielsweise Rhabarber, Rote Bete, schwarzer Tee, Erdnüsse, Petersilie, Spinat und Schokolade), da sich die Oxalsäure im Darm mit Calcium zu unlöslichem Kalziumoxalat verbindet, was wiederum zu einer Störung des Kalziumstoffwechsels führen kann.
Nierenstau in der Schwangerschaft
Eine gestaute Niere tritt häufig auch in der fortgeschrittenen Schwangerschaft auf. In den meisten Fällen bemerkt die Schwangere die gestaute Niere gar nicht, dennoch kann diese ernsthafte gesundheitliche Folgen nach sich ziehen. Für den Nierenstau während der Schwangerschaft kann es verschiedene Ursachen geben: Zum eine lockert sich durch die hormonelle Veränderung der Harnleiter, wodurch es schneller zu einem Rückfluss des Urins aus der Blase ins Nierenbecken (Reflux) und damit zu einer Abflussstörung kommen kann. Ein weiterer möglicher Auslöser ist das immer größer werdende Kind, welches gegen die Harnleiter drückt und dadurch den Urinabfluss stört.
Ursache Megaureter
Eine weitere mögliche Ursache ist ein so genannter Megaureter. Dabei handelt es sich um eine ein- oder beidseitige krankhafte Erweiterung der Harnleiter, wodurch der Abfluss des Urins nicht mehr ungehindert funktionieren kann. Im Regelfall wird ein erweiterter Harnleiter ab einem Durchmesser von 10mm oder mehr als Megaureter bezeichnet, außerdem handelt es sich in den meisten Fällen um eine angeborene Erkrankung (primärer Megaureter). Diese kann von einer angeborenen Engstelle (Stenose) vor dem Eintritt in die Harnblase herrühren, welche vorgeburtlich durch eine Fehl-Entwicklung des Harnleiters entsteht. Ist dies der Fall, steigt der Druck des Urins im Bereich der Verengung, wodurch sich der Harnleiter stark ausdehnt (primärer obstruktiver Megaureter, kurz POM).
Bei einem angeborenen Megaureter kann auch ein so genannter vesiko-uretero-renaler Reflux vorliegen, durch den der Urin immer wieder aus der Harnblase in den Harnleiter bzw. die Nieren zurückfließt. Ein weiterer möglicher Grund für eine Harnleitererweiterung ist eine Gewebsschwäche, dazu führt, dass sich der Harnleiter nicht zusammenziehen kann, dadurch mit Urin aufgefüllt und schließlich gedehnt wird, wodurch sich der Urin bis ins Nierenbecken zurück stauen kann.
Während ein primärer Megaureter angeboren ist, liegen die Ursachen für die sekundäre, erworbene Form außerhalb des Harnleiters. In vielen Fällen kann auch gar keine klare Ursache ausgemacht werden (idiopathischer Megaureter). Als mögliche Auslöser kommen hier vorangegangene Erkrankungen wie zum Beispiel eine nervlich bedingte Harnblasenstörung oder ein Rückfluss von Harn in Betracht, welcher wiederum häufig durch eine Verengung unterhalb der Blase bedingt ist (sekundärer refluxiver Megaureter).
In vielen Fällen treten bei einer Harnleitererweiterung gar keine Symptome auf. Teilweise kommt es zu Schmerzen beim Wasserlassen, im selteneren Fällen auch zu Harnwegsinfektionen mit Fieber. Wird die meist recht stark ausgeprägte Harntransportstörung nicht frühzeitig entdeckt, kann es im weiteren Verlauf der Erkrankung in schwereren Fällen zu Nierenentzündungen bis hin zu einer Urosepsis oder einem akuten Nierenversagen kommen. Diese schweren Krankheitsverläufe sind heutzutage jedoch aufgrund des häufigen Einsatzes von Ultraschalluntersuchungen sehr selten geworden. Vielmehr wird der Megaureter oft bereits während der Schwangerschaft oder im Rahmen der anschließenden Vorsorgeuntersuchungen (U-Untersuchungen) beim Kind entdeckt und entsprechend behandelt.
Stauung der Niere durch Endometriose
Grund kann eine Endometriose sein. Dabei handelt es sich um eine häufig auftretende, gutartige, aber meist mit Schmerzen verbundene chronische Frauenkrankheit, bei der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) auch außerhalb der Gebärmutterhöhle (zum Beispiel an den Eierstöcken, an der Scheide oder im Darm) wächst. In diesem Fall kann sich eine gestaute Niere beispielsweise dann entwickeln, wenn sich Gebärmutterschleimhaut in ausgeprägter Form am Eierstock bildet, dadurch auf den Harnleiter drückt und schließlich eine Stauung verursacht.
