Oberarmschmerzen können für die Betroffenen zu einer massiven Belastung im Alltag werden. Denn oftmals treten diese schon bei einfachen Bewegungen, wie beispielsweise beim Anziehen, Zähneputzen oder Föhnen der Haare, auf. Erfahren Sie hier mehr über mögliche Ursachen und Therapien der Schmerzen im Oberarm.
Inhaltsverzeichnis
Definition
Oberarmschmerzen bezeichnen sämtliche schmerzhafte Beschwerden im Bereich zwischen Schultergelenk und Ellenbogen. Ellenbogenschmerzen und Schmerzen im Schultergelenk sind daher normalerweise nicht direkt den Oberarmbeschwerden zuzuordnen, können jedoch durchaus in den Oberarm ausstrahlen.
Symptome
Die Beschwerden im Oberarm werden meist als ziehender Schmerz entlang einzelner Muskeln, Faszien oder Nervenbahnen bei bestimmten Bewegungen wahrgenommen. Viele Betroffene verspüren diesen bei Überkopfbewegungen wie z.B. dem Anziehen eines Pullovers oder dem Föhnen der Haare. Einseitige Belastungen, wie das Tragen einer Tasche, können ebenfalls mit ziehenden Oberarmschmerzen verbunden sein.
Mitunter zeigen sich die Beschwerden auch während der Nachtruhe. Meist ist das Schlafen in Seitenlage hier der Auslöser für die Schmerzen, welche die Betroffenen nicht selten aus dem Schlaf reißen. Schlafmangel und chronische Müdigkeit können die Folge sein.
Häufig geht das schmerzhafte Ziehen vom Ansatz der Sehne des Musculus supraspinatus am Oberarmkochen oder dem Ansatz des Musculus biceps brachii am Schulterblatt aus und erstreckt sich von hier in den Oberarmbereich. Neben den ziehenden, eher flächigen Schmerzen können auch stechende, punktuell lokalisierte Schmerzen im Oberarm auftreten. Diese zeigen sich häufiger auf der Rückseite des Oberarms, beispielsweise im Bereich des Triceps (Musculus triceps brachii).
Liegen Beeinträchtigungen der Nerven beziehungsweise Nervenbahnen vor, sind unter Umständen nicht nur einzelne Muskeln sondern ganze Muskelgruppen im Versorgungsbereich der Nerven von den Beschwerden betroffen. In derartigen Fällen treten häufig Empfindungsstörungen als Begleitsymptome auf. Hierzu zählen unter anderem ein Kribbeln in den Gliedern oder ein wiederholtes Einschlafen der Hände.
Oberarmscherzen sind häufig mit weiteren Beschwerden im Schulter, Nacken und Halsbereich verbunden. Dazu gehören unter anderem Schulterblattschmerzen und Nackenverspannungen, ebenso kann ein steifer Nacken beziehungsweise steifer Hals von ziehenden Schmerzen bis in den Oberarm begleitet werden.
Ursachen von Oberarmschmerzen
Grundsätzlich können Schmerzempfindungen im Oberarm durch Beeinträchtigungen der Muskeln, der umgebenden Bindegewebestrukturen, der Nerven, der Blutgefäße und der Knochensubstanz bedingt sein. Meist gehen sie auf funktionelle Ursachen zurück, können in eher seltenen Fällen jedoch auch eine organische Ursache haben.
Schmerzen durch Brüche und Prellungen
Liegen den Oberarmschmerzen Verletzungen durch äußere Gewalteinwirkung (Traumaverletzungen), wie Quetschungen, Prellungen oder Knochenbrüche, zugrunde, sind sich die Betroffenen des Auslösers der Beschwerden (Unfall, Sturz oder ähnliches) in der Regel bewusst und suchen aufgrund dessen einen Arzt auf. Dieser stellt fest, ob tatsächlich ein Bruch des Oberarms vorliegt und welche weiteren Maßnahmen zu ergreifen sind.
Begleitend zeigt sich bei den Traumaverletzungen in der Regel eine deutliche Schwellung beziehungsweise ein Bluterguss (Hämatom), der sich bis zum Schultergelenk und Ellenbogen erstrecken kann.
