Schmerzendes Gesicht kann zu massiver Belastung werden
Gesichtsschmerzen können sowohl das gesamte Gesicht als auch nur bestimmte Regionen wie zum Beispiel die Wange, Stirn, Kiefer oder die Mundumgebung betreffen. Sie treten zum Teil akut und von begrenzter Dauer auf, in anderen Fällen leiden Betroffene unter dauerhaft bestehenden bzw. immer wieder kehrenden Beschwerden. Dementsprechend können diese zu einer massiven körperlichen und psychischen Belastung werden und die Lebensqualität der Patienten erheblich einschränken. Zu den wichtigsten Schmerzverursachern im Gesicht gehört die „Trigeminusneuralgie“, welche durch plötzlich einschießende, einseitige und heftigste Schmerzen gekennzeichnet ist.
Inhaltsverzeichnis
Es kommen eine Reihe Auslöser in Betracht
Es kommen eine Reihe Auslösern für Gesichtsschmerzen in Betracht, wie zum Beispiel eine Gürtelrose, Probleme im Kiefer- und Zahnbereich, Erkrankungen des zentralen Nervensystems wie Multiple Sklerose oder eine Nasennebenhöhlenentzündung. Darüber hinaus können sich die Schmerzen im Gesicht zu chronischen Beschwerden ohne erkennbare Ursache entwickeln. In diesem Fall wird medizinisch von einem „anhaltenden idiopathischen Gesichtsschmerz“ gesprochen, welcher überwiegend Frauen im mittleren Alter betrifft und meist dauerhaft am Tage in gleichbleibender oder wechselnder Intensität besteht.
Die Therapie der Beschwerden richtet sich stets nach der Ursache, wobei neben geeigneten Medikamenten häufig zum Beispiel auch physiotherapeutische und verhaltenstherapeutische Verfahren sowie verschiedene Techniken zum Stressabbau eingesetzt werden.
Definition und Symptomatik
Mit dem Begriff „Gesichtsschmerzen“ werden normalerweise Schmerzen beschrieben, die entweder das gesamte Gesicht oder einzelne Bereiche wie Wangen, Schläfen, Nase, Kiefer, Mund- und Augenumgebung, aber auch die Gesichtsmuskeln oder die Haut betreffen. Diese können sowohl einseitig als auch in beiden Gesichtshälften auftreten, zudem ist es möglich, dass sie in den Nacken, die Schultern oder den oberen Rücken ausstrahlen. Wichtig ist es daher unter andere, die Beschwerden von Kopfschmerzen abzugrenzen, denn einige Formen wie z.B. Clusterkopfschmerzen oder die paroxysmale Hemikranie zeigen ähnliche Symptome oder überkreuzen sich mit denen des Gesichtsschmerzes.
Beschwerden im Gesicht können grundsätzlich in jedem Alter und dabei in ganz unterschiedlicher Ausprägung und Intensität auftreten. Je nach Ursache werden sie zum Beispiel als klopfend, ziehend, brennend oder stechend beschrieben, andere Betroffene berichten eher von einem dumpfen und drückenden Gefühl. Medizinisch wird je nach Ausprägung zwischen akuten und chronischen Gesichtsschmerzen unterschieden, zudem besteht ein weiterer Unterscheidungspunkt darin, ob die Ursache erkennbar ist (symptomatische Schmerzen) oder nicht (idiopathische Schmerzen).
Einseitige Schmerzen im Gesicht
Zu den bedeutendsten Schmerzauslösern im Gesicht gehören Irritationen der versorgenden Nerven, welche medizinisch als „Neuralgie“ bezeichnet werden. Am häufigsten handelt es sich dabei um eine so genannte „Trigeminusneuralgie“, welche jedoch insgesamt betrachtet relativ selten (ca. 4 pro 100.000 Menschen) auftritt. Bei dieser liegt eine Schädigung oder Reizung des fünften Hirnnerven (Nervus trigeminus) vor, welche zu Schmerzattacken führt, die zu den stärksten möglichen Schmerzerfahrungen überhaupt zählen.