Die genauen Ursachen für eine Endometriose sind noch nicht geklärt, doch es bestehen verschiedene Theorien – so zum Beispiel die Idee, dass Zellen der Gebärmutterschleimhaut aus der Gebärmutter über Blutgefäße oder Lymphgefäße weiter durch den Körper transportiert werden und so theoretisch z.B. auch in die Lunge gelangen können. Die Symptomatik der Endometriose hängt unter anderem davon ab, welche Organe betroffen sind, mögliche Anzeichen sind beispielsweise Zyklusstörungen, erschwertes Wasserlassen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie) oder Kreuzschmerzen.
Weitere Ursachen für gestaute Niere
In Betracht kommt unter anderem die „Harnleiter-Agenesie“, welche angeboren oder erworben sein kann und bei der entweder ein oder beide Harnleiter fehlen. Möglich ist eine so genannte Ureter-Duplikatur bzw. ein Ureter duplex. Dabei handelt es sich um eine angeborene Anomalie, bei der anstelle des normalerweise einzelnen Harnleiters (Ureters) eine komplette Doppelbildung der oberen Harnwege mit zwei getrennten Nierenbeckenkelchsystemen und zwei separat in die Blase mündenden Harnleitern besteht.
Neben dem können gutartige und bösartige Tumore sowie Störungen der Nervenversorgung (beispielsweise bei Rückenmarkserkrankungen oder Diabetes mellitus) den Urinabfluss stören und dadurch zu einer gestauten Niere führen.
Behandlung bei Stauung der Niere
Lieht ein Harnsteinleiden vor, so wird im akuten Kolik-Fall mit krampfartig auftretenden massiven Schmerzen normalerweise ein krampflösendes Medikament in Kombination mit einem Schmerzmittel gegeben. Bei kleineren Steinen (Steine unter 6 mm) bzw. bei noch nicht vollständig aussetzendem Urinabfluss wartet man im Regelfall erst einmal ab, ob sich der Stein auf natürlichem Wege löst und ausgeschieden wird.
Unterstützend können Maßnahmen wie viel Bewegung, Seilspringen, eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr oder Wärmeanwendungen wirken, zudem sollte der Urin bei jedem Wasserlassen aufgefangen werden, um den Stein nach seinem Abgang auf seine Bestandteile hin untersuchen zu können. Dies ist besonders wichtig, weil sich die weiteren Behandlungsschritte sowie die Vorbeuge-Maßnahmen im Anschluss genau daran orientieren.
Löst sich der Stein nicht von alleine, besteht die Möglichkeit, diesen mittels einer Stoßwellentherapie („Extrakorporale Stoßwellen-Lithotripsie“) zu behandeln. Dabei werden Stoßwellen von außen so auf das jeweilige Gebilde gerichtet, dass es in kleinste Stücke „zertrümmert“ wird und dadurch von selbst mit dem Urin abgehen kann.
Führt auch diese Maßnahme nicht zum Erfolg, besteht eine weitere Behandlungsmöglichkeit in der so genannten Ureterorendoskopie (URS). Bei dieser wird ein spezielles Endoskop durch die Harnröhre eingeführt, welches dann bis zum Stein im Harnleiter vorgeschoben und anschließend mit dem Stein gemeinsam wieder entfernt wird. Da der Eingriff normalerweise recht schmerzhaft ist, wird er entweder in Vollnarkose oder in Spinalanästhesie durchgeführt – Komplikationen treten bei der Ureterorenoskopie hingegen nur sehr selten auf.
Eine weitere Behandlungsoption stellt die „Perkutane Nephrolitholapaxie“ (PNL) dar: Bei dieser wird mit Hilfe einer Punktionsnadel von der Körperaußenseite aus ein dünner Kanal bis zur Niere angelegt, durch den im Anschluss ein optisches Instrument eingeführt wird mit dem der Arzt dann die Steine zertrümmern und entfernen kann. In den meisten Fällen wird zudem für einige Tage ein Katheter bzw. eine Harnleiterschiene gelegt, um den Harnleiter zu weiten und offen zu halten und dadurch den Abgang weiterer Steinteilchen zu begünstigen.