Muskuläre Ursachen für Schmerzen im Oberarm
Beeinträchtigungen der Muskulatur und Nerven, die zu Armschmerzen im Bereich der oberen Extremität führen können, gehen häufig auf wiederholte Fehlbelastungen zurück. Beispiele sind eine ungünstige Körperhaltung beim Arbeiten am PC oder bestimmte Tätigkeiten der Fließbandfertigung. Durch die falsche Belastung beginnen einzelne Muskeln beziehungsweise Muskelgruppen schmerzhaft zu verhärten. Der Muskeltonus ist dauerhaft erhöht und die verspannten Muskeln drücken auf die umliegenden Bindegewebstrukturen, Blutgefäße und Nervenbahnen.
Neben den Beschwerden, die unmittelbar im Bereich der betroffenen Muskeln wahrgenommen werden, können auch Schmerzen im Versorgungsbereich möglicherweise eingeklemmter Nerven und Blutgefäße auftreten.
Krafttraining beziehungsweise Bodybuilding ist ebenfalls als potenzieller Auslöser für muskulär bedingte Schmerzen im oberen Bereich des Arms zu nennen. Unter Belastung zeigt sich zudem mitunter ein Muskelfaserriss im Bizeps, der mit Einblutungen ins Gewebe, Oberarmschmerzen und Bewegungseinschränkungen verbunden sein kann.
Ein Muskelfaserriss kann theoretisch auch den Trizeps betreffen und auf diese Weise die Beschwerden hervorrufen. Dies ist kommt jedoch eher selten und normalerweise nur bei extremer Belastung beziehungsweise Überlastung vor.
Ursache eingeklemmter Nerv
Bei großflächigen Oberarmschmerzen ist unter Umständen ein Nerv eingeklemmt. Diese sogenannte „Nervenkompression“ betrifft häufiger bestimmte Nerven des Plexus brachialis (Nervengeflecht im Schulterbereich), wie beispielsweise den Axialis-Nerv (Nervus axillaris).
Sämtlich schmerzhaften Beeinträchtigungen des Plexus brachialis werden in der medizinischen Fachwelt unter dem Oberbegriff „Brachialgie“ zusammengefasst. Die Kompression der Nerven tritt häufig nur bei bestimmten Bewegungen auf, so dass die Betroffenen zum Beispiel unter Schmerzen beim Arm heben leiden. Ebenso kann eine dauerhafte Nervenkompression im Ruhezustand vorliegen, bei der die Betroffenen anhaltende Beschwerden im Oberarm empfinden.
Organische Ursachen von Oberarmschmerzen
Im Zusammenhang mit den möglichen Ursachen der Beschwerden sollten auch organische Erkrankungen bedacht werden. Hier ist an erster Stelle ein Herzinfarkt zu nennen. Treten begleitend zu den Oberarmschmerzen weitere Symptome wie heftige Brustschmerzen beziehungsweise Herzschmerzen, ein Engegefühl im Brustkorb, Atemnot, Bauchschmerzen (vor allem im Oberbauch), Übelkeit und Erbrechen zu auf, sollte umgehend ein Notarzt hinzugezogen werden.
Mitunter sind sogenannte Lipome (gutartige Tumore der Zellen des Fettgewebes) Auslöser der Beschwerden. Diese sind nicht selten äußerlich als Beule der Haut erkennbar, können jedoch auch tiefer liegen und zunächst unkenntlich bleiben. Je nach Lage der Lipome sind unterschiedliche Beschwerden möglich.
Als weitere möglicher Ursachen sind Beeinträchtigungen der Blutgefäße zu erwähnen. Hierzu zählen beispielsweise eine Thrombose oder Entzündung der oberflächlichen Armvenen (Thrombophlebitis). Die betroffenen Venen erscheinen bei einer Thrombophlebitis schmerzhaft druckempfindlich, gerötet und verhärtet.
Diagnose
Anhand der Beschreibung der Symptomatik ergeben sich meist bereits erste Hinweise auf die Ursache der Beschwerden. Eine körperliche Untersuchung mit Abtasten des Arm-, Schulter- und Nackenbereichs kann weitere wichtige Anhaltspunkte liefern.
Im Zweifelsfall wird eine Untersuchung mittels bildgebender Verfahren erforderlich, um die Diagnose zu sichern. So lässt sich zum Beispiel eine Thrombophlebitis eindeutig mit Hilfe von Ultraschall (Sonographie) feststellen. Knochenbrüche werden auf Röntgenaufnahmen sichtbar und Tumore lassen sich durch die Magnetresonanztomographie oder Computertomographie aufspüren. Bei Verdacht auf einen Herzinfarkt wird zur Diagnosesicherung in der Regel ein Elektrokardiogramm (EKG) durchgeführt.