Der Trigeminusnerv („Nervus trigeminus“: lateinisch für “Drillingsnerv”) ist für die motorische Funktion der Kaumuskulatur sowie für die Sensibilität des Gesichtes zuständig. Hierfür teilt er sich nach seinem Austritt aus der Schädelbasis in drei Äste auf (Augenhöhlen-, Unterkiefer- und Oberkiefernerv), welche die unterschiedlichen Gesichtsbereiche versorgen. In den meisten Fällen sind bei einer Trigeminusneuralgie der zweite und/oder dritte Ast betroffen, was dazu führt, dass die Symptome vor allem in Ober- und Unterkiefer, Nase, Wangen und Kinn sowie teilweise auch im Bereich der Stirn auftreten.
Ähnlich wie bei den so genannten Clusterkopfschmerzen, treten die massiven Beschwerden in den meisten Fällen blitzartig auf einer Seite des Gesichts auf und werden dabei als „brennend“, „stechend“ oder ähnlich einem „Stromstoß“ beschrieben. Eine solche Schmerzattacke dauert normalerweise nur wenige Sekunden, kann sich aber über den Tag verteilt häufig und dicht aufeinanderfolgend wiederholen. Parallel kommt es häufig zu Muskelkrämpfen auf der betroffenen Seite, Rötungen, einer Gesichtsschwellung und verstärktem Tränenfluss.
Häufig werden die Beschwerden durch bestimmte Reize (Trigger) ausgelöst, wie z.B. eine Berührung im Gesichtsbereich, Kauen, Sprechen oder Essen, in anderen Fällen treten sie ohne einen erkennbaren Auslöser auf. Zwischen den schmerzhaften Phasen erleben die Betroffenen meist keine Beschwerden, da die nächste Attacke aber jederzeit unvorhersehbar und schon durch eine minimale Bewegung ausgelöst werden kann, bedeutet eine Trigeminusneuralgie meist eine massive Belastung und gravierende Einschränkung der Lebensqualität.
Dementsprechend kann die Erkrankung bei schwereren Verläufen weitreichende Folgen haben, indem die unerträglichen Schmerzen beispielsweise zu einer Depression, Angst oder einer Panikattacke sowie in ernsten Fällen sogar zu Suizidgedanken führen können.
Formen der Trigeminusneuralgie
Unterschieden wird generell zwischen zwei Formen der Erkrankung: Bei der häufigeren „klassischen“ Trigeminusneuralgie („Tic doloreux“) liegt, beispielsweise bedingt durch eine Arterienverkalkung (Arteriosklerose), ein krankhafter Gefäß-Nerven-Kontakt vor, durch welchen die Umhüllung des Nervs (Myelinscheide) geschädigt wird. In der Folge reichen bereits kleinste Reize, um eine spontane Entladung des Nervs und damit heftige einseitige Gesichtsbeschwerden auszulösen, wobei hier meist der zweite und/oder dritte Hauptast betroffen sind.
Die äußerst selten vorkommende zweite Form wird als „symptomatische Trigeminusneuralgie“ bezeichnet. Bei dieser liegt die Ursache in einer anderen Erkrankung wie z.B. Multiple Sklerose (MS), einem Schlaganfall, Gefäßmissbildungen oder entzündlichen Erkrankungen (Gürtelrose, Borreliose). Mögliche Auslöser sind zudem gutartige Nerventumoren (Neurinome) oder Tochtergeschwulste eines bösartigen Tumors (Metastasen), welche Druck auf den Trigeminusnerv ausüben oder zu einem krankhaften Gefäß-Nerv-Kontakt führen.
Bei dieser Variante der Trigeminusneuralgie ist häufiger auch der erste Hauptast bzw. Augenhöhlennerv mitbetroffen, welcher für Empfindungen der Stirn, Augenhöhle und Stirnhöhle zuständig ist. Hier bleiben die Schmerzen meist auch zwischen den Attacken bestehen und treten häufig beidseitig auf, zudem kommt es häufiger zu Empfindungsstörungen Bereich des betroffenen Nervenastes.