Nach erfolgreicher Behandlung des Harnsteins steht die Prophylaxe im Mittelpunkt, denn sofern bereits mehrmals Steine aufgetreten sind, besteht ein stark erhöhtes Risiko für weitere Ablagerungen. Daher ist es wichtig, konsequent entsprechende Vorbeuge-Maßnahmen einzuhalten. Hierzu gehört vor allem, auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr (Wasser, ungesüßter Tee) von mindestens 2,5 Litern täglich zu achten, um eine regelmäßige Ausscheidung des Urins und damit auch von harnpflichtigen Substanzen zu gewährleisten. Betroffene sollten ihren Urin regelmäßig mit Teststreifen selbst bzw. diesen durch einen Arzt kontrollieren lassen und dem Ergebnis entsprechend ihre Ess- und Trinkgewohnheiten anpassen.
Je nach Steinzusammensetzung ist dann eine spezielle Ernährungsumstellung anzuraten – wer beispielsweise zur Bildung von Kalziumoxalatsteinen tendiert, sollte den übermäßigen Verzehr oxalatreicher Nahrungsmittel (zum Beispiel Rhabarber, Schokolade, Nüsse, Spinat) vermeiden. Die Prävention von Harnsäure-Steinen besteht in einer Reduktion von rotem Fleisch und Salz. In allen Fällen ist auf ausreichende Bewegung und den Abbau von Übergewicht zu achten.
Behandlung bei einem Megaureter
Im Falle eines Megaureters erfolgt die Therapie in Abhängigkeit von der Ursache für die Harnleitererweiterung. Besteht im Falle einer sekundären Erweiterung eine andere Erkrankung, wird zunächst diese behandelt – in den meisten Fällen verschwindet im Zuge dessen auch der Megaureter. Bei vielen betroffenen Kindern kommt es im Rahmen des Längenwachstums – welches im ersten Jahr am ausgeprägtesten ist – zu einer Streckung des Harnleiters und damit zu einem Rückgang der Ausdehnung.
Liegt ein Rückfluss (Reflux) von Urin aus der Blase vor, ist meist eine konservative Behandlung ohne operativen Eingriff ausreichend, das gleiche gilt normalerweise für den Megaureter ohne feststellbare Ursache (idiopathischer Megaureter). Ergeben sich durch die Untersuchungen ein Verschluss des Harnleiters oder eine eingeschränkte Nierenfunktion, so ist normalerweise ein operativer Eingriff angezeigt. Hier wird typischerweise die Neu-Einpflanzung des Harnleiters angewendet. Bei Kindern wird dieses Verfahren im Regelfall erst nach dem ersten Geburtstag durchgeführt – Ausnahmen bestehen, wenn sich die Nierenfunktionen bereits vorher schon deutlich verschlechtert haben oder fiebrige Harnwegsinfekte auftreten.
Bis zu dem Zeitpunkt, an dem der Megaureter von selbst „verwächst“ bzw. die Operation stattfindet, benötigen die kleinen Patienten Antibiotika zur Infektionsprophylaxe. In vielen Fällen bleibt die Harnleitererweiterung auch nach dem operativen Eingriff bestehen, sodass zur Prüfung des Heilungserfolges unter Umständen weitere urologische Untersuchungen der Harnblase und der Harnröhre (Miktionszystourethrographie) sowie in selteneren Fällen eine erneute Operation notwendig werden können.
Behandlungsoptionen bei Nierenstau
Liegt eine Harnstauungsniere (Hydronephrose bzw. Wassersackniere) vor, richtet sich die genaue Therapie nach der gefundenen Ursache. Ziel der Behandlung ist in jedem Fall die Beseitigung der Verengung der ableitenden Harnwege, sodass ein normaler Durchfluss des Urins von Nieren zur Blase wieder möglich ist. Bei Säuglingen wird in vielen Fällen gar nicht behandelt, stattdessen finden regelmäßige ärztliche Kontrollen statt. Allerdings werden aufgrund des erhöhten Risikos für eine Harnwegsinfektion vielfach Antibiotika verschrieben.