Behandlung bei Oberarmschmerzen
Liegen funktionelle Ursachen wie Muskelbeschwerden oder eine Nervenkompressionen vor, ist mit einer Kombination aus medizinischen Massagen, Krankengymnastik und eventuell ergänzender Akupunktur meist innerhalb relativ kurzer Zeit eine Linderung der Beschwerden zu erreichen. Um die Patienten von den akuten Schmerzen zu befreien, können begleitend Schmerzmittel zum Einsatz kommen.
Ist der Oberarmknochen gebrochen, bedarf es zunächst einer vollständigen Ruhigstellung beziehungsweise Fixierung. Normalerweise verheilt der Knochenbruch dadurch mit der Zeit von alleine. Komplizierte Frakturen können eines chirurgischen Eingriffs bedürfen, bei dem der Knochen wieder gerichtet wird.
Ist eine Thrombophlebitis der Auslöser, wird diese meist mit gerinnungs- und entzündungshemmenden Medikamenten therapiert. Mitunter bedarf es auch hier eines chirurgischen Eingriffs. Bei diesem können bestehende Blutgerinnsel oder ganze Abschnitte der betroffenen Vene entfernt werden. Tumore wie beispielsweise Lipome werden ebenfalls in der Regel operativ beseitigt.
Naturheilkunde bei Oberarmschmerzen
Mit den manuellen Therapien, wie der Osteopathie, Chiropraktik und dem Rolfing, bietet die Naturheilkunde äußerst erfolgversprechende Behandlungsansätze bei funktionell-bedingten Oberarmschmerzen. Verspannte Muskeln werden gelockert, Blockierungen gelöst, eingeklemmte Nerven von dem Druck befreit.
Dabei werden auch Beschwerden berücksichtigt, die zwar zunächst nicht offensichtlich im Zusammenhang mit den Oberarmschmerzen stehen, aber dennoch Hinweise auf eine ungünstige Spannungsverteilung im Organismus liefern. Hierzu zählen beispielsweise Rückenschmerzen, Leistenschmerzen oder Hüftschmerzen.
Ergänzend setzt die Alternativmedizin bei funktionell-bedingten Beschwerden auf verschiedene Homöopathika, die einen positiven Effekt auf die Muskulatur entfalten sollen. Bei der Behandlung von Muskelzerrungen und Muskelfaserrissen werden beispielsweise Arnica, Bryonia und Calendula angewandt.
Die sogenannten Schüssler Salze kommen vor allem bei muskulär bedingten Schmerzen im Oberarm zum Einsatz. Meist wird hier das Salz Nr.7 (Magnesium phosphoricum) empfohlen, da es die Muskulatur entspannt und dadurch die Schmerzen lindern kann.
Wird ein Zusammenhang zwischen den Muskelbeschwerden und dem Säure-Basen-Haushalt beziehungsweise einer möglichen Übersäuerung vermutet, versucht die naturheilkundliche Therapie einen Ausgleich zu schaffen. Dabei kommt vor allem einer gesunden, abwechslungsreichen Ernährung eine wichtige Rolle zu. Fertigprodukte und Säurelieferanten wie Zucker, Weißmehl, Milchprodukte und Fleisch sollten weitestgehend vermieden und stattdessen vorrangig basische Lebensmittel (Obst, Gemüse, Kräuter etc.) verzehrt werden.
Während die manuellen Verfahren durchaus als Ersatz für die herkömmliche Behandlung bewertet werden können, sind Homöopathika, Schüssler Salze und der Ausgleich des Säure-Basen-Haushalts jedoch lediglich als begleitende Therapieansätze zu betrachten. (fp, nr)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Heinz-Dieter Basler; Birgit Kröner-Herwig; Carmen Franz; Hans Peter Rehfisch: Psychologische Schmerztherapie, Springer, 2004
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- Isabelle Guillou; Arne Schäffler; Markus Escher: Medizin für Heilpraktiker, Karl F. Haug, 2012
- Walter Siegenthaler (Hrsg.) et al.: Siegenthalers Differenzialdiagnose: Innere Krankheiten - vom Symptom zur Diagnose, Thieme, 2005
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.