Andere Formen von Neuralgien
Neben der Trigeminusneuralgie können in selteneren Fällen auch andere Formen von Neuralgien zu unangenehmen Schmerzen im Gesicht führen. Handelt es sich zum Beispiel um eine so genannte Glossopharyngeusneuralgie, gehen diese vom Hirnnerv IX (Nervus glossopharyngeus) aus, welcher unter anderem für die sensible Versorgung von Rachen, Luftröhre, unterem Schlund und Speiseröhre sowie für die Geschmacksempfindungen im hinteren Drittel der Zunge verantwortlich ist.
Ist dieser Nerv geschädigt, kommt es zu Schmerzen im Bereich des Rachens, der Zunge und des äußeren Gehörgangs, die meist sehr stark sind und anfallartig für einige Sekunden auftreten. Sie können analog zur Trigeminusneuralgie sowohl spontan und ohne erkennbare Ursache einschießen als auch durch bestimmte Triggerfaktoren wie z.B. kalte Getränke, Husten, Gähnen oder Essen ausgelöst werden.
Möglich sind wegen der räumlichen Nähe des Austrittspunkts aus dem Schädel zum Nervus Vagus bei einer Glossopharyngeusneuralgie begleitende Reizzustände des Vagusnervs mit langsamem Puls bis hin zu Kollapszuständen.
Gesichtsschmerzen am Kiefer
Ursache der Beschwerden können Probleme bzw. Störungen im Zahn- und Kieferbereich sein. Medizinisch werden diese unter dem Begriff „Cranio Mandibuläre Dysfunktion“(CMD) zusammengefasst (lat. „cranium“ für Schädel und „mandibula“ für Unterkiefer), wobei das gesamte Kausystem mit Ober- und Unterkiefer, Kiefergelenken, Zähnen und Kaumuskeln eingeschlossen ist.
Hier kommt es zum Beispiel durch Kiefer- oder Zahnfehlstellungen („falscher Biss“), traumatische Veränderungen der Halswirbelsäule oder der Kiefergelenke (z.B. durch einen Sturz oder Verkehrsunfall), unterschiedliche Beinlängen oder psychosoziale Faktoren wie Stress zu einer Fehlregulation des Kiefergelenks sowie der daran beteiligten Muskeln und Knochen (Ober- und Unterkiefer bzw. Schädel).
Die Folge sind vielfältige Beschwerden wie z.B. Zahnschmerzen und Kieferschmerzen, Probleme beim Öffnen und Schließen des Mundes, Knacken oder Reiben des Kiefergelenks, übermäßige Zahnabnutzung, Zähneknirschen oder Zahnlockerungen.
Neben dem können außerhalb des eigentlichen Kieferbereichs Symptome auftreten, typisch sind dabei vor allem chronische Kopfschmerzen und Migräne, Schmerzen im Gesicht, Schwindel, Ohrenschmerzen und Ohrgeräusche (Tinnitus), Schlafstörungen, Augenflimmern, Rücken- und Knieschmerzen sowie Schulter- und Nackenverspannungen.
Chronische Gesichtsbeschwerden
Häufig handelt es sich um einen anhaltenden idiopathischen Schmerz, der auch als „atypischer Gesichtsschmerz“ bezeichnet wird und besonders Frauen im Alter von 30 bis 50 Jahren betrifft. Kennzeichnend ist hier, dass es keine erkennbare Ursache gibt, die Beschwerden also weder den typischen Nervenschmerzen noch einer anderen Erkrankung zuzuordnen sind. Als Auslöser werden daher zum Beispiel seelisch bedingte Störungen diskutiert, ebenso vermuten einige Experten, dass die Probleme Teil einer allgemeinen chronischen Schmerzerkrankung sein könnten.