Damit der aufgestaute Urin erst einmal abfließen kann, kommt meist zunächst ein Katheter zum Einsatz, der entweder in die Harnwege oder durch die Haut in das Nierenbecken (perkutane Nephrostomie) eingebracht wird. Da für eine erfolgreiche Behandlung der störungsfreie Abfluss des Urins wieder hergestellt werden muss, erfolgt im nächsten Schritt normalerweise entweder eine endoskopische oder operative Beseitigung des Hindernisses – wobei es hier je nach Ursache bzw. Form der Hydronephrose wiederum eine ganze Reihe von Verfahren gibt. Liegt eine Subpelvine Stenose bzw. Verengung am Abgang des Harnleiters aus der Niere vor, besteht beispielsweise die Möglichkeit einer Operation nach „Anderson-Hynes“, bei welcher die Engstelle entfernt wird. Dabei handelt es sich um einen Routineeingriff, der mit einer Erfolgsquote von über 95% offen oder minimalinvasiv durchgeführt werden kann.
Wurde die Verengung durch einen ungünstig verlaufenden Harnleiter ausgelöst, kann dieser operativ verlagert werden. In manchen Fällen ist auch eine künstliche Ableitung des Urins durch die Haut (Urostoma) notwendig, insbesondere dann wenn die Funktion des harnableitenden Systems nicht mehr richtig hergestellt werden kann oder die Harnblase entfernt werden muss. Auch hier gibt es verschiedene operative Techniken, ein Beispiel ist die „Harnleiter-Hautableitung“, bei welcher beide Harnleiter – je nach Erkrankung – entweder einzeln oder miteinander verbunden durch die Bauchdecke nach außen geleitet werden.
Häufig wird im Anschluss an die Öffnung der Harnwege ein Stent (bzw. Doppel-J-Katheter oder Harnleiterschiene) für einige Tage oder Wochen im Harnleiter belassen, um den Abfluss des Urins aufrechtzuerhalten. Sind die Nieren so stark geschädigt, dass die Funktionen insgesamt nicht mehr ausreichend erfüllt werden können, bekommen Betroffene in regelmäßigen Abständen eine Dialyse bzw. „Blutwäsche“, bei der mittels eines Dialysators das Blut von Stoffwechselprodukten und Wasser „gereinigt“ wird. In schwereren Fällen besteht zudem die Möglichkeit einer Nierentransplantation.
Therapie Nierenstau in der Schwangerschaft
Tritt ein Nierenstau während der Schwangerschaft auf, muss die Behandlung so früh wie möglich erfolgen, um eine Infektion zu verhindern, die für das Baby unter Umständen sehr gefährlich werden kann. Die häufigste Komplikation besteht in einer Frühgeburt infolge eines durch den Infekt geschwächten Muttermundes. Besteht eine Infektion, werden in der Regel Antibiotika eingesetzt, die für das ungeborene Kind normalerweise ungefährlich sind.
Bei einer ausgeprägten Stauung aufgrund einer Verengung im Bereich der Harnleiter kann eine Harnleiterschiene notwendig werden, um den Harnabfluss zu gewährleisten und dadurch die Gesundheit von Mutter und Kind zu schützen. Generell sollte darauf geachtet werden, immer viel zu trinken und regelmäßig zur Toilette zu gehen, damit sich der Urin gar nicht erst aufstauen kann.
Naturheilkunde bei Nierenstau
Zunächst erfordert eine gestaute Niere dringend eine medizinische Untersuchung bzw. Versorgung, um den Urinabfluss zu „entstören“. Die Naturheilkunde bietet eine Reihe unterstützender Verfahren, durch welche Schmerzen und Beschwerden gelindert werden können. Im Bereich der Homöopathie findet sich zum Beispiel das Mittel „Berberis vulgaris“ welches bei zahlreichen Beschwerden der Verdauung und der Ausscheidungsorgane eingesetzt wird, die in den meisten Fällen mit stechenden oder kolikartigen sowie in alle Richtungen ausstrahlenden Schmerzen einhergehen. Matricaria chamomilla bzw. „echte Kamille“ hilft generell bei Nierenschmerzen, bei Harnsteinen kann Lycopodium eine gute Unterstützung bieten.
Ist der Nierenstau die Folge von Harnsteinen, bieten sich Schüssler-Salze an. In Frage kommt zum einen das Salz Nr. 9. (Natrium Phosphoricum), welches auch als „das Salz des Stoffwechsels“ bekannt ist. Dieses unterstützt die Umwandlung von Harnsäure in Harnstoff, wodurch die Ausscheidung erleichtert und der Steinbildung in Niere und Blase entgegengewirkt werden kann. Zum anderen eignet sich das Salz Nr. 16 (Lithium chloratum), welches die Ausscheidung von Harnsäure und Harnstoff fördert. Welches Mittel im individuellen Fall „das Richtige“ ist, sollte mit einem Heilpraktiker bzw. Arzt oder Apotheker abgesprochen werden, hier kann dann auch überlegt werden, ob nur eins oder eventuell beide Salze gleichzeitig eingenommen werden.