Eine weitere mögliche Ursache sind Störungen des Nervensystems infolge einer Verletzung oder Operation im Hals-Nasen-Ohren-, Zahn-, Mund- oder Kieferbereich. Ebenso kann sich durch einen invasiven Eingriff an den Zähnen (z.B. Extraktion, Wurzelkanalbehandlung) eine begrenzte Form des Gesichtsschmerzes entwickeln („atypische Odontalgie“).
Betroffene leiden meist am Tag unter einem einseitigen Dauerschmerz, welcher als brennend, bohrend, pulsierend und tiefgehend beschrieben wird. Nachts lässt dieser hingegen normalerweise deutlich nach oder verschwindet ganz, sodass der Schlaf nicht beeinträchtigt ist. Möglich sind auch längere Phasen ohne Beschwerden, zudem können sie im Verlauf der Erkrankung auch auf der anderen Gesichtshälfte oder beidseitig auftreten. Häufig schmerzt vor allem der Bereich des Oberkiefers, des Auges, der Nase und der Stirn, möglich ist aber auch eine weitere Ausbreitung, z.B. in den Nacken oder das Kinn.
Anders als bei einer Trigeminusneuralgie kommt es bei einem atypischen Gesichtsschmerz normalerweise nicht zu plötzlichen Schmerzattacken und zusätzlichen Gefühlsstörungen, zudem gibt es keine bestimmten Provokationsfaktoren, die einen Schub auslösen können. Nichts desto trotz kommt es in einigen Fällen vor, dass die Schmerzen z.B. in Stresssituationen oder durch sehr kalte Temperaturen stärker werden.
Häufig ist der atypische Gesichtsschmerz zudem mit psychischen Problemen verknüpft, wobei vor allem depressive Verstimmungen auftreten. Hinzu kommt es bei einigen Betroffenen parallel zu weiteren körperlichen Beschwerden wie z.B. Rückenschmerzen, Nackenschmerzen oder Migräne.
Schmerzen im Gesicht bei Erkältung
Die Beschwerden können auch im Zuge einer Erkältung auftreten, welche häufig auch als “grippaler Infekt” bezeichnet wird. Dabei handelt es sich um eine akute Infektion der oberen Atemwege, welche meist durch Erreger wie Adeno-, Rhino-, oder Coxsackieviren verursacht wird und die zu den häufigsten Erkrankungen generell zählt. Dementsprechend gelten bei Erwachsenen bis zu drei sowie bei Vorschulkindern sogar bis zu zehn Erkältungen durchschnittlich als „normal“, erst bei einer höheren Anzahl wird gewöhnlich von einer Infektanfälligkeit gesprochen.
Die Erreger werden in den meisten Fällen per Tröpfcheninfektion verbreitet, indem diese durch Husten, Niesen etc. in die Luft gelangen und in der Folge von anderen Personen eingeatmet werden. Darüber hinaus ist eine “Schmierinfektion” möglich, bei welcher die Erreger entweder direkt (z.B. durch die Berührung eines infizierten Menschen) oder indirekt über kontaminierte Lebensmittel, Gegenstände oder Trinkwasser von Mensch zu Mensch gelangen. Ein typischer Weg ist hier zum Beispiel das Niesen, bei welchen die Viren auf die Hände und von dort auf sämtliche Gegenstände gelangen, die im Anschluss angefasst werden (Türklinken, Treppengeländer, Telefone etc.). Berührt nun ein anderer Mensch die kontaminierten Stellen, kann es zu einer Ansteckung kommen, denn von den Händen gelangen die Erreger schnell auf die Schleimhäute (z.B. durch Kratzen an der Nase).
Da eine erfolgreiche Abwehr der Erreger nur durch ein intaktes Immunsystem gelingen kann, steigt das Risiko für eine Ansteckung dementsprechend durch immunschwächende Faktoren wie Unterkühlung, Stress oder andere Erkrankungen. Zudem kann das Zusammensein mit vielen Menschen in geschlossenen Räumen (z.B. am Arbeitsplatz, im Kindergarten etc.) vor allem in der Erkältungssaison die Entstehung eines grippalen Infekts begünstigen.
Typisch sind bei einer Erkältung anfänglich ein trockener Hals und Halsschmerzen, im weiteren Verlauf treten zudem Symptome wie Husten, Schnupfen, Heiserkeit, Kopfschmerzen, Fieber, Gliederschmerzen und allgemeine Erschöpfung auf.
Kennzeichnend sind zudem ein Spannungsgefühl und/oder Gesichtsschmerzen, welche als stechend und bohrend beschrieben werden und sich normalerweise normalerweise durch Druck oder beim Beugen des Kopfes verstärken. Diese treten besonders stark bei einer Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) auf, welche zu den häufigsten Komplikationen bei einer Erkältung zählt.
Kommt es durch die geschwächte Abwehr zusätzlich zu einer bakteriellen Infektion („Superinfektion”), entwickelt sich gerade bei erkälteten Kindern häufiger eine Mandel- (Tonsillitis) oder Mittelohrentzündung. Durch die Ausbreitung der Erkältungsviren auf Rachen, Hals, Bronchien, Gehörgang usw. steigt das Risiko für weitere Komplikationen wie eine Bronchitis, Lungen-, oder Kehlkopfentzündung.
Ursachen Fazialisparese
Eine Lähmung des Gesichtsnervs (Fazialisparese) kann sich durch Schmerzen im Ohrbereich und im Gesicht ankündigen. Für diese kommen je nach Form verschiedene Ursachen wie z.B. eine Infektion mit Borrelien, eine akute schwere Mittelohrentzündung mit Knochenentzündung, Hirnhautentzündungen, ein Schlaganfall oder Tumore im Hirnstamm in Betracht. In den meisten Fällen tritt eine Fazialisparese jedoch ohne erkennbare Ursache auf („idiopathische Fazialisparese“ oder „Bell-Lähmung“), wobei als möglicher Auslöser vor allem eine reaktivierte Infektion mit dem Herpes-simplex-Virus oder auch eine Borrelliose vermutet wird.
Kennzeichnend für eine Fazialisparese ist normalerweise eine halbseitige Gesichtslähmung, welche sich typischerweise durch das Herunterhängen des Mundwinkels äußert. Hinzu kommen weitere Symptome wie ein gestörtes Geschmacksempfinden, verminderter Tränen- und Speichelfluss, trockene Nasenschleimhäute und eine Überempfindlichkeit gegenüber Geräuschen (Hyperakusis), zudem können die Augenlider oft nicht mehr vollständig geschlossen werden.
Gürtelrose
Die Gesichtsbeschwerden können durch eine Gürtelrose (Herpes zoster) hervorgerufen werden. Bei dieser handelt es sich um entzündliche Viruserkrankung, die zwar prinzipiell in jedem Lebensalter auftreten kann, meist aber ältere Menschen betrifft. Ausgelöst wird die Erkrankung durch das „Varicella-Zoster-Virus“, wobei die Erstinfektion in den meisten Fällen bereits in der Kindheit erfolgt und sich als stark juckende Windpocken äußert.
Nach überstandener Erkrankung verbleibt das Virus jedoch zum Teil „versteckt“ in den Nervenbahnen und kann dadurch im späteren Leben unter bestimmten Bedingungen wieder aktiviert werden und eine unangenehme Gürtelrose hervorrufen. Die genauen Auslöser für diese Reaktivierung sind jedoch bisher nicht eindeutig geklärt. Vermutet werden vor allem ein geschwächtes Immunsystem (z.B. bei Krebs, AIDS) sowie erbliche Faktoren, Stress, seelische Belastungen oder Hautirritationen.
Charakteristisch für einen Herpes zoster ist vor allem ein schmerzhafter, streifenförmiger und juckender Hautausschlag auf einer Körperseite, der aus roten Flecken und kleinen Bläschen besteht. Dieser Bläschenausschlag tritt meist an der Brust und am Bauch auf, befinden sich die Varicella-Zoster-Viren in den Hirnnerven, kann eine Gürtelrose auch im Gesicht entstehen.