Dosiert werden die Schüssler Salze normalerweise drei bis sechs mal täglich in Form von je einer bis drei Tabletten (Kinder nach Absprache mit dem Arzt drei bis sechs mal täglich eine halbe bis maximal zwei Tabletten entsprechend Alter und Größe), die jeweils einzeln genommen und langsam im Mund zerlassen werden.
Das bewährte Hausmittel Apfelessig kann sinnvoll bei einem Steinleiden eingesetzt werden, da es in unserem Stoffwechsel trotz des sauren Geschmacks eher basisch wirkt und dadurch hilft, die Ablagerungen im Zuge der Verdauung besser aufzuspalten. Hier gibt es verschiedene Methoden, den Essig anzuwenden – so zum Beispiel in Form eines „Apfel-Essig-Cocktails“, für den 2 Esslöffel naturtrüber Apfel-Essig mit etwas Akazienhonig vermischt und anschließend mit stillem Mineralwasser aufgegossen wird.
Die Pflanzenheilkunde (Phytotherapie) bietet verschiedene Ansätze zur Behandlung von Harnsteinen. So kann ein Teeaufguss von Löwenzahnwurzeln oder echtem Labkraut als Unterstützung beim Abtransport der Steinteilchen über die Blase dienen. Birkenblättern, Bärentraubenblättern und Brennnesselkraut wird ebenso ein positiv unterstützender Effekt auf die Ausschwemmung der Steine nachgesagt. Der sogenannte Orthosiphon (auch „Katzenbart“) wirkt entzündungshemmend und entkrampfend auf die ableitenden Harngefäße und kann im Falle eines akuten Steinabgangs bzw. einer Kolik die Schmerzen lindern.
Generell sollten gerade bei Steinen die individuellen Ernährungsgewohnheiten kritisch überprüft und gegebenenfalls geändert werden, denn ohne entsprechende Änderungen lässt sich ein Steinleiden nicht in den Griff bekommen. Dementsprechend sollte je nach dem, welche Form von Ablagerung vorliegt, bei calciumhaltigen Steinen auf Milchprodukte, bei Harnsäuresteinen auf purinreiche Nahrungsmittel (Innereien, Leber- und Blutwurst) und bei Oxalatsteinen auf extrem oxalsäurereiche Lebensmittel wie zum Beispiel Spinat, Rhabarber, Erdnüsse, Schokolade und Tee verzichtet werden.
Besonders wichtig ist die Flüssigkeitszufuhr, denn nur wenn der Harn ausreichend verdünnt wird, kann einem erneuten Auftreten wirksam vorgebeugt werden. Betroffene sollten mindestens 2,5 Liter über den Tag verteilt trinken. Besonders gut geeignet sind hier Getränke, die den Harn-pH-Wert nicht beeinflussen. Dazu zählen Nieren-, Früchte- und Kräutertees, Apfel- oder Traubensaft sowie kalzium- und hydrogencarbonatarme Mineralwasser. Limonaden mit hohem Zuckergehalt sowie alkoholische Getränke sind hingegen ungeeignet, auch wer viel Kaffee oder schwarzen Tee trinkt, sollte vorsorglich jeweils ein Glas Wasser parallel trinken. (nr)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Amboss GmbH: Harnabflussstörungen (Harnstau) (Abruf: 31.07.2019), amboss.com
- Goerke, Kay / Valet, Axel: Kurzlehrbuch Gynäkologie und Geburtshilfe, Urban & Fischer Verlag / Elsevier GmbH, 7. Auflage, 2014
- Gasser, Thomas: Basiswissen Urologie, Springer, 6. Auflage, 2015
- Berufsverband Deutscher Internisten e.V.: Niere & Harnwege (Abruf: 31.07.2019), internisten-im-netz.de
- Merck and Co. Inc.: Obstruktion der Harnwege (Abruf: 31.07.2019), msdmanuals.com
- Mayo Clinic: Ureteral obstruction (Abruf: 31.07.2019), mayoclinic.org
- UpToDate, Inc.: Clinical manifestations and diagnosis of urinary tract obstruction and hydronephrosis (Abruf: 31.07.2019), uptodate.com
Wichtiger Hinweis:
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