Der typische Hautausschlag entlang des betroffenen Nervs zeigt sich jedoch meist erst einige Tage nach der Infektion. Stattdessen sind die ersten Anzeichen ein allgemeines Krankheitsgefühl, Abgeschlagenheit, starke Müdigkeit und leichtes Fieber, durch die Entzündung des Nervs treten starke Schmerzen und teilweise massives Brennen auf. Betrifft der Herpes zoster das Gesicht, kann es zu Taubheitsgefühlen, Kribbeln, Zahnschmerzen, Seh- und Hörstörungen oder Gesichtsmuskelausfällen kommen. Ein Herpes Zoster im Bereich des Gesichts sollte im Krankenhaus behandelt werden.
Weitere Ursachen für Gesichtsschmerzen
Für die Beschwerden können z.B. chronisch-entzündliche Erkrankungen des zentralen Nervensystems wie eine Multiple Sklerose verantwortlich sein, zudem kommt die autoimmun bedingte Schilddrüsenentzündung Hashimoto-Thyreoiditis oder die rheumatische Gefäßerkrankung Arteriitis temporalis in Betracht.
Treten die Schmerzen im Bereich des Kiefers bzw. im Unterkiefer auf, kann im Ernstfall ein Herzinfarkt die Ursache sein. Dieser ist vor allem denkbar, wenn parallel weitere typische Herzinfarkt-Symptome wie plötzliche, starke, drückende oder brennende Brustschmerzen auftreten, welche nicht nur in den Kiefer, sondern auch in den Oberbauch, Rücken, linken Arm oder die Schulter ausstrahlen können.
Hinzu kommen weitere typische Anzeichen wie Schwindel, ein Engegefühl in der Brust, Gesichtsblässe, kalter Schweiß, Übelkeit und Erbrechensowie starke Angst und/oder Panik.
Achtung: Besteht nur der geringste Verdacht auf einen Infarkt, gilt es, sofort den Notarzt zu alarmieren (112 oder die örtliche Notrufnummer) und je nach Notwendigkeit Erste-Hilfe-Maßnahmen wie die Hochlagerung des Patienten, eine Herz-Lungen-Wiederbelebung, Entfernen beengender Kleidung (z.B. Krawatte, Hemdknöpfe) etc. durchzuführen.
Therapie bei Schmerzen im Gesicht
Die Behandlung richtet sich immer nach der jeweiligen Ursache, weshalb eine gründliche ärztliche Untersuchung und genaue Diagnose besonders wichtig sind. Dementsprechend beinhaltet die Therapie zum Beispiel Schmerzmittel (Analgetika), so genannte Antikonvulsiva, die bei neuropathischen bzw. einschießenden Schmerzen eingesetzt werden (z.B. Carbamazepin, Oxcarbazepin) oder Trizyklische Antidepressiva wie zum Beispiel Amitriptylin.
Treten die Beschwerden chronisch auf, kann der Aufenthalt in einer Schmerzklinik sowie der gezielte Abbau von Stress sehr hilfreich sein. Ebenso können Betroffene durch verhaltenstherapeutische Verfahren lernen, Ängste abzubauen und Bewältigungsstrategien zu verinnerlichen. In schwereren Fällen können chirurgische Maßnahmen angezeigt sein, die jedoch nur nach einer genauen Indikationsstellung erfolgen sollten, um gesundheitliche Risiken bzw. eine Verstärkung des Krankheitsbildes zu vermeiden.
Konnte beispielsweise per Ausschlussdiagnose der relativ häufig vorkommende anhaltende idiopathische Gesichtsschmerz diagnostiziert werden, hat sich in vielen Fällen eine Kombination aus medikamentöser Behandlung und verschiedenen Entspannungstechniken wie z.B. autogenem Training oder Meditation bewährt. Zudem können spezielle Schmerztherapien und verhaltenstherapeutische Maßnahmen helfen, Strategien für eine bessere Bewältigung und den aktiven Umgang mit dem Schmerz zu erlernen. Dies stellt in der Behandlung des atypischen Gesichtsschmerzes einen zentralen Punkt dar, denn da eine Heilung nur in Ausnahmefällen gelingt, besteht das Ziel vor allem in der Linderung der Beschwerden.
Im Rahmen der medikamentösen Behandlung werden häufig so genannte trizyklische Antidepressiva wie Amitriptylin verordnet, welche auch bei Spannungskopfschmerzen zum Einsatz kommen. Denn diese greifen zum einen in die Schmerzverarbeitung im Gehirn ein und mildern zugleich psychische Beschwerden, unter denen eine Vielzahl der Betroffenen leidet.
Unter Umständen sind krampflösende Medikamente (Antikonvulsiva) wie z.B. Carbamazepin oder Gabapentin hilfreich, Schmerzmittel gelten hingegen als wenig wirksam. Ebenso raten Experten wie z.B. von der „Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft“ im Falle von atypischen Schmerzen im Gesicht von operativen Eingriffen ab, da diese weitere Schäden verursachen und eine anhaltende Verstärkung der Schmerzen verursachen können.
Naturheilkunde bei schmerzendem Gesicht
Reicht die konventionelle Schmerztherapie nicht aus oder treten starke Nebenwirkungen durch die Medikamente auf, können alternative Heilverfahren z.B. bei der Behandlung der massiven Schmerzen einer Trigeminusneuralgie in vielen Fällen eine wirksame Hilfe sein. Hier kommen unter anderem homöopathische Arzneimittel in Betracht, wobei eine Linderung der Beschwerden im Falle dieser chronischen Erkrankung oft erst durch eine Kombination mehrerer passender Arzneien erreicht werden kann.
Häufig wird Belladonna (Tollkirsche) empfohlen, vor allem, wenn die Schmerzen bei Druck, Berührung, Bewegung und draußen stärker werden, während sie bei Ruhe und Wärme eher zurückgehen. Belladonna-Patienten haben oft einen hoch roten und heißen Kopf, hinzu kommt ein schneller und kräftiger Puls, welcher zu einem heftigen Pochen in der Halsschlagader führt. Generell sind Personen, die gut auf Belladonna reagieren, innerlich unruhig, aufgeregt und oft ängstlich, wodurch sie grundsätzlich schlecht zur Ruhe kommen und häufig unter Einschlafstörungen, unruhigem Schlaf und Alpträumen leiden.
Tritt die Trigeminusneuralgie links auf und ist gekennzeichnet durch regelmäßig wiederkehrende Gesichtsbeschwerden, die in der ersten Tageshälfte immer schlimmer, zu Abend aber wieder leichter werden, kann Spigelia helfen. Ist hingegen eher die rechte Seite des Gesichtes betroffen und die Neuralgie mit Taubheitsgefühlen verbunden, wird häufig Kalmia latifolia eingesetzt. Darüber hinaus bestehen eine Reihe weiterer homöopathische Mittel, die sich bei einer Gesichtsneuralgie, aber auch bei atypischen Gesichtsschmerzen bewährt haben, z.B. Magnesium phosphoricum, Cactus grandiflorus, Colocynthis oder Cedron.
Ob bzw. welches Mittel im Einzelfall in Frage kommt, muss im Falle einer Trigeminusneuralgie unbedingt mit einem Homöopathen bzw. naturheilkundlich ausgerichteten Arzt besprochen werden, denn gerade bei chronischen Schmerzen sollte eine Therapie nie auf eigene Faust stattfinden. Stattdessen gilt es, die Neuralgie immer zunächst neurologisch und/oder zahnmedizinisch abklären und sich im nächsten Schritt das/die geeignete(n) Mittel von einem Experten heraussuchen zu lassen.
Neben dem kann die Akupunktur bei der Behandlung einer Trigeminusneuralgie sinnvoll eingesetzt werden. Hier dürfen allerdings bei starken anfallartigen Schmerzen keine Akupunkturnadeln in die betroffene Seite gestochen werden, da die Beschwerden zunehmen bzw. erneute Anfälle ausgelöst werden können. Stattdessen werden zunächst die andere Seite des Gesichts oder schmerzlindernde Fernpunkte an Händen und Füßen genadelt, wobei in schweren Fällen oft eine tägliche Behandlung angezeigt ist, bei welcher die Nadeln eine halbe Stunde bis Stunde in der Haut belassen werden.
Sind die starken Schmerzen nach etwa sechs bis acht Sitzungen zurückgegangen, wird auch die kranke Gesichtshälfte behandelt, dabei jedoch zunächst mit wenigen Nadeln und einer geringen Reizstärke. Ab diesem Zeitpunkt können laut der Deutschen Akupunktur Gesellschaft häufig bis dahin eingesetzte Medikamente langsam reduziert werden, eine vollständige Befreiung vom Schmerz tritt jedoch bei vielen Patienten erst nach 10 bis 20 weiteren Behandlungen ein.
Ist eine Erkältung oder Nasennebenhöhlenentzündung der Auslöser für das schmerzende Gesicht können unter anderem verschiedene Hausmittel gegen Schnupfen eine Linderung der Beschwerden bringen. Hier eignen sich z.B. die Schüssler Salze Kalium chloratum (Nr. 4), Silicea (Nr. 11) und Kalium sulfuricum (Nr. 6) sowie verschiedene Anwendungen der bewährten Hydrotherapie nach Pfarrer Sebastian Kneipp („Kneipp-Kur“).
Meist wirkt Wärme sehr wohltuend, ebenso gelten Dampfinhalationen mit Salbei- oder Kamillentee, Kochsalz oder ätherischen Ölen (z.B. Eukalyptus, Pfefferminz) als wirksames Heilmittel, um die Atemwege zu befeuchten und zu befreien. Auch bei einer Cranio Mandibulären Dysfunktion (CMD) hilft häufig Wärme, indem zum Beispiel regelmäßig ein feucht-warmer Waschlappen auf die betroffene Stelle im Gesicht gelegt oder diese mit einer Rotlichtlampe bestrahlt wird. Ein warmes Bad kann insgesamt sehr entspannend sein und dadurch zur Schmerzlinderung beitragen.
Generell ist es bei chronischen Schmerzen ratsam, Maßnahmen zu ergreifen, die das Immunsystem stärken. In diesem Zusammenhang ist vor allem auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und regelmäßige körperliche Aktivität zu achten. Betroffene sollten auf Nikotin und übermäßigen Alkoholkonsum verzichten, um eine Verstärkung der Beschwerden zu vermeiden.
Da Schmerzen im Gesicht häufig eine enorme Belastung und Einschränkung der Lebensqualität bedeuten, ist es außerdem sehr wichtig, dass Patienten geeignete Verfahren und Maßnahmen zum Stressabbau finden. Hier bieten sich vielfältige Möglichkeiten an, um Entspannung und eine starke, ausbalancierte „Mitte“ zu erlangen, wie beispielsweise Yoga, autogenes Training, Meditation oder die progressive Muskelrelaxation nach Jacobson.
Besteht ein chronisches Schmerzleiden, wie z.B. bei einem atypischen Gesichtsschmerz, ist ergänzend eine Verhaltenstherapie meist sehr sinnvoll, durch welche die Betroffenen einen besseren Umgang mit den Schmerzen erlernen und dadurch wieder mehr Lebensqualität erreichen können. (nr)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Manfred A. Ullrich: Migräne und Trigeminusneuralgie erfolgreich behandeln, Spurbuch Verlag, 2014
- Rainer Freynhagen, Ralf Baron: Neuropathischer Schmerz, Aesopus Verlag, 2. Auflage, 2006
- Michael Rubin: Trigeminusneuralgie, MSD Manual, (Abruf 02.09.2019), MSD
- Michael Rubin: Fazialisparese, MSD Manual, (Abruf 02.09.2019), MSD
